Prolog

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„Ah, fuck!"

„Zora, keine Schimpfwörter!"

„Klappe, Celina!"

„Hahaha, ich töte dich!"

„Nooooo, I'm dying! Helft mir Dämonen dieser Erde! Warte, warte, warte, es funktioniert! Du bist sowas von tot, Rayna!"

„Game Over."

„Noch nicht, Celina, noch ist der Kampf zwischen Zora und noch nicht entschieden, alles kann sich noch drehen und wenden, die Seiten gedreht, der Stock gewendet, so schwöre ich, werde ich gewinnen. Zora mag stark aussehen, kommt gegen meine unheimliche Macht und Autorität als Weltherrscherin aber nicht an. Die ganze Welt wird Zeuge meines glorreichen Sieges werden..."

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Weit, weit entfernt in einem kleiner gut behüteten Kammer befanden sich drei merkwürdige Gestalten. An einem großen antiken Schreibtisch aus glänzend braunem Holz saß ein wohl genährter Mann in seinen Vierzigern. Mit jeder Bewegung raschelte sein brauner Umhang verheißungsvoll, das kantige Gesicht blickte auf ein beschriebenes Pergamentblatt. Seine dicken Augenbraunen lagen in tiefen Falten, die Stirn war bis zum kahlen Haaransatz gerunzelt.

Er ließ das Papier sinken und seine Augen fanden den Weg zu den zwei Gestalten vor sich. Mit ihm in dem mittelalterlich gestalteten Turmzimmer befanden sich ein Mann, in bunten Gewändern ähnlich denen des legendären D'Artagnan gekleidet, und eine ältere Frau. Ihre blinden Augen bohrten sich in die der Figur hinter dem Schreibtisch. Ihre Kleidung stand in starkem Kontrast zu der der Männer, trug sie doch keine altertümlichen Umhänge, sondern war in einen schneeweißen Doktorkittel gekleidet, Hologramme menschlicher Organe auf ihrem Mantel zu sehen.

Der Mann am Schreibtisch, Sir Jaan, setzte sich auf und räusperte sich, nicht der Aufmerksamkeit wegen, sondern, weil ihm drohte die Stimme zu versagen auf Grund der Argumente, die er ihnen gegenüber bringen würde und die er selbst nicht glaubte. Allerdings hatte er schon längst keine Wahl mehr. Zu viel Wissen, zu viel Leid durch dieses Wissen, dass er nicht mit seinen engsten Vertrauten teilen konnte, jetzt blieb nur noch diese eine Hoffnung.

Diese eine Hoffnung, die in diesen Kindern lag. Und so würde er seinen Getreuen nun das Blaue vom Himmel runter lügen und ihnen versichern müssen, dass die Erweckung jener Mädchen kein Risiko barg, sodass sie nicht verärgert loszogen und sich ohne seines Wissens des Risikos entledigten: „Ich muss zugeben, dass ein derartiges Verhalten nicht unbedingt Wandlern oder unserer Organisation angemessen ist, dennoch handelt es sich um Kinder. Wir sollten ihnen eine Chance geben, ihre Fähigkeiten für das Richtige einzusetzen."

„Ihr könnt ihr Verhalten nicht mit ihrem Alter entschuldigen, Sir Jaan. Zumindest diese Rayna zeigt eindeutig Tendenzen, den selben dunklen Pfad wir ihr Vater einzuschlagen.", es war der Mann im Musketieranzug, der seinem Freund direkt widersprach. Und Recht hatte er auch noch. 

Während Sir Jaan noch nach überzeugenden Argumenten suchte, nickte die ältere Frau zustimmend, sodass ihr in einem Knoten gebundenes, graues Haar auf und ab wippte: „Ich gebe dir Recht, Aster, zwei der Mädchen lassen sich definitiv als Gefahr einschätzen. Es wird nichts Gutes dabei herauskommen, wenn wir zwei Kindern, deren Ziel die Weltherrschaft ist, immense Macht verleihen."

„Aster, Doktor Elina, es mag sein, dass ihr Verhalten von... kindlicher Naivität geprägt ist, bieten wir ihnen allerdings die Möglichkeit ihr Erbe zu tragen, werden sie daraus Verantwortung lernen und zu wahrer Größe finden.", sprach Sir Jaan, doch seine schwache Stimme wurde direkt von Aster übertönt.

„Die? Diese Kinder? Ihr vermögt zu scherzen, Sir Jaan. Diesen, verzeiht, Tunichtguten die Macht des Weltenwandlers zu verleihen, wird den Untergang unserer Vereinigung bedeuten. Wenngleich diese Celina doch einigen Verstand bewahrt zu haben scheint, flehe ich euch an, eure Entscheidung erneut zu überdenken."

"Aster, diese Kinder können keine Idioten sein, wie oft denn noch?! Wenn sie nur ein Zehntel des Verstandes ihrer Eltern geerbt haben, übertrifft ihr Geist jetzt schon den eines durchschnittlichen Erdenbewohners. Gewiss haben sie bereits bemerkt, dass wir sie überwachen und stellen sich deshalb so dämlich an. Sie sind wahre Monster, die sich nach den menschlichen Seelen ihrer Kameraden verzehren! Ich stimme nach wie vor dafür ab, diese Bedrohung sofort aus den Universen zu schaffen. Und möge es nicht nur ihretwegen sein, versteht ihr denn nicht, was geschieht, sobald die Gefallenen ihre Nachfahren finden?", brachte Doktor Elina zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, bemüht nicht zu schreien. Doch ihre Aufregung verriet sie und zauberte ihr rote Flecken auf Hals und Wangen.

Sir Jaan wurde leichenblass. Diese Kinder zu töten? Nein. Wieso lief es derart aus dem Ruder, wunderte er sich still. Eigentlich wollte er seine Freunde doch von seinem Plan überzeugen und keinen Mord planen.

„Doktor Elina, wie werden die unschuldigen Kinder unserer vergangenen Mitwandler nicht ermorden. Das ist...noch keine Option. Sir Jaan, bitte lasst sie auf ihrer Erdenversion verweilen. Es steht zu viel auf dem Spiel und...", es war Aster, der seiner Freundin widersprach. War er sich doch der Gefahr bewusst, die übereiltes Handeln barg.

Am Ende würden noch die Vorfahren davon Wind bekommen. Allein dieser Gedanke reichte aus, um Aster und Sir Jaan Schweißperlen auf die Stirn zutreiben.

Seine vor Angst und Horror zitternden Hände tarnte Sir Jaan als Ausdruck seiner Wut und brüllte lauter heraus, als beabsichtigt: „Genug. Es verärgert mich außerordentlich, dass ihr meine Entscheidung anzweifelt. Wir werden ihre Kraft erwecken und sie einen Sprung machen lassen und sehen, wie sich alles einschaukelt. Wenn, nein, weil alles gut geht, werden wir sie nach ihrem kleinen Abenteuer rekrutieren und fähige Krieger für unser Unternehmen gewinnen."

"Und wenn sie stattdessen in dem Universum die gesamte Bevölkerung massakrieren, versklaven und Tempel für Katzen und Bäume errichten?"

Doktor Elinas gemurmelter Einwand ließ ihn innerlich auflachen. Der Schaden, den sie auf einer Erdenversion anrichten konnten, war weitaus geringer, als der, den das kommende Übel im Multiversum bereits angerichtet hatte und noch anrichten wird. Im Fall der Fälle könnten sie als Wandlerzirkel das Universum, in dem sich die Mädchen befanden, einfach versiegeln. Es bestand zwar die Gefahr, dass die Gefallenen sie so aufspüren konnten. Aber im Notfall ließ sich die ganze Geschichte mit einem kleinen, notwendigen Massaker lösen.

Ein Hauch von Wahnsinn lag in den Augen Sir Jaans, als er mit tiefer Stimme auflachte: "Hohoho, Aster, mein Guter, glaubt doch nicht alles, was diese Kinder vor sich hin plappern. Sie haben doch nur einen Spaß gemacht, das sechzehnte Jahrhundert schlägt euch wohl auf den Geist."

Aster brummte nur und zupfte an seinen Schulterpolstern rum. Doktor Elina war  jedoch alles andere von überzeugt. War sie es doch gewesen, die dieses Gespräch der Mädchen  aufgezeichnet, auf Papyrus gedruckt und dem Zirkelführer, Sir Jaan, vorgelegt hatte.

Ihre gegrauten Augenbrauen runzelten sich eine Sekunde entschlossen. Sie würde diese Kinder beobachten. Sie würden ihrem Schatten nicht entkommen. Und sollten sie die Weltherrschaft ergreifen oder den Bewohnern des Universums anderen Schaden zufügen, dann würde sie, Doktor Elina van Hoofen, Weltenwandlerin der dritten Generation, höchstpersönlich das Henkersbeil schwingen.














Willkommen, Weitgereiste!

Wie auch immer ihr her fandet, weg werdet ihr nicht mehr finden. Denn Zora und Rayna sind nicht nur in diesem Buch eingesperrt- ihr seid mit ihnen hier eingesperrt!


Bis die Valar fallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt