Die (total un)erwarteten Besucher

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Eigentlich hatte ich gestern geplant, mich an Celina für die Drei zu rächen und ihr Zahnpasta in die Schuhe zu schmieren, allerdings gab es das zu dieser Zeit in Mittelerde anscheinend noch gar nicht. Auf der Suche nach etwas Ähnlichem, hatte ich aus Versehen eine Vase umgestoßen und musste mich dann im Kamin vor einem wachen Hobbit verstecken. Alles in einem war das der größte Misserfolg, den ich je zu verzeichnen hatte.

Auch, wenn es gestern Abend spät geworden war, wachte ich heute Morgen für mein Verhältnis ziemlich früh auf. Entweder lag das daran, dass ich in einer neuen Welt war oder daran, dass es in der ganzen Hobbithöhle sehr gut nach Frühstück roch. Ich muss schon sagen, in einer Hobbithöhle mit vielen Leckereien um sich herum aufzuwachen, ist gar nicht so übel.

Nach dem Frühstück, mit einem sehr genervten Hobbit, blieb uns nichts anderes übrig, als auf die Zwerge zu warten. Natürlich hatte ich meine Theorien, warum der friedliche Hobbit so genervt war, aber als ich einmal das Wort Grünkohl im Gespräch verwendete, zuckte er merklich zusammen. Obwohl ich mich bei ihm entschuldigt hatte! Hatte ich doch... oder?

Was die Zwerge betraf, hatte ich Bilbo nicht gespoilert. Sein Gesichtsausdruck später würde Gold wert sein. Gold, wenn wir schon davon sprechen. Mit dem Schatz des Erebors, würde ich mir dann die Weltherrschaft kaufen und so meine Bergherrschaft erweitern. Und ja, die ist kaufbar. Nur Zeit kann man sich nicht kaufen. Es sei denn, man kauft eine Zeitmaschine, die funktioniert. Aber dann hätte man sich theoretisch auch keine Zeit gekauft. Aber man könnte Zeit verkaufen. Jetzt bin ich verwirrt. Wie kann man etwas verkaufen, obwohl man es nicht gekauft hat?

Aber wenn ich Hühner hätte und die Eier legen würden, dann hätte ich die Eier auch nicht gekauft, könnte sie aber verkaufen. Mein Gehirn würde noch einen Burnout bekommen! Wieso musste die Welt nur so kompliziert sein? Ich strich mir eine Strähne meines Haares aus dem Gesicht und dachte darüber nach, sie zu flechten. Das würde bestimmt voll hübsch aussehen.

Aber ich hoffte sehr, dass ich Thranduil oder Legolas wirklich treffen könnte. Der König des Düsterwaldes war meine absolute Lieblingsfigur im ganzen Film und ich konnte es kaum erwarten ihn zu sehen. Aber bis es soweit war, lagen vor mir und meinen Mitstreitern noch Treffen mit Steinriesen, Orks und Goblins. Sollten wir überhaupt so lange überleben. Das war hier nicht irgendein Fantasy Märchen. Aber ich würde es schon schaffen, solange ich mich im finalen Kampf nicht an Durins Erben hielt.

Ich klaute mir von Bilbo eine Feder plus Tinte und etwas Pergament, um mein ganzes Wissen über Mittelerde niederzuschreiben. Nicht, dass ich noch etwas Wichtiges vergaß! Allerdings traf es kritzeln am Ende wohl eher. Meine Finger waren „etwas" mit Tinte beschmiert und die graue Feder hatte eine neue Farbe. Aber meine Notizen waren noch vollständig lesbar! Zumindest für mich. Für andere sah es wohl eher nach einer neuen Schriftart aus. Auch für meine ,,werten Mitreisenden", wobei ich am meisten wert war! Das ist euch ja klar!

Als es dann endlich gegen elf Uhr klopfte, stand ich schon eine Weile wartend, mit verschränkten Armen vor der Tür. Meine Ohren hatte ich mit einer einfachen Frisur verdeckt und ich hoffte, alle würden mich als Menschen erkennen, denn natürlich war mir bekannt, dass vor allem Thorin und Dwalin vollkommene Rassisten waren. Denen würde ich einen Vortag über Diskriminierung und den zweiten Weltkrieg halten, würden die mich jemals als Elbe erkennen. Ich hoffte nur, dass sie nicht auf die dumme Idee kamen, Elben in Lager zu stecken.

Bilbo kam aus seinem Zimmer, schob sich vorsichtig an mir vorbei und öffnete die Tür. Dwalin brachte mit einem höflichen Grinsen seinen Spruch: ,,Dwalin, zu euren Diensten."

Ich auch: ,,Zora, nicht zu euren Diensten.'' Dwalin schaute mich seltsam an und dann verengten sich seine Augen. Hatte ich mir jetzt etwa schon einen ersten Feind gemacht?

Bis die Valar fallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt