Geschichtsunterricht in Mittelerde

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Irgendwann hörte dann mein Pony auf, hin- und her zu schaukeln und ich öffnete träge ein Auge. So großartig hatte sich meine Umgebung nicht verändert. Ich sah immer noch nichts als Wildnis. Wir hatten auf einer kleinen Lichtung am Rande eines Waldes haltgemacht. Das Gras war hoch und der Himmel bewölkt. Mit einem Seufzen schwang ich mich, elegant wie immer, vom Pferd runter und landete fast auf meinen Füßen. Das war aber auch kein Wunder, immerhin saß ich das letzte Mal mit fünf Jahren auf einem Pony. Reiten hatte mich noch nie so richtig interessiert, dafür war ich im Schützenverein und damit um einiges cooler als Reiter. Ich hatte wirklich Glück, dass mein Pony einfach den anderen hinterherrannte. Außerdem hatten ich und Puma, wie ich mein Pony nannte, eine stille Übereinkunft getroffen. Es machte einfach Celinas Pony alles nach und ließ sich von einem sprechenden Baum neben sich nicht verunsichern, wofür ich es hingegen einfach in Ruhe ließ.

Ich nahm mein Pony am Zügel und stellte es neben Cels Pony ab, bevor ich mich zu der restlichen Gruppe gesellte. Celina, die seitlich von der Kochstelle vor sich hin döste, weckte ich aber lieber nicht. Die anderen waren zum Teil um einen großen Kochtopf versammelt, aus dem es eher so mittelmäßig roch. Ich hoffte, es schmeckte nicht so wie es roch und ich hoffte meinen Magen heute nicht noch einmal auf unschöne Weise entleeren zu müssen. Mir war immer noch ziemlich übel und mein Kopf hämmerte im Takt zu dem Klackern des Löffels im Kochtopf. Mies gelaunt ging ich zum Topf und riss Bilbo den Löffel aus der Hand. Schlagartig verstummte es um mich herum.

Kennt ihr diese Tage, an denen jeder wie eine Pinata aussieht, sobald man einen Stock in die Hand nimmt?

,,Nicht so laut.", knurrte ich und warf den Löffel wütend zurück in den großen, vollen Kochtopf, der vor mir stand.

War diese Aktion gut durchdacht gewesen?

Nein.

Hätte ich es eigentlich besser wissen müssen?

Ja.

War es eine dumme Idee gewesen, einen Gegenstand in den mit sehr heißem Brei gefüllten Kochtopf direkt vor mir zu werfen?

DEFINITIV!

Kaum berührte der Löffel die Oberfläche des Breis, spritzte der heiße Brei durch Blasen auf und jeder, der nicht schnell genug in Deckung sprang, bekam etwas von der kochenden Flüssigkeit ab. Da ich heute nicht genügend geschlafen hatte und mein Körper geschwächt war, bekam ich trotz meiner Elbenreflexe etwas ab. Nur Bilbo und Celina, die im falschen Moment von ihrer Decke aufgestanden war, waren mit mir Opfer des Breis. Alle anderen hatten sich schnell außer Reichweite geworfen.

Zischend zog ich die Luft ein, während ich blitzschnell meinen linken Arm schüttelte, der geistesabwesend meine Augen geschützt hatte. Zwar war ich so zum Glück nicht blind, aber mein Arm brannte wie Feuer. Ich unterdrückte einen Schmerzensschrei und blinzelte die Tränen weg, die sich in meinen Augen bildeten. Zu weinen, würde meine Situation auch nicht verbessern. Ich war noch nie so schnell zu meinem Wasserschlauch gehechtet, um ihn zu öffnen. Meistens kam ich an diese Geschwindigkeit nur ran, wenn ich Rayna eine Dusche verpassen wollte.

Kaum kühlte das Wasser meinen Arm, atmete ich erleichtert auf. Erst verspätet fiel mir ein, dass Elben ja eine hervorragende Regeneration hatten. Wenn Thranduil sein entstelltes Gesicht heilen konnte,  könnte ich ja wohl auch die paar Tage überstehen bis die Brandblasen, die sich inzwischen gebildet hatten, verschwanden*. Zum Glück hatte ich noch etwas Zeit, bevor ich Orks bekämpfen musste. Warte. Ich konnte doch gar nicht kämpfen und eine Waffe hatte ich auch nicht! Ich würde mich einfach auf einem Baum, bevorzugt Rayna, verstecken, während die Zwerge die Feinde erledigten. Aber wenn ich so handelte, würde ich vielleicht keine Vala werden! Wie konnte ich kämpfen, ohne draufzugehen?

Bis die Valar fallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt