Kapitel 22

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Alle möglichen scenarios rasten durch meinen Kopf. Wir rannten Richtung Süden. Zum Rudelhaus. In Hunters Armen: meine beste Freundin. Schwer verletzt und seltsamerweise immer noch am schlafen. Warum ich weiß dass sie nur schläft und nicht bewusstlos ist? Ihr Wimmern, sowie das ständige Geflüster, machen das deutlich. Ich kann kaum verstehen was sie da sagt, doch gut klingt das nicht. Wenige Minuten später sehe ich das riesige Haus. Als man uns entdeckte, kam ein Mann uns entgegen. Er wollte Hunter, Mira abnehmen, doch dieser knurrte und lief weiter ins Haus. Entschuldigend blickte ich ihn an. Er winkte nur lächelnd ab und folgte den anderen ins Haus. Im Krankenzimmer legte Hunter die verletzte vorsichtig auf die Liege. "Was genau ist passiert? Ich habe nur Bruchstücke verstanden." fragte direkt Dr. Stone während er unseren provisorischen Verband entfernte, um sich die Wunde anzuschauen.

Ich erzählte was passiert ist. Die anderen nickten zustimmend. "Ihr wollt mir allen ernstes sagen das so eine Verletzung einfach aus dem Nichts kommt?! Wen wollt ihr eigentlich verarschen! Eine solch komplexe Verletzung entsteht nicht einfach so!" motzte Dr. Stone uns an. "Wir lügen nicht. Es ist dir Wahrheit! Sie lag da, schrie und wimmerte. Wir dachten sie wäre aus einem Albtraum aufgewacht. Aber wie sie sehen, schläft sie. Die Wunde hätte sie wecken müssen. Also WARUM machen Sie nicht ihren Gott verdammten Job und helfen ihr?!!!" schrie Ich den Mann an. Er fuhr sich durch die bereits gräulichen Haare und seufzte. "Ach Kinder, sie schläft nicht. Ihr Kreislauf ist zusammen gebrochen. Sie ist Bewusstlos." er glaubte uns nicht. Okay, ich würde das auch nicht glauben. Erst recht nicht wenn ein Haufen Teenager sowas behaupten würde. Doch irgendwie müssen wir ihn überzeugen. Die Frage, wie wir das anstellen sollten, beantwortete Mira für uns. Naja, mehr oder weniger. Erneut fing sie an zu schreien und schlug um sich. "Lass mich! NEIN! Ich war das nicht! Ich war das nicht!!!... Bitte... Ich war's nicht! Bitte nicht! BITTE! Bitte nicht! NEIN! Lass mich los! Lass mich, lass mich gehen. Bitte!" weinte sie. Hunter strich ihr beruhigend über den Arm. Er hatte die ganze Zeit neben ihr gesessen und jede Bewegung des Arztes genaustens verfolgt. Ihr Körper zitterte, kalter Schweiß kroch ihre Stirn entlang. Einzelne Tränen flossen über ihr Schmerz verzerrtes Gesicht. Es war ein schrecklicher Anblick. Dr. Stone murmelte etwas wie "unfassbar" und beäugte meine beste Freundin genauer. "Schaut mal, ihr Auge!" rief nun Christina. Um das rechte Auge bildete sich langsam ein blauer Fleck. Wie von Geisterhand gemalt, nahm das Hämatom erst eine Lila färbung, dann eine Blaue an. Stück für Stück mischte sich auch Grün dazu. Ein roter striemen zog sich von ihrem linken Ohr, über die Nase, bis hin zu ihrem Auge. Dessen färbung deutlich auf der blassen Haut hervor stach. Mira schrie und dann klappte ihr Körper, wie beim ersten Mal, wieder in sich zusammen.

Plötzlich flog die Tür auf und Lydia kam rein gerauscht. Die Frau die mir noch vor wenigen Stunden freundlich entgegen gelächelt hatte, sah nun aus als wäre sie mindestens 20 Jahre älter. Ihr Gesicht war bleich und man sah die Sorge ihn ihren Augen. Widerwillig machte Hunter ihr platz. Lydia beachtete uns nicht. Vorsichtig Strich sie über Mira's Kopf und redete sanft auf sie ein. "Pssssch. Alles gut Maus. Wach auf, es ist nur ein Traum." sie gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und wendete sich dann an uns. "Wieder ein Albtraum?" "Schon, aber nicht so wie letztes Mal." antwortete James. "Letztes Mal?" fragte nun Alpha Florian genau das was mir auf der Zunge lag. "Sie hatte Montag/Dienstag Nacht auch schon einen, aber nicht so schlimm. Wir brauchten gut 2 Stunden um sie zu wecken." kam es aus Richtung Tür. Dort stand Lydia's Mann, doch ich vergaß immer wie er heißt. "Ist etwas in dieser Nacht anders gewesen als sonst, Nickolas?" erkundigte sich Dr. Stone. Automatisch gingen alle Blicke zu James und Josh. "Warum guckt ihr uns jetzt so an.... Ahh ehm... Naja, nicht das ich wüsste. James?" der gefragte schüttelte nur den Kopf. "Okay, lasst von vorne Anfangen. Die erste Nacht, war da was passiert?" fragte ich. "Nein." antwortete Josh. "Sicher?" "Jap, wir sind auf der Couch eingeschlafen, wäre was nicht in Ordnung gewesen hätten wir das gemerkt." da kam mir eine Idee, aber ich wollte die erst überprüfen. "Und die Nacht von Sonntag auf Montag?" bitte lass mich recht haben! "Nope, da haben wir in meinem Zimmer nen Film geschaut. Dabei ist sie auch eingeschlafen."

"Und in der nächsten Nacht hatte sie den Albtraum?" erkundigte ich mich. "Ja" antwortete James. "Hat sie da auch bei euch geschlafen?" "Nein, warum-oh!" Nun schien auch den anderen ein Licht aufzugehen. "Wenn sie alleine ist hat sie Albträume. Jetzt wissen wir, wie wir dass in Zukunft verhindern können. Doch immer noch nicht, warum sie diese Wunden hat!" schnauzte Lydia. Man konnte ihr den Stress ansehen. Hunter hatte wieder seinen Platz neben Mira eingenommen und beobachtete den Arzt kritisch. Dem Alpha kam eine Idee. Er ging schnell in sein Büro und versicherte uns er würde Hilfe holen. Nun standen wir da. Auf der Krankenstation und wussten nicht wie wir helfen könnten. Versunken in meinen Gedanken realisierte ich erneut, was sie gestern erst für mich getan hatte. Sie hat einen Schlag abgefangen bei dem eigentlich hätten Knochen brechen müssen. "Das sind keine Albträume...." sagte ich und alle schauten verwirrt zu mir. "Und was soll es denn dann sein?" meinte Dr. Stone. "... Es sind Erinnerungen. Sie ist in ihren eigenen Erinnerungen gefangen." Alle schauten betreten zu Boden. Keiner ging davon aus, dass es so schlimm war. Die Tür ging erneut auf und vor uns stand eine schrullige alte Dame. Ein grünes Kleid was mit tausenden bunten Blüten überzogen war und eine riesige Hornbrille, erweckten den Eindruck einer Kräuterhexe. Unzählige Ketten hingen um den kaum vorhandenen Hals der pummeligen Frau um die 80. "Du hast recht mein Kind. Das sind keine einfachen Albträume. Sie hat, wie es aussieht nie mit der Vergangenheit abgeschlossen und jetzt ist ihr Verstand gefangen." pflichtete sie mir mit rauchiger Stimme bei. "Und wie entstehen dann die Verletzungen?" fragte ich verwirrt. "Sie erlebt alles so, wie es bereits geschehen ist. Auch alle Verletzungen." ich wusste nicht was ich darauf erwidern sollte. "Marta, kannst ihr nun helfen oder nicht?" kam es ungeduldig vom Alpha. "ICH kann es nicht. Aber sie können." sagte Marta und zeigte auf James, Josh, Chris, Sarah, Mike, Lukas, Hunter und mich. "Wie?" fragten alle anwesenden gleichzeitig. "Die Kinder müssen in ihren Kopf und den Schlüssel finden. Das kann ein Wort sein, ein Name, ein Gegenstand, eine Erinnerung.... Alles mögliche. Ihr werdet es erkennen wenn ihr es seht, oder hört, oder spürt."
Was sollen wir tun?! Um Gottes Willen! Das geht doch gar nicht, oder? Selbst wenn, was ist wenn was schief geht oder wir nicht mehr rauskommen. Was wenn wir diesen 'Schlüssel' nicht finden?! Okay Bella, hör auf Selbstgespräche zu führen und konzentrier dich!
Alle schauten sich unsicher an. "Wie kommen wir in ihren Kopf?" wollte Hunter wissen. Entschlossen sah er zu Mira und Strich ihr behutsam ein paar Strähnen aus dem Gesicht. "Dabei kann ich euch behilflich sein." flötete Marta. Ganz vertrauen tat ich ihr nicht. Sie roch weder nach einem Werwolf noch nach Mensch. Doch wenn ich Mira helfen will, muss ich ihr wohl oder übel, mein Vertrauen schenken. "Ach eins noch.... Ein Wegweiser wird euch begleiten. Gebt acht denn auch wenn ihr nur gutes wollt, wird sie euch nicht in alle Erinnerung schauen lassen. Und wahrscheinlich müsst ihr genau dort suchen. Findet den Schlüssel und schon kommt ihr wieder." erklärte die Kräuterhexe. Ich warf einen zweifelnden Blick zu Lydia und bat still um Hilfe. Diese nickte aber und schenkte mir Zuversicht." Setzt euch Kinder, setzt euch. Ihr wollt ja nicht umfallen wenn ihr eure Körper verlasst." scheuchte die alte uns rum. Hunter setzte sich auf den Boden angelehnt an die Liege auf der Mira lag. Die anderen lehnten sich an die Wand, ebenfalls sitzend. "Nun schließt die Augen. Ihr werdet ein ziehen im Bauch spüren, wehrt euch nicht. Dann werdet ihr das Gefühl haben zu fallen, keine Panik, das ist normal. Viel Glück und bis gleich!" warnte Marta. Ich schloss als letztes die Augen und sah noch wie Hunter nach Mira's Hand griff. Und sie noch einmal besorgt betrachtete. Danach schloss auch er die Augen, aber ohne ihre Hand loszulassen.

Wie Marta gesagt hatte, zog es schrecklich im Bauch. Ein sehr unangenehmes Gefühl. Ich konzentrierte mich und wehrte mich nicht. Ich gab mich dem sog hin und driftete in einen Strudel. Immer schneller drehte sich alles. Konsequent hielt ich meine Augen geschlossen. Doch langsam wurde mir schlecht. Mit einem Rums landete ich auf dem Boden. Als ich mich vorsichtig umsah, stöhnten die anderen schmerzhaft auf. Wir befanden uns in einem großen Raum aus dem mehrere Gänge raus führten. Einige waren Düster und gruselig, andere, wenige, waren hell und freundlich. Auf dem Boden lag ein roter Teppich und von den hohen Decken hingen gewaltige Kronleuchter aus Gold. Es standen auch einige Sessel rum. Und eine Art Rezeption. Alles in allem sah es sehr nach einer Hotel Lobby aus. "Wo zur Hölle sind wir?"

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1526 Wörter

Tadaaaaa! Fertig. Ich hoffe es gefällt euch.
Eure Zoe

Alles hinterlässt SpurenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt