Kapitel 6

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Tonks stand in der Küche, mit einem nassen Lappen und Staubwedel bewaffnet. Sie versuchte gleichzeitig, die Ablageflächen sauber zu wischen und den Staub von Regalen und Schränken zu entfernen. Das bezweckte, dass es nachher noch schlimmer aussah als vorher, aber es kümmerte sie nicht. Hätte sie die Küche wirklich sauber machen wollen, hätte sie ihren Zauberstab benutzen können, obwohl sie bezweifelte, dass sie den Zauber dafür richtig konnte. Aber ihre Putzaktion diente dem Zweck, sich zu beschäftigen. Sie wartete auf Remus, der oben in seinem neuen Schlafzimmer noch seine Sachen aus dem Koffer packte. Er war da furchtbar ordentlich und das gefiel ihr gar nicht. Als sie, nachdem sie fertig war, bei ihm vorbeigeschaut hatte, hatte sie ihn dabei erwischt, wie er seine Bücher nach dem Alphabet geordnet in ein Regal stellte, nicht ohne es vorher gründlich zu säubern. Als sie dann noch die säuberlich gefalteten Kleidungsstücke in dem Schrank daneben entdeckt hatte, wäre sie beinahe in Ohnmacht gefallen. Sie war so schnell geflohen, wie es ging, und hatte angefangen, das Untergeschoss zu säubern. Sie selbst hatte fast alle ihre Dinge in ihren Koffern und Taschen gelassen und hatte bloß ein paar Kleidungsstücke auf ihr neues Bett geworfen und alte Poster von den Schicksalsschwestern im Zimmer verteilt, um ihrem neuen Heim etwas Gemütlichkeit aufzudrücken. Dann hatte sie die Aktion als erledigt erklärt und sich auf den Weg zu Remus begeben.

Seufzend legte sie Lappen und Staubwedel beiseite. Sie musste Remus unbedingt eine Lektion erteilen und ihn dazu bringen, weniger ordentlich zu sein. Sonst würde sie noch verrückt werden.

Sie entschied sich, Essen zu kochen, damit sie nicht verhungerten, wenn sie später über die Ereignisse des Tages sprachen. Also schnappte sie sich einen Kochtopf, stellte ihn auf den Herd und stöberte in den Regalen nach etwas Essbaren. Sie fand eine Packung Nudeln und ein vor zwei Monaten abgelaufenes Glas Soße. Achselzuckend schüttete sie die Nudeln in den Topf und machte den Herd an. Sie entdeckte eine Schürze und einen Holzlöffel und begann, die Nudeln begeistert umzurühren. Dabei fiel fast die Hälfte wieder aus dem Topf, aber das fand sie nicht weiter schlimm. Ihre Haare fielen ihr in kaugummipink, ihrer Lieblingsfarbe, ins Gesicht und sie pustete sie sich aus den Augen, um eine bessere Sicht auf ihr nudeliges Experiment zu haben.

„Was soll das werden? Eine Nudelparty?", fragte eine belustigte Stimme.

Sie drehte sich um. Im Türrahmen lehnte Remus, mit erschöpften, aber amüsiert funkelnden Augen. Er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und wirkte ein wenig unsicher, ob er eintreten oder lieber vor der Tür warten sollte, bis sie mit ihrer Kochaktion fertig war.

Tonks rümpfte die Nase „Essen"

„Essen?", hakte er nach und warf einen Blick auf die Nudeln, die über den Boden verstreut lagen.

„Ja, Essen", beharrte sie und wandte sich wieder dem Topf vor sich zu.

„Das, ähm..." Remus machte ein Geräusch, das wie eine Mischung aus Lachen und Seufzen klang „Sieht wirklich appetitlich aus"

„Mh", machte Tonks und runzelte konzentriert die Stirn, während sie eine widerspenstige Nudel aus dem Topf zog. Sie war noch steinhart, aber Tonks scherte sich nicht darum und biss herzhaft hinein. Einen Moment hatte sie das Gefühl, ihre Zähne würden ihr ausfallen, dann zerbrach die Nudel endlich und sie kaute darauf herum.

„Ein bisschen hart, aber essbar", befand sie und angelte sich eine weitere von den Nudeln, die noch im Topf, nicht auf dem Boden, lagen.

„Willst du auch eine?", fragte sie und streckte ihm das harte Ding entgegen.

Er schreckte zurück und hob abwehrend die Hände „Nein, danke" Er sah aus, als könne er sich nicht entscheiden, ob er besorgt oder belustigt sein sollte.

Winter Mission (Adventskalender 2021)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt