Tonks betrat das Haus leise, falls Remus schon schlief, und drückte die Tür vorsichtig hinter sich ins Schloss. Sie begrüßte die wohlige Wärme, die ihre eiskalten Finger auftauen ließ, und drehte der klirrend kalten Nacht entschieden den Rücken zu. Wenn es am Tag kalt war, dann herrschte in der Nacht ein Wetter wie am Nordpol. Sie schüttelte sich und lief durch den Flur, als sie unter der Küchentür einen kleinen Spalt Licht sah. War Remus noch auf? Normalerweise ging er früh ins Bett, wenn sie Nachtdienst hatte. Sie wechselte die Richtung und schob die Küchentür auf. Und tatsächlich, Remus saß noch am Küchentisch, mit einer Lesebrille auf der Nase und einem Buch in den Händen. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen und schien angestrengt zu lesen. Hatte er sie noch nicht bemerkt?
„Da bist du ja" Er sagte die Worte, ohne von dem Buch aufzublicken und runzelte konzentriert die Stirn, als wäre er an einer besonders wichtigen Stelle angekommen „Ich habe mir schon Sorgen gemacht"
„Wieso hast du dir Sorgen gemacht?", fragte sie „Mein Dienst ist noch nicht vorüber" Aber sie ließ ihm keine Zeit, zu antworten, und begann, von dem Vorfall zu berichten „Oh Remus, es ist ja so furchtbar. Arthur wurde angegriffen, als er vor der Mysteriumsabteilung Wache hielt. Es war eine Schlange, ich weiß nicht, was sie dort gemacht hat, vielleicht war es die von Voldemort. Er ist schwer verletzt, möglicherweise lebt er nicht mehr" Sie hielt schwer atmend inne, als er endlich aufsah, dann fuhr sie fort „Dabei hätte ich da sein sollen. Die Schlange hätte mich angreifen sollen. Ich meine, ich möchte nicht unbedingt angegriffen werden, darum geht es mir nicht, aber zu der Zeit sollte eigentlich ich Wache halten. Ich habe ihn bloß gebeten, für mich einzuspringen, ich hatte dir doch davon erzählt, dass ich mir den morgigen Abend freischaufeln wollte, weil ich mit Hestia verabredet war" Sie holte tief Luft „Und jetzt ist er im St.Mungos und das ist allein meine Schuld! Was habe ich bloß getan?" Sie spürte, wie eine Träne ihre Wange hinab kullerte und wischte sie wütend beiseite. Sie hasste es, zu weinen „Wie kann ich ihm wieder unter die Augen treten? Falls er überhaupt noch lebt!"
Remus packte sie auf einmal an den Schultern und sie blinzelte überrascht, weil sie nicht gemerkt hatte, wann er aufgestanden und zu ihr getreten war. Er hielt sie fest und der harte Griff tat fast weh. Sie sah zu ihm auf und schob die Unterlippe vor, weil sie, egal was er jetzt sagen würde, sich trozig verteidigen würde.
„Tonks", sagte er und klang sanft, aber bestimmt „Hör mir zu" Er sah ihr fest in die Augen „Du bist nicht Schuld an dem Angriff auf Arthur. Du bist nicht Schuld"
Ihre Widerstandskraft bröckelte und die bissigen Worte, die ihr schon auf der Zunge lagen, verschwanden plötzlich und lösten sich im Nichts auf. Wie konnte er das behaupten? Natürlich war sie Schuld daran. Sie wollte es ihm sagen und ihren Standpunkt klar machen, aber als sie ihm in die Augen sah, blieb ihr Mund verschlossen. Er wusste, was sie dachte und er wusste, warum sie sich die Schuld gab. Das musste sie ihm nicht sagen.
Er sah sie mit einem entschlossenem Gesichtsausdruck an, den sie bei ihm selten sah, und sie schaute mit vorgeschobener Unterlippe zurück, das Letzte, das von ihrer Verteidigung übrig geblieben war. Er hielt sie weiterhin an den Schultern gepackt, aber sein Griff war sanft und vorsichtig. Seine Hände waren warm und sie spürte die angenehme Hitze durch den Stoff ihres Umhangs hindurch. Sie merkte erst jetzt, dass sie gezittert hatte, jetzt, wo sie sich langsam beruhigte und still stehen blieb. Ihr fiel auf, dass er sie noch nie bewusst berührt hatte, noch nie eine Geste gezeigt hatte wie eine Umarmung, die Kingsley ihr gegeben hatte oder das auf den Rücken klopfen, das Mad-Eye ihr immer zudachte. Sie sah ihn an, sah das Vertrauen in seinen Augen, suchte nach einem Anzeichen von Anschuldigung, fand aber keines. Was sah er in ihr? Ein kleines Mädchen, das gerade erst die Ausbildung zur Aurorin abgoschlossen hatte und beschützt werden musste? Allein der Gedanke daran ließ sie sich aufrichten und ihn troziger anschauen. Aber sah er sie wirklich so an? Sie forschte in seinem Blick und sah nichts als Vertrauen und... konnte das Anerkennung sein? Bewunderung? Sie musste sich täuschen. Was sonst sollte er in ihr sehen?
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Winter Mission (Adventskalender 2021)
Fanfic》Sie lehnte sich gegen die Wand und starrte gedankenverloren in ihren Tee, als würde er ihr Antworten auf Fragen geben, die niemand anderes beantworten konnte „Er ist gekommen."《 Dezember 1995. Nymphadora Tonks und Remus Lupin erhalten eine gefährli...