Kapitel 17

70 11 4
                                    

Als Remus den Schatten sah, wusste er, dass etwas nicht stimmte. Er hörte es sogar trotz des Schneegestöbers. Seine Sinne konzentrierten sich auf das Geschehen draußen und dank seiner bereits einsetzenden Wolfinstinkte erkannte er schnell, dass sich eine ganze Truppe von ihnen auf das Haus zubewegte. Sie hatten die Schutzschilde unterbrochen, dass wusste er instinktiv.

Er packte Tonks und zerrte sie in den Flur. Er bedeutete ihr, leise zu sein, dann zerrte er die erschrockene Aurorin zur Treppe und die Stufen hinauf. Wie durch ein Wunder stolperte sie nicht und gab keinen Muks von sich. Sie starrte ihn entsetzt an. Er wusste, dass sie innerlich alle Möglichkeiten durchging, was sie tun konnten, um den Todessern zu entkommen. Aber es bestand keine Chance zur Rettung. Sie hatten das Haus umzingelt und man konnte innerhalb der Schutzschilde nicht apparieren. Zwar waren die durchbrochen, aber Remus glaubte nicht, dass alle durchbrochen waren. Sie konnten nicht entkommen.

Während er Tonks in Richtung ihres Zimmers zerrte, spürte er das unangenehme Kribbeln in seinem ganzen Körper und fühlte, wie sich seine Knochen dehnten und sich verformen wollten. Er widerstand der Verwandlung mit aller Macht und schubste Tonks in dem Moment in ihr Zimmer, als er hörte, wie sich die Todesser an der Tür zu schaffen machten.

Für sie beide bestand keine Möglichkeit zur Rettung.

Für Tonks schon.

Er verbarrikadierte hinter ihnen die Tür und drehte sich zu ihr um, während er gegen die Verwandlung ankämpfte wie nie zuvor „Du musst hier verschwinden", presste er hervor „Du kannst mit deinem Besen durch das Fenster fliehen, sobald sie im Haus sind"

„Nein" Sie sagte das klar und deutlich und sah ihn eindringlich an „Was ist mit dir? Ich gehe nicht ohne dich"

Er schüttelte heftig den Kopf. Er hatte keine Zeit für so etwas. Er hörte, wie sie an der Tür experimentierten, lange würden die Zauber nicht mehr halten und das Schloss würde sich öffnen. Noch dazu spürte er, wie sich das Kribbeln intensivierte und seinen ganzen Körper einnahm. Müdigkeit legte sich auf ihn wie ein schwerer Mantel und er blinzelte mehrmals, um der Wirkung des Trankes und der Verwandlung gleichzeitig zu entkommen.

„Tonks" Er packte sie an den Schultern und widerstand dem Drang, sie zu schütteln „Ich kann nicht fliehen. Ich verwandle mich gerade und habe keine Chance, ihnen zu entkommen. Aber ich kann sie aufhalten, dann kannst immerhin du noch fliehen"

Sie biss sich auf die Lippe und Tränen traten in ihre Augen. Sie blinzelte jetzt ebenfalls „Ich kann dich doch nicht alleine lassen"

„Du hast keine Wahl", knurrte er und erschrak, als er den tiefen, fremden Klang in seiner Stimme wahrnahm.

Sie starrte ihn an und hörte auf zu blinzeln, während sie den Tränen freien Lauf ließ. Sie kullerten über ihre Wangen und sie sah ihm fest ihn die Augen, als würde sie ihn festhalten können, wenn sie ihn nur intensiv genug ansah.

„Sie werden dich umbringen" Ihre Stimme klang hoch und dünn. Er wusste, dass die Angst in ihren Augen und die Panik in ihrem Ton ihm galt, dass sie Angst um ihn hatte.

Er schüttelte den Kopf „Das glaube ich nicht. Tritacaccia hat noch nie umgebracht. Er wird mich mitnehmen" Er holte Luft „Vielleicht kannst du Hilfe holen, aber es wird wahrscheinlich zu spät sein"

Sie drückte sich an ihn und schluchzte lautlos und er hielt sie überrumpelt fest. Einen Moment lang gönnte er sich den Frieden, der zwischen ihnen beiden herrschte, und strich ihr sanft über das matte rote Haar, das ihr in wilden Strähnen über den Rücken fiel.

Dann schob er sie von sich fort und sah ihr ein letztes Mal in die Augen „Du musst los. Beeil dich"

Sie nickte mit tränennassem Gesicht und stolperte zum Schrank, in dem sie den Besen aufbewahrte. Er verfolgte ihre Bewegungen, und umklammerte die Türklinke so stark, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.

Winter Mission (Adventskalender 2021)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt