Kapitel 23

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Als Remus Tonks' akkrobatischen Sprung in die Gefahrenzone sah, hatte er nur einen Gedanken im Kopf. Er starrte sie an, die entschlossenen Gesichtszüge, die normalerweise immer ein Lächeln darstellten, die knalligen roten Haare, die ihr um den Kopf wehten, die funkelnden braunen Augen, die mit einer strahlenden Schönheit Tritacaccia fokussierten. Er konnte sich nicht bewegen, während alles in Zeitlupe ablaufen zu schien. Der Strahl, der sich auf Tonks zubewegte, ihre verteidigenden Bewegungen, Meenars Augen, die sich panisch weiteten. Er beobachtete alles, aber er stand stocksteif an der Stelle, an der er die ganze Zeit über verharrt hatte, sein Zauberstab noch immer gesenkt. Seine Muskeln wollten ihm nicht gehorchen. Sein Arm wollte sich nicht heben, seine Finger den Zauberstab nicht fokussieren und seine Zunge den Zauberspruch nicht sprechen, der ihm in den Sinn gekommen war.

Der Rotschopf wird alles entscheiden.

Tonks.

Es war Tonks.

Tonks würde alles entscheiden, sie war der Rotschopf.

Das war es, was ihm klar wurde, als er beobachtete, wie sie mit dem flammend rotem Haar Tritacaccia abwehrte, das erste Mal nahm er sie vollkommen als Rotschopf wahr.

Und weitere Dinge fielen ihm ein.

Vertrauen ist des Rätsels Lösung, nur dann werden sie der Höhle des Löwen entkommen.

Vertrauen.

Er musste Tonks vertrauen und sie ihm. Dann würden sie Tritacaccia entkommen. Und Bonbon hatte es alles gewusst.

Und durch irgendeine Eingebung drehte er den Kopf und sah zu den Handfesseln, die an der Wand hingen und ihn zuvor gehalten hatten. Seine Augen weiteten sich ungläubig. Die Fesseln waren anfangs hart und unbesiegbar gewesen, doch ab einem bestimmten Zeitpunkt hatten sie an Schwäche verloren, sodass sie nachgegeben hatten.

Sein Blick schweifte über die am Boden liegenden Körper, bis er den einer Frau mit grauen, lockigen Haaren erkannte.

Crude.

Er schmunzelte. Sie hatte ihn unbewusst befreit. Sie hatte voller Wut gegen seine Hände getreten, weil diese die einzigen waren, die ihr nicht ausweichen konnten. Doch damit hatte sie auch gegen die Ketten getreten.

Remus schüttelte den Kopf, um sich von den Gedanken zu befreien, die sich immer schneller in seinem Kopf drehten. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen im Raum, das nun wieder schneller wurde und scharf in sein Blickfeld rückte, als hätte jemand den verlangsamten Zeiger einer Uhr angestoßen, um die Zeit wieder in seine Fugen zu bringen. Ein Kampf entstand.

Tonks hatte es offenbar geschafft, den Fluch von Tritacaccia abzuwehren und ihn mit solch einer Heftigkeit zu attackieren, dass er Schritt für Schritt zurückgedrängt wurde. Doch Meenar musste sich nun gegen die drei Todesser gleichzeitig behaupten, die noch im Raum waren, und der vierte schloss sich dem Kampf gegen Tonks an. Er hatte keine Chance.

Doch zu Remus Überraschung regte sich außer ihm noch eine weitere Person im Raum nicht. Miss Bergus.

Statt ihren Mann zu verteidigen, wie er es von ihr erwartet hatte, stand sie wie angewurzelt im Raum und sah zu, wie Tonks Tritacaccia in die Enge trieb. Ihr Gesichtsausdruck stand zwischen Verzweiflung und Entschlossenheit.

Remus gab sich einen Ruck und trat vorwärts. Er musste Tonks und Meenar helfen. Er ging zu Miss Bergus und senkte ein weiteres Mal demonstrativ seinen Zauberstab, um zu verdeutlichen, dass er ihr nichts Böses wollte.

Sie hatte ihren Zauberstab noch immer auf ihn gerichtet und er fragte sich langsam, was sie gegen ihn hatte.

„Miss Bergus", setzte er etwas unsicher an, um Tonks' Faden wieder aufzunehmen „Bitte helfen Sie uns"

Winter Mission (Adventskalender 2021)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt