Kapitel 10

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Kapitel 10

Die nächsten Tage vergingen, ohne dass etwas passierte. Tonks arbeitete den ganzen Tag über im Ministerium, da ihr Arbeitgeber offenbar nicht angetan davon war, dass sie sich einen Tag freigenommen hatte. Abends kam sie müde nach Hause und verzog sich nach einem kurzen Gespräch mit Remus in ihr Zimmer, um zu schlafen. Also hatte auch eine grenzenlose Tonks ihre Grenzen. Morgens verhielt sie sich wie ein furchtbarer Morgenmuffel und verschlang das von Remus gekaufte und zubereitete Essen wortkarg. Nur Mittags, wenn sie während ihrer Pause vorbeischaute, war sie optimistisch und fröhlich und für ein Gespräch bereit.

Remus hingegen verbrachte fast den ganzen Tag im Haus und wälzte dicke Bücher auf der Suche nach dem Namen Tritacaccia, aber nichts ließ sich finden. Auch im Tagespropheten stand nichts erwähnenswertes und auch sonst war alles ruhig. Für Remus fühlte es sich aber eher wie die Ruhe vor dem Sturm an. Er wusste, dass es nicht lange so bleiben würde. Irgendwann würde etwas vorfallen, da war er sich sicher.

Remus hatte sich schon einigermaßen eingelebt, als tatsächlich etwas passierte. Wenn auch etwas, das er sich nicht unbedingt vorgestellt hatte. Es war an einem Abend, an dem er am Küchentisch saß und im Tagespropheten las. Er hatte am Morgen einen ausgiebigen Spaziergang unternommen und hatte Sirius einen Besuch abgestattet, der sich stark langweilte und drauf und dran war, das Hauptquartier des Ordens zu verlassen. So war er am Tag noch nicht dazu gekommen, in der Zeitung zu lesen. Doch auch heute war nichts Besonderes geschehen. Es hatte wohl bloß einen Einbruch in eine Wohnung in London gegeben, aber nichts war zu Schaden gekommen. Womöglich waren es nur lebenslustige Kerle gewesen, die sich einen Scherz erlaubt hatten. Remus brachte den Tagespropheten mit einem Seufzer nach oben in sein Zimmer, wo bereits ein beträchtlicher Stapel an Zeitungen wartete. Er legte die heutige hinzu und ging wieder nach unten in die Küche, um sich einen Tee zu machen, was zu seinem Standardprogamm am Abend geworden war. Er hatte beinahe schon das Gefühl, er sei Hausfrau von Beruf. Kopfschüttelnd setzte er heißes Wasser auf und lehnte sich gegen die Anrichte, während er darauf wartete, dass das Wasser heiß genug war. Tonks würde erst später nach Hause kommen, sie hatte heute noch zusätzlich zum normalen Arbeitstag Nachtdienst aufgebrummt bekommen. Er hatte bereits Essen für sie im Topf, das sie sich nur noch aufwärmen brauchte, falls sie Hunger hatte, wenn sie nach Hause kam. Er traute ihr das mittlerweile zu, da sie an zwei Tagen Zeit gefunden hatten, um eine Kochstunde zu halten.

Jetzt füllte er die Tasse, in der bereits ein Teebeutel wartete, mit heißem Wasser. Er stellte die Kanne wieder ab und wollte sich gerade wieder am Küchentisch niederlassen, um ein weiteres Buch nach der Bezeichnung Tritacaccia zu durchforsten, als er die Tür hörte. Er erstarrte. Wer konnte zu diesem Zeitpunkt noch auf den Beinen sein und wer hatte überhaupt Zugriff zu diesem Haus? So weit er wusste, konnten nur Dumbledore, er und Tonks das Grundstück betreten. Doch Dumbledore war in Hogwarts und Tonks hatte Dienst im Ministerium. Wie konnte das sein? Hatte er sich verhört? Doch er vernahm deutlich, wie die Tür ins Schloss gedrückt wurde und jemand durch den Flur schlich.

Er ging zur Küchentür, in der Hand vorsichtshalber den Zauberstab. Langsam schob er die Tür einen Spalt breit auf und spähte hindurch. Zuerst erschrak er, als er die Gestalt auf der Treppe sah, doch dann erkannte er Tonks, die die Stufen hinaufschlich. Er sah, dass ihre Schultern zuckten und entschied sich, ihr zu folgen. Etwas musste geschehen sein, dass sie schon jetzt von der Arbeit zurück war. Schnell drückte er die Tür ganz auf und ging zur Treppe. Sie war bereits oben angekommen und er hörte sie in ihr Zimmer schlüpfen. Mit schnellen Bewegungen erklomm er die Treppe und ging mit großen Schritten zu ihrem Zimmer. Erst als er vor der geschlossenen Tür stand, zögerte er. Er war seit ihrem Einzug noch nicht in ihrem Zimmer gewesen und er war sich nicht sicher, ob er es betreten durfte. Doch er hörte sie leise schluchzen und klopfte schnell, bevor er sich anders entschied. Im nächsten Moment riss sie die Tür auf und starrte ihn an.

Winter Mission (Adventskalender 2021)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt