Kapitel 20

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Remus richtete sich auf und starrte in die Augen seines Entführers. Gütig strahlende Augen, in dunklen, braunen Tönen. Wie war das möglich?

Tritacaccia ließ seine Hand sinken und lächelte ihn an „Keine Sorge, mein Lieber, bei mir bist du sicher"

Remus runzelte die Stirn „Das möchte ich zwar gern glauben, aber da ich durch dich in diese Lage gekommen bin, muss ich an deinen Worten zweifeln"

Tritacaccia schüttelte traurig den Kopf „Nein, in gewisser Weise bist du selbst Schuld. Du hättest besser aufpassen sollen. Fotos sind in diesen Zeiten nicht empfehlenswert"

Plötzlich hing Remus nicht mehr an der Wand in Tritacaccias Haus, sondern stand im Dorf, in einer windschiefen Hütte, und starrte in eine Schublade. Er sah die Worte und las sie ein weiteres Mal.

Fotos sind zu diesen Zeiten nicht sicher. Hüte dich vor weiteren.

Im nächsten Moment war er wieder in der Gegenwart und starrte Tritacaccia an, der noch immer lächelte. Er stöhnte leise, als er sich erinnerte und als es ihm auffiel. Er hatte ein Foto gemacht, in Miss Goodwards Haus, zusammen mit Tonks. Die einzigen ausgedruckten Fotos befanden sich zwar in Miss Godwards und in ihren Händen, aber in der Kamera war das Bild ebenso gespeichert. Und Miss Goodward hatte ihnen gesagt, dass sie die Fotoapparat im ungeschützten Haus zurücklassen musste.

„Ihr wart in ihrem Haus, nicht wahr?", fragte er leise „Dort habt ihr die Kamera gefunden und wusstet, dass wir in dem Ort sein mussten"

Tritacaccia nickte mitleidig „Es war wirklich nicht klug von euch"

„Und dein Name", fuhr Remus fort „Tritacaccia ist bloß ein Spitzname, oder? Zusammengeführt aus dem italienischen: Trita für die Jagd und Caccia für den Wolf"

Der Todesser nickte erneut „Du bist schlau, wirklich schlau. Aber das habe ich ja schon immer gewusst"

Remus schüttelte verbittert den Kopf und versuchte, sich etwas aufrechter hinzusetzen „Wäre ich wirklich so schlau, dann wäre ich nicht hier"

Tritacaccia neigte den Kopf „Vielleicht bin ich einfach schlauer"

„Vielleicht", murmelte Remus und kniff die Augen zusammen „Also, was willst du von mir?"

Tritacaccia sah ihn auffordernd an „Was denkst du denn?"

Wenn ich in den letzten vier Wochen noch nicht darauf gekommen bin, dann kann ich es ja schlecht jetzt erraten, dachte Remus, schluckte die Worte aber hinunter „Wenn du mich umbringen willst, dann kannst du es gleich hinter dich bringen"

Doch der Todesser schüttelte tadelnd den Kopf „Nein, nein, ich will dich doch nicht umbringen, mein Lieber"

„Wenn du mich weiter hier hängen lässt, werde ich in deinem Haus sterben, ob du es willst oder nicht", knurrte Remus zwischen zusammengebissenen Zähnen.

Als Tritacaccia nicht reagierte, seufzte er „Gut, du willst mich anscheinend nicht töten, aber was sonst solltest du von mir wollen?"

Tritacaccia schwenkte den Zauberstab und ein Stuhl erschien in der Luft, auf den er sich setzte „Reden, mein Lieber, ich möchte reden"

Remus hob eine Augenbraue, sagte aber nichts. Es machte ihn wütend, dass Tritacaccia und auch die anderen Todesser ihn behandelten wie ein Kind, aber was sollte er erwarten? Dass sie ihm mit Worten schmeichelten und am besten noch mit Palmwedeln Luft zuwedelten?

Tritacaccia beugte sich vor, sodass er Remus näher war „Fangen wir am besten mit einer einfachen Frage an: Wo ist deine Kollegin?"

Remus antwortete nicht. Er würde nichts zu Tonks preisgeben. Obwohl er selbst nicht wusste, wo sie war. Er hoffte jetzt um so mehr, dass sie sich sicher bei Sirius im Grimauldplatz befand. Wenn nicht, konnte er nichts mehr für sie tun.

Winter Mission (Adventskalender 2021)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt