Remus saß in der Küche, vor sich eine dampfende Tasse Kaffee und den Tagespropheten in der Hand. Leichte Sonnenstrahlen verirrten sich durch die Fenster des heruntergekommenen Hauses und brachten die Staubkörner zum Tanzen. Eine Uhr tickte laut und die Zeitung in Remus Hand knisterte leicht, als er umblätterte, aber ansonsten war es still. Er mochte die Stille. In seiner Zeit in Yorkshire war sie sein ständiger Begleiter geworden und er hatte sie zu schätzen gelernt. Stille konnte einem vieles bieten: klare Gedanken, einen ruhigen Moment, Schlaf, innere Ruhe.
Remus seufzte und legte den Tagespropheten beiseite. Im Moment hatte er nicht mehr ganz so viel von der inneren Ruhe übrig. In der Zeitung ließ sich kein für ihn interessanten Artikel finden und er wusste nicht, ob er erleichtert oder besorgt sein sollte. Er zog den Klitterer heran, den er das erste Mal mit dem Tagespropheten zusammen bestellt hatte, und hob die Tasse an, um von dem heißen Kaffee zu trinken. Das Getränk rann ihm Kehle herab und verbrannte ihm den Mund. Er schüttelte sich. Er hätte sich viel lieber einen Tee gemacht, aber wenn er den heutigen Tag überstehen wollte, musste er Kaffee trinken. Normalerweise machte es ihm nichts aus, dass er früh aufwachte, aber heute fühlte er sich nicht so ausgeruht wie sonst. Er spürte immernoch die Verletzungen des Kampfes am vorigen Tag und seine Muskeln schmerzten unangenehm bei jeder Bewegung. Der Kaffee befreite seine Gedanken und weckte seinen müden Geist, ob er ihn nun mochte oder nicht.
Er trank gerade einen weiteren Schluck des bitteren Getränks, als er über sich hastige Schritte und eine zufallende Tür vernahm. Er schmunzelte, als er Tonks die Treppe herunterpoltern hörte. Dann ertönte ein Krachen und ein verärgerter Aufschrei. Er schüttelte fasziniert den Kopf. Sie war total tollpatschig und dennoch sehr intelligent und aufgeweckt.
Im nächsten Moment stolperte Tonks mit hochrotem Gesicht in die Küche und baute sich vor Remus auf. Er konnte nicht sagen, ob die Röte in ihrem Gesicht von ihrem Sturz stammte oder von dem Ärger, der offenbar in ihr brodelte. Sie hatte einen dicken roten Hoodie und eine ausgewaschene Jeans an und ihre Haare standen in solch einem durcheinander wirkendem Netz von ihrem Kopf ab, dass sie wirkte, als wäre sie gerade aus dem Bett gestiegen, was wahrscheinlich auch stimmte.
„Was machen Sie in dieser Küche?", fragte sie ihn herrisch und wirkte dabei wie Molly.
„Ähm" Remus sah sie verwirrt an „Ich lese in der Zeitung und trinke Kaffee, der mir im Übrigen gar nicht mundet"
Tonks schnaubte und ging nicht darauf ein, dass er ebenfalls gehobene Sprache verwendete, um sie aufzumuntern „Ich meine nicht, was du hier tust, sondern warum du nicht in deinem ach so gemütlichen Bett liegst!"
Remus blinzelte „Ich stehe immer früh auf"
Ihre Haare wurden kurz blau, dann leuchteten sie wieder in einem ärgerlichen Rot „Und wenn du so wenig Schlaf brauchst, warum wolltest du dann gestern Abend so schnell ins Bett?"
„Weil ich müde war?", versuchte es Remus, aber es war wohl nicht die richtige Antwort.
„Genau deshalb dachte ich, dass ich dich heute Morgen in aller Frühe wecken und es dir somit heimzahlen könnte!", rief Tonks erbost „Aber nein, der Herr steht ja immer früh auf, obwohl er müde ist! Und als ich – im Übrigen ganz leise – in Ihr Schlafgemach trat, fand ich ein leeres Bett vor"
Remus lachte leise, als er daran dachte, wie gut er sie hatte hören können, als sie in sein Zimmer gekommen war.
Tonks hob drohend den Finger „Kannst du mir das erklären?"
Er zuckte mit den Schultern „Da steht nicht umsonst ein scheußlicher Kaffee vor meiner Nase"
Tonks knurrte wütend und ließ sich ihm gegenüber am Küchentisch nieder. Sie drehte den Kopf und kippte so weit auf dem Stuhl, dass sie in den Spiegel am Kühlschrank schauen konnte. Entsetzt riss sie die Augen auf und glättete ihre Haare mit einem Kopfschütteln. Das Rot verblasste und die Strähnen wurden kürzer. Ihre Wangen nahmen wieder einen gesunden Farbton an und ihre Augen wurden aufmerksamer.
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Winter Mission (Adventskalender 2021)
Fanfiction》Sie lehnte sich gegen die Wand und starrte gedankenverloren in ihren Tee, als würde er ihr Antworten auf Fragen geben, die niemand anderes beantworten konnte „Er ist gekommen."《 Dezember 1995. Nymphadora Tonks und Remus Lupin erhalten eine gefährli...