Mutter hatte mir den Abend zu Hölle gemacht, als sie die Tür schloss und mir direkt eine klatschte. Ich wußte es blieb nicht nur dabei und ich hatte Recht behalten.Ich ging meiner morgendlichen Routine nach und schnappte mir sogar einen Apfel, nach kurzer Überlegung. Ich wollte etwas beweisen, ich wollte Adrian beweisen, dass ich es schaffe, etwas zu essen. Was mich mehr überraschte, war eher, dass wir so etwas, wie Äpfel daheim hatten, da ich sowas selten bei uns sehe.
Ich stand draußen und wartete Ausnahmsweise auf Elli, die sich zu verspäten schien. Ich entschied mich, in den Apfel in meiner Hand zu beißen, und mir die Zeit mit essen tot zu schlagen. Ist das die richtige Entscheidung?
Gerade als meine Zähne schon im Apfel steckten, trat Elli mit Adrian aus dem Haus, welche ziemlich gestresst drein blickten.
"Sorry, Charlie, wir haben verschlafen", schrie sie zu mir rüber. Als beide sehen, dass ich mit dem Apfel regungslos dastehe grinsen beide über beide Backen.
Erst jetzt fiel mir auf, wie ähnlich sie sind und trotzdem können sie nicht unterschiedlicher sein. Sie haben das gleiche überdimensionale Lächeln auf den Lippen, als sie zu mir kamen, während ich wahrscheinlich aussah, wie ein Spanferkel.
Ich hoffe wirklich, dass ich nicht aussehe, wie eines, geschweige denn, so dick bin wie eines. Sofort verging mir der Appetit wieder und ich betrachtete den Apfel skeptisch, der nun wieder in meiner Hand lag.
"Vergiss es Charlie, oder ich füttere dich, wie gestern."
Adrian, der meine Skepsis bereit haben musste, schaute mich jetzt mahnend an."Ich hätte nichts dagegen", kam prompt meine Antwort. Augenblicklich erstarrte ich und ich merkte, wie ich rot anlief, bei dieser Aussage. Ich konnte nicht definieren, ob es eher Frech war, oder einfach nur ein schlechter Flirtversuch.
Adrians warmes und lautes Lachen, ließ mich, mich nur noch mehr in Grund und Boden schämen. Er zwinkerte kurz zu mir und es war um mich geschehen. Ich wollte im Boden versinken, jetzt.
Elli grinste uns Beide einfach nur an, auch wenn sie es zum Lachen fand. Gemeinsam liefen wir zur Schule, wobei ich die bunten Blätter betrachtete. Der Herbst war angekommen und faszinierte mich jedes Mal aufs Neue.
Am Schulhof angekommen, sah ich Lilly mit ihren Eltern stehen, welche gleich auf uns zukamen, als sie uns entdeckten.
Ihre Mutter zog mich direkt in eine Umarmung, welche ich gar nicht so schnell erwidern konnte, wie sie auch wieder verschwunden war.Mich umarmten eindeutig zu viele Menschen, ich war es gar nicht gewöhnt und dennoch tat es unglaublich gut. War es so, von einer Mutter umarmt zu werden, die einen wirklich liebte?
Die Umarmung, die meine Mutter mir vor kurzem geschenkt hatte, konnte man nicht als solche bezeichnen, denn sie war steif und schmerzhaft und nicht gut und wohltuend, wie sie sein sollte.
"Charlie, nicht wahr?", ich nickte nur kurz gebunden.
"Danke, dass du sie beschützt hast. Wir haben uns schon einmal gesehen, oder?", wieder nickte ich. Ich hatte die Mutter damals kennengelernt, als ich Lilly Heim gebracht hatte.
"Wir dachten das Training, in das wir sie gesteckt hatten, würde ihr helfen, aber anscheinend hatten wir uns geirrt", man hörte die Enttäuschung in ihrer Stimme heraus. Ich schüttelte dieses Mal den Kopf und berichtigte sie.
"Das Training hilft, glauben Sie mir. Sie macht große Fortschritte und sowas braucht einfach Zeit. Olaf hat an sie geglaubt und war überzeugt davon, dass sie es weit bringen wird.
Dieser Überzeugung bin ich auch."Langsam nickte die Frau vor mir. Das klingeln erlöste uns von der unangenehmen Stille.
"Ich müsste dann-", stammelte ich vor mich hin.
Die Mutter nickte nur hektisch.
"Alles gut, wir müssen jetzt auch los zu einem Termin mit dem Schulleiter. ""Wir sehen uns Charlie", strahlte mich Lilly an, der ich bis eben, noch nicht viel Beachtung geschenkt hatte. Sie hatte ein blaues Auge, ihre Wange war geschwollen und war leicht grünlich. Ihre Lippe war noch immer aufgeplatzt und an ihrer Stirn prangte ein großes weißes Pflaster, unter dem sich wahrscheinlich die Platzwunde befand.
Ich schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und lief mit Adrian und Elli zur Klasse, welche mir kein einziges Mal von der Seite gewichen sind.
Am Zimmer trennten wir uns von einander, da wir unterschiedliche Mathekurse belegen. Einsam setzte ich mich in mein gewohntes Eck und versank in Gedanken. Zwei Stunden vergingen, bis ich erlöst wurde und dem muffigen Zimmer entfliehen konnte.
Wie gewohnt setzte ich mich in die Cafeteria und beobachtete mein Umfeld. Grinste bei dem Jungen mit der Serviette auf dem Schoß, als sich etwas anderes in mein Blickfeld schob.
Elli, Yannik und Adrian setzten sich zu mir an den Tisch. Elli kramte in ihrer Tasche und holte zwei Brot Dosen hervor. Ich grinste, als ich die Lilly Fee auf einer der Beiden ausmachte. Mein Grinsen wich der Verwunderung, als sie mir diese vor schiebt. Mit einer Kopfbewegung deutete sie mir diese zu nehmen und zu öffnen.
Ich hielt den Atem an und betrachtete den Inhalt. Wie lange hatte ich schon keinen Honig mehr gegessen?
"Adrian meinte, dass du verrückt nach Honig bist", meinte Elli leise zu mir.
"War", korrigierte ich sie. Ich aß keinen Honig mehr, seit langem. Ich wußte gar nicht, ob ich nach dem Umzug damals überhaupt noch Honig gegessen hatte.
Ich schaute zu Adrian der geistesgegenwärtig in die Luft starrte. Irgendwas hatte sich verändert, die Liebe und Freundschaft, die gestern zu spüren war, war verschwunden.
Er beachtete mich nicht, spannte seinen Kiefer an und verlor kein Wort. Ich schaute nun wieder zu Elli und Yannik, welcher bislang auch kein Wort gesprochen hatte, was für ihn wirklich ungewöhnlich war.
"Ich hatte doch heute morgen schon einen Apfel, ich kann jetzt nicht auch noch ein Honigbrot essen, Elli", jammerte ich.
"Ach Papperlapap, Adrian hat sich heute morgen so viel Mühe gegeben, dass wir sogar fast zu spät kamen!", warf Elli nun ein und mit großen Augen schaute ich zu Adrian.
Er hatte das für mich gemacht? Ich war so überrascht davon, dass ich gar nicht merkte, wie er aufstand und einfach verschwand.
Ich sah ihm nur hinterher und wollte schon etwas sagen als Elli nur meinte, ich solle ihn lassen, er brauche nur etwas Zeit für sich.
Ich fasste einen Entschluss, der wohl alle zu überraschen schien. Ich biss in das Brot aß es genüßlich auf. Es tat so gut, war so ungewohnt und schon lange in vergessen geraten.
Verdammt, ich liebte Honig und ich brauchte einfach nur Adrian, um mich zu erinnern, wer ich einst war.
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Honey Badger
Teen Fiction"Du hast mich verlassen", seine Stimme brach und war kaum mehr ein flüstern. "Du bist gegangen, hast mich allein gelassen. Weisst du wie ich mich gefühlt hatte? Wohl kaum. Es ist nicht immer so wie alles aussieht, Charlie." "Ich weiss sehr wohl, das...