Auf nackten Fußsohlen tapste ich von meinem Zimmer aus in das gemütliche Wohnzimmer.
Mein letzter Abend ohne Mutter stand an. Das Wochenende hatte ich sinnvoll genutzt und ein wenig aufgeräumt. Ich genoß die Zeit für mich allein, in der seit langem einfach nichts in meinem Leben geschah.Langsam ging ich auf das Radio zu und legte die CD ein.
Die sanften Klänge meines Lieblingsliedes ertönten und erfüllten den Raum. Die Stimme benebelte meine Sinne, sodass ich durch das Zimmer wirbele und einfach loslasse.
Eine einzelne verlassene Träne fand den Weg aus meinem Augenwinkel und ich schluchzte auf.Das Blut, das mit dem Bass der Musik schwerfällig durch mein kaputtes Herz gepumpt wurde, fängt an zu verdicken.
Die Luft zum Atmen fehlte mir. Ich schnappte panisch nach Luft.Ich merkte deutlich wie schwerer mein Herz zu pumpen anfängt. Ich hätte was essen sollen, mehr essen sollen, doch diesen Gedanken verwarf ich schnell wieder.
Und das Risiko eingehen, dass sie mich wieder beleidigt? Mich Fett nennt und Hässlich? Dass ich nie Freunde finden werde, sei es wegen meinem Aussehen oder meiner Art?
Langsam fragte ich mich, ob ich überhaupt jemals noch etwas essen wollen würde. Mir wurde schlecht mit dem Gedanken an die Butterbrezel. Ich fühlte mich schuldig, so absolut schuldig und ekelhaft.
Möchte ich so weiter leben? Will ich eine aggressive Mutter und keinen Zufluchtsort? Will ich weiter leiden? Wofür lohnt es sich überhaupt noch auf dieser zerstörerischen Welt zu leben?
Es wäre reiner Selbstmord, noch weiter auf dieser Erde zu wandeln. Das letzte Mal, als ich einen Arzt besucht hatte, empfahl er mir eine Therapie.
Als ob mir eine Therapie helfen könnte. Ich weiss doch schon längst, dass es falsch ist, aber ich kann es nicht ändern. Warum versteht es keiner? Warum versteht mich keiner?
Die Gedanken wurden immer schlimmer, der Selbsthass zerfraß mich. Ich wollte und konnte einfach nicht mehr.
Es wird sich nie etwas ändern, egal wie sehr ich es auch wollte, ich werde immer diese dumme Gans bleiben, die sich nicht traut den Mund aufzumachen. Egal wie sehr ich hoffte, es würde sich etwas ändern, ich werde auf ewig in dieser Hölle bleiben.
Meine Gedanken wurden von einem jähen Klopfen unterbrochen, doch es wurde immer zaghafter und leiser.
Ich stand vor der großen Eichentür und öffnete diese zögerlich. Mein Herz setzte bei dem schmerzhaften Anblick aus.
"Kann ich heute bei dir übernachten?", fragt mich eine aufgelöste Elli.
Ich zog sie an der Hand in eine behutsame Umarmung. Sie und ich brauchten das jetzt. Und um ehrlich zu sein machen ihre Umarmungen süchtig, liegt vielleicht auch daran, dass sie mir heute meine erste richtige Umarmung, seit einer Ewigkeit, geschenkt hatte.
Das Gefühl der Wärme und Geborgenheit misse ich schon seit langer Zeit. Langsam lösten wir uns und ich betrachtete ihr verheultes Gesicht und ihre geschwollenen Augen.
"Möchtest du mir erzählen was passiert ist?", meine krächzende Stimme hallte in der Stille der Nacht.
Sie schluchzte laut auf und warf sich erneut in meine Arme, doch ich war zu schwach und ließ uns fallen. Mit dem Aufprall tauchten erneut schwarze Punkte auf. Sobald ich aufstand, drehte sich die Welt um mich herum, doch ich blieb standhaft.
Meine Augen suchten Ellis und ich wiederhole meine Worte, doch sie schaute mich nicht an und flüsterte:
" Ich habe sie enttäuscht. Ich habe ihn enttäuscht. Was habe ich nur gemacht? Ich bin ein Nichtsnutz!", ihre Verzweiflung sprach aus ihr heraus.
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Honey Badger
Teen Fiction"Du hast mich verlassen", seine Stimme brach und war kaum mehr ein flüstern. "Du bist gegangen, hast mich allein gelassen. Weisst du wie ich mich gefühlt hatte? Wohl kaum. Es ist nicht immer so wie alles aussieht, Charlie." "Ich weiss sehr wohl, das...