Kapitel 2

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Du schlossest deine Augen. Du wolltest dich noch etwas ausruhen. Heute wird es ein langer Tag sowie fast jeden Tag. Wieso mühtest du dich ab? Für wen machtest du das? Damit du dir was leisten konntest, weil euer Vater es nur schafft für die Miete aufzukommen?
Du atmetest hörbar aus. Er war kein guter Mensch. Seitdem Tod euere Mutter, der gerade mal vier Jahre zurück lag, sah man ihn nicht häufig. Du konntest dich nicht dran erinnern, wann er das letzte Mal zuhause war. Vielleicht hat er sich ein neues Leben irgendwo aufgebaut und euch vergessen. Mit einer neuen Frau und neuen Kindern, besseren Nachwuchs, der nicht so verkorkst war wie dein Bruder und du.
Du öffnetest deine Augen. Daran wolltest du nicht denken.
Dein Vater war dir im Grunde egal. Du kamst auch ohne ihn zurecht, konntest dich und deinen Bruder selbst versorgen.
Ihr standet schon früh auf eigenen Beinen. Dein Bruder früher als du, denn du musstest dich nach dem Unfalltod euere Mutter erstmal erholen.

Du holtest dein Klapphandy raus, schautest auf die Uhr und stelltest mit erschrecken fest, dass du deine Beine in die Hand nehmen solltest und zum Unterricht sprinten solltest.
Schnell packtest du deine Bentobox und ranntest zum Klassenraum.
Du kamst gerade noch rechtzeitig.
Außer Atem saßt du in der hintersten Reihe, blicktest aus dem Fenster.
Irgendwie konntest du dem Unterricht nicht folgen, denn das Nachdenken machte dich müde.
Nicht körperlich sondern Psychisch, wie so oft. Es machte dich schon fertig, so viel Verantwortung zu haben und derzeit war es anstrengender als sonst, zumal dein Bruder in irgendwelchen Machenschaften verstrickt war.
Du machtest dir so viele Sorgen. Warum sagte er dir nichts? Keno musste doch nicht alles erzählen, nur grob was los war, das würde dir aufjedenfall reichen.
Du seufztest auf. Du konntest nichts machen und das machte dir Angst.
Du mochtest es nicht so machtlos zu sein. Es gefiel dir nicht, dass du nur zusehen musstest wie dein Bruder leidet.
Du nahmst dir vor ihn heute Abend, wenn er da ist, ihn anzusprechen. Egal wie spät es ist. Du musstest ihn konfrontieren.

Der Schultag ging zügig vorbei. Du stopftest deine Sachen in deine Tasche, schulterst diese und machtest dich auf den Weg in den Flur. Doch weit kamst du nicht.
Was war los? Warum standen hier so viele Schüler?
"Wusste gar nicht, dass jemand so cooles auf unsere Schule geht", hörtest du einen Kameraden sagen. Was meinte er?
Du quetschtest dich durch die Traube der Mitschüler und sahst noch wie Hinata dem kleineren der beiden Fremden eine Backpfeife verpasste. "Komm Takemichi, wir gehen", sprach sie und zog ihren Freund mit.
Geschockt starrtest du sie an, selbst du hattest Angst vor den Beiden, die du genauer betrachtest.
Den Jungen, den Hina geschlagen hatte, war klein, seine blonde Haare hatte er zurück gesteckt. Irgendwie mochtest du seinen düsteren Blick nicht.
Sein Kumpel war groß viel größer als er, hatte ein Drachentattoo und einen blonden geflochtenen Zopf. Auch seine Aura verursacht bei dir eine komische Gänsehaut.
"Du musst nicht alles machen was die Leute wollen", erklärte sie und zog Takemichi weg.
"Ich beschütze dich", hörtest du sie sagen.
Aber war deine Freundin des Wahnsinns? Warum legte sie sich mit denen an?
"Oi, ich werde dich umbringen, Schlampe", knurrte der Tätowierte und schaute die Hellhaarige an. Was fiel ihm ein so mit Hinata zu reden?
"Lass sie gehen", befahl Takemichi, während er den Typen an der Schulter packte.
Du sahst dir das Schauspiel weiter an. Diese Beiden waren echt gruselig. Was wollten sie hier?
Dir war es eigentlich egal was passiert. Du wolltest dich nicht in andere Angelegenheiten einmischen.
Du bahntest dir weiter den Weg nach Draußen.

Vor dem Gebäude atmetest du tief ein. Die frische Luft tat gut.
Während du dich auf den Nachhauseweg machtest, gingst du deine Pläne im Kopf durch. Erstmal musstest du deine Schulsachen in die Wohnung bringen, danach umziehen und anschließend hattest du noch ein wenig Zeit um dich einen Moment noch auszuruhen.
Ob dein Bruder schon daheim ist? Oder war wieder unterwegs? Hatte er seine Hausarbeiten erledigt oder musstest du das noch zügig erledigen?
Du hofftest, dass Keno die Wohnung sauber gemacht hatte, denn du hast keine Lust darauf.
Du wolltest die zwei Stunde bevor du weiter musstest, genießen.

Daheim angekommen, schmießest du deine Tasche in den Wohnzimmer und schautest dich in deinen Vier Wänden um. Tatsächlich hatte dein Bruder alles sauber gemacht. Du warst echt erstaunt. Ob er da war?
"Keno", rieftest du in leere Behausung. Niemand war zu hören. Schulterzuckend legtest du dich auf die Couch, schaltest den Fernseher an und ließest dich von der Flimmerkiste berauschen.
Deine Gedanken schweiften ab. Wer wohl die beiden Kerle waren, die heute Takemichi abgeholt haben?
Die waren wirklich unheimlich, dennoch interessant. Dir gefiel der Größere von denen. Wie er wohl hieß? Wie alt er wohl war? Ob er eine Freundin hat? Ob du den Freund von Hina mal fragen solltest oder war das zu komisch? Du hattest ja eigentlich wenig mit ihm zu tun, weil du ihn nicht mochtest. Sein Charakter war so verweichtlich, dass nervte.

Kurz schlossest du die Augen. Was solltest du nur mit deinem Bruder machen? Dir fiel auf, dass Hina erzählt hatte, dass ihr Freund auch oft verletzt zu ihr kam, gab es vielleicht einen Zusammenhang?
Du schütteltest den Kopf. Das konnte nicht sein.
Na was soll's? Du wirst ihn später ansprechen und hoffen, dass er dir etwas sagen wird.
Du drehtest dich auf der Couch um. Dein Atmen ging langsam. Du warst dabei allmählich einzuschlafen.
Schnell standest du auf. Nicht das du einschläfst und zu spät zu deiner Schicht kommst. Du mochtest die Arbeit im Ramenladen. Es machte dir Spaß und der Chef war nett zu dir. Deswegen machtest du ab und an freiwillig Doppelschichten.
Du machtest dir was zu essen und schautest auf die Uhr. Du solltest dich langsam fertig machen, gingst in dein Zimmer und zogst deine Arbeitsklamotten an.

Zufrieden mit dir selbst, machtest du dich auf den Weg zum Laden.
Vor diesem warten schon einige Passanten, denn das Restaurant war immer gut besucht und ein Geheimtipp. Es waren die besten Ramen in ganz Shibuya, hieß es.
Du gingst in die Seitengasse, damit du durch den Hintereingang ins Geschäft kamst.
"Guten Abend, Herr Fuji", begrüßtest du deinen Arbeitgeber, nahmst eine Schürze und machtest dich schon bereit für das Abendgeschäft.
Es war einiges zu tun. Du fliztest von Gast zu Gast, nahmst die Bestellungen entgegen, brachtest den Kunden das Essen oder die Getränke.
"Du kannst kurz eine Pause machen", bot dein Chef dir an. Du bedanktest dich, nahmst dir eine Miso-Suppe und setztest dich in die Seitengasse.
Der Abend war wirklich anstrengend gewesen, doch dir machte dieser Stress nichts aus.
Du schautest auf die Uhr. Deine Schicht ging langsam zu Ende, doch du wolltest noch nicht nach Hause.
Du hofftest, dass dein Bruder daheim auf dich wartet. Doch meistens wurdest du enttäuscht.
Niemand war da und freute sich auf dich. Deswegen bliebst du gerne bei Herr Fuji.

[Slave to your Mind] | Tokyo Revengers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt