Kapitel 9

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Du warst dir nicht sicher, ob du dem Geräusch nach gehen solltest. Was würde dein Bruder tun? Er würde stark sein und der Gefahr ins Auge blicken. Da Keno nicht anwesend war, musstest du dich dieser stellen.
Leise schlichtest du durch den Flur. Wieder hörtest du etwas. Du schlucktest. Du hattest Angst. Deine Hände fingen an zu schwitzen. Dein Herz fing an schnell zu schlagen, als würde es gleich rausspringen. Wer weiß wer in der Wohnung war. War es ein Einbrecher?
Zitternd tratest du ins Wohnzimmer, schautest dich vorsichtig um. Du konntest in der Dunkelheit nicht viel erkennen, trotzdem tastest du dich weiter ins Wohnzimmer heran.
Die Angst kroch weiter durch deinen Körper. Du hattest ein sehr ungutes Gefühl bei der Sache.
Panisch schautest du dich um, doch plötzlich sahst du etwas aus dem Augenwinkel auf dich zu kommen.
Du hattest keine Chance auszuweichen. Es traf dich an der Schläfe, durch die Wucht wurdest du zu Boden geschleudert.
Benommen lagst du auf dem Untergrund. Wer oder was war das? Du versuchtest dich irgendwie aufzurichten, doch du hattest keinerlei Kontrolle über deinen Körper.
"Los bewegt dich. Los mach schon", brülltest du deinen Körper im Geiste an, doch es brachte nichts. Du bliebst einfach liegen.
Scheiße, was solltest du denn machen? Du wolltest nicht hier sterben. Nicht so dein Leben lassen.
Der Unbekannte trat zu dir, kniete sich zu dir runter und drehte deinen Kopf, sodass du ihn ansehen konntest. Deine Augen wurden größer, als du erkanntest wer vor dir saß.
Was will er hier? Was soll das? Warum hatte er dich umgehauen?

"Wie geht es denn deinem Bruder?", fragte er und sah dich besorgt an.
Du starrtest ihn weiter an. Woher wusste er das? Warum wusste er von Keno?
"Woher?", flüstertest du, denn deine Stimme wollte dir nicht so recht gehorchen.
"Ich habe ihn gefunden, ohne mich wäre er nicht mehr", verkündete er.
Du sahst ihn fassungslos an. Musstest du dich bei ihm bedanken? Standest du jetzt in seiner Schuld? So viele Fragen kreisten in deinem Kopf. Dir wurde schlecht.

"Du siehst so niedlich aus, wenn du so ins Leere schaust", sprach er, während er über deine blutende Schläfe fuhr und seinen Finger danach ableckte. Was war das für ein Psycho? Was will er?
Verunsichert sahst du ihn an. Was solltest du jetzt machen?
Du startest noch einen Versuch deinen Körper zu bewegen, doch es gelang dir nicht so recht.
"Was willst du, Hanma?", stotterst du. Dein Gegenüber fing an zu Grinsen.
"Dein lieber Bruder hat Schulden bei mir, doch unglücklicherweise verunfallte er bei dem Kampf zwischen Möbius und der Tokyo-Manji-Gang, sodass er die nicht abbezahlen kann. Also musst du das übernehmen, denn ich gebe nichts umsonst", sprach er.

Ahnungslos sahst du ihn an. Möbius? Tokyo-Manji-Gang? Schulden? Was redet er da? Du wusstest von gar nichts. Was verschwieg dein Bruder dir alles? Warum tat er das? Wollte er dich so schützen, in dem er dich vor der Realität abschirmte?
"Wie ich sehe, weißt du nichts. Ich hätte nicht gedacht, dass Keno dir nichts davon erzählt", bemerkte der Schwarzblonde und strich dir wieder über das Gesicht. Dort breitete sich sich eine unangenehme Gänsehaut aus. Du schütteltest dich.
"Ich kläre dich auf: Keno war ein Rowdy. Er gehört zu Möbius. Im Kampf gegen Tokyo-Manji-Gang, kurz Toman, verlor er. Wie schon vorhin erwähnt: er hätte ohne mich nicht überlebt", berichtet dein Besucher.

Du sahst ihn geschockt an. Du verstandest gerade gar nichts. Wie kam es das dein Bruder in einer Gang war? Warum? Welche Schulden hat er?
Es verwirrte dich alles sehr. Viele Fragezeichen bildeten sich in deinem Kopf. Er dröhnte.
Du versuchtest dich aufzusetzen, doch der Schwindel ließ es nicht zu.
"Was möchtest du jetzt von mir?", fragtest du erschöpft. Du wolltest das ganze Gespräch schnell beenden, denn du wolltest dich einfach nur in dein Bett legen.

"Du stehst in meiner Schuld, einmal weil ich deinem Bruder das Leben gerettet habe und einmal weil Keno Geldschulden hat. Diese Schulden bezahlst du, in dem du Botengänge und andere Sachen in meiner neuen Gang, Walhalla, machst.
Das Retten deines Bruders kostet mehr, da werde ich mir noch was überlegen", sagte der Tätowierte.
Du schautest ihn entsetzt an. Das konnte er nicht ernst meinen.
"Und wenn du meinst, dass das ein Scherz ist, denk an deine Verletzung, aber um sicher zu gehen", verkündete Hanma. Er holte seine Schachtel Zigaretten raus, nahm sich ein Klimmstängel und zündete diesen an. Grinsend schaute er dich an.
Nervös schautest du ihn an. Was ging in seinem Kopf vor?

Plötzlich spürtest du an deinem Hals einen stechenden Schmerz.
Panisch schautest du dein Gegenüber an, schubstest ihn weg, doch es war zu spät. Das hatte er dir nicht wirklich angetan oder? Tränen rannten dir übers Gesicht. Warum tat er das?
Hanma lächelte zufrieden. Du würdest dich jetzt an ihn erinnern, wenn du in den Spiegel sahst.
Er beugte sich zu dir runter. "Ich gebe dir meine Handynummer. Du wirst mir nachher schreiben, danach werde ich mich nur melden, wenn du was erledigen sollst", sagte er streng.
"Wenn du das nicht machst, bringe ich dich um", lächelte er, stand auf, legte dir einen Zettel auf den Tisch und verschwand aus deiner Wohnung.

Entsetzt lagst du auf den Boden, wimmernd rolltest du dich zusammen. Dir war alles zu viel.
Es passierten in den letzten zwei Tagen so viel. Wie konntest du das alles nur ertragen ohne zu zerbrechen?
Du wusstest wofür du es tatest. Du machtest alles für deinen Bruder, den du hoffentlich irgendwann in die Arme nehmen konntest, aber war es das wert?
War es das wert, dass du in Machenschaften, die unmoralisch waren, reingezogen wurdest?

Einen kurzen Moment bliebst du noch auf den Untergrund, bevor du zitternd auf standest.
Du musstest Hanma noch schreiben. Erschöpft nahmst du den Zettel, schlepptest dich irgendwie in dein Zimmer.
Dort holtest du dein Klapphandy. Mühevoll tipptest du seine Nummer ein und sendest dem Tätowierten eine kurze Nachricht.

Müde ließest du dich auf dein Bett fallen. Du spürtest wie dein Kopf pochte. Es fühlte sich an als würde er platzen.
Du schlossest deine Augen. Es drehte sich alles. Dir war so übel. Erst jetzt realisiertest du was genau passiert war.
Du konntest es nicht glauben. Du gehörtest jetzt zu diesem Psycho. Doch das wollte dein Bruder verhindern. Dir kamen die Tränen. Es war alles zwecklos gewesen. Keno hatte es nicht geschafft. Du hofftest, dass du ihn jetzt beschützen konntest, weil du seine Rolle in der Gang einnahmst. Ob das eine gute Entscheidung war?

Langsam driftest du in einen unruhigen Schlaf.

[Slave to your Mind] | Tokyo Revengers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt