Er konnte nicht glauben, dass du nach all den Jahren in seinem Laden standest. Warum hattest du dich nicht gemeldet? Woher wusstest du, dass er hier seinen Shop eröffnet hatte?
Draken wusste, dass du noch Kontakt mit Mikey hattest, aber als der Kleinere die Verbindungen abgebrochen hatte, tatest du das auch. Hat dir vielleicht Sano etwas erzählt? Oder war das reiner Zufall?
Er betrachte dich von oben bis unten.
Du sahst abgekämpft aus. Als würde jede Faser deines Körpers nach dem Tod schreien. Was war passiert? Wer hatte dir das angetan? Wann kam es denn dazu? Du warst doch damals so lebhaft. Was war nur geschehen?
Viele Fragen kreisten in seinem Kopf herum. Er hatte Mitleid mit dir. Für ihn warst du immer eine kleine Schwester, die er beschützen wollte. Mikey hatte ihm erzählt, was dein Vater gemacht hatte und du deswegen von ihm lernen wolltest. Der ehemalige Vize fand, dass das eine gute Idee gewesen war. Jede Frau sollte sich bis zu einem gewissen Grad beschützen können.Du spürtest seinen Blick auf dir. Du erkanntest große Sorge darin. Aber wäre ihm was gelegen an dir, hätte er sich doch früher mal gemeldet oder wenigstens versucht oder?
Jetzt standet ihr gegenüber. Du wusstest nicht so recht, was du sagen solltest. Was sagt man bei einem Wiedersehen? Du warst nur froh, dass er dich nicht sofort weggeschickt hatte.
"Möchtest du einen Kaffee?", fragte Draken.
Du nicktest und folgtest dem Großen zur Theke, an der Stühle für Besuch oder wartende Kunden bereit standen. Vorsichtig setztest du dich hin und beobachtest den Hünen, wie er den schwarzen Wachmacher zubereitete.
Wie sehr vermisstest du die alten Zeiten mit den Beiden, Mikey und Draken. Dir kamen gefühlt unendliche Erinnerungen hoch. Irgendwie tat es weh zu wissen, dass es nie wieder so werden würde.
Mikey hatte sich von jedem aus der alten Gang getrennt, auch du sahst ihn selten."Hier", riss dich Draken aus deinen Gedanken und stellte dir deine Tasse hin. Wärmend umschlangst du diese und sahst der schwarzen Flüssigkeit, die langsame Kreise zog, zu.
Wieder sagte keiner ein Wort. Du wusstest nicht wie du ein Gespräch anfingst. Dir fiel es über die Jahre schwerer mit Leuten zu reden, über was denn auch?
Was du beruflich machst? Was du in der Freizeit machtest? Was du überhaupt in deinem Leben erreicht hast?
Du konntest keiner der Fragen irgendwie befriedigend beantworten, denn dein Leben, sei es beruflich oder freizeittechnisch, war ein Desaster."Wie geht's dir?", fragte dich der Größere. Du sahst kurz hoch, doch du konntest den Blickkontakt nicht halten, zu sehr schmerzte der Ausdruck seiner Irden.
Dein Blick schweifte wieder zur Tasse. "Ich kann nicht klagen und dir", sagtest du und strichtest behutsam über das Gefäß.
"Mir geht's gut, auch der Laden läuft super. Was machst du so? Arbeitest du oder studierst du?", fragte er freundlich.
Wieso musste er genau diese Frage stellen? Was solltest du antworten? Solltest du ihm die Wahrheit sagen?
Irgendwie wolltest du ihm nichts vorspielen. Du hattest ihn solange nicht gesehen.
"Ähm. Ich arbeite in einer Bar", sagtest du verlegen. Du konntest ihm nicht die Wahrheit sagen. Was würde er von dir halten? Er kannte das Geschäft nur zu gut.
Er war in einem Freudehaus aufgewachsen.
Du hattest ihn ab und an mal besucht. Die dort arbeitenden Damen waren alle lieb, hatten scheinbar Spaß, obwohl sie andere Männer beglückten.
Aber heutzutage war es anders. Die Freier waren schrecklich und brutal. Oft kamst du mit blauen Flecken oder anderen Wunden nach Hause, aber es kümmerte sich keiner drum, stattdessen wurdest du auch noch von einigen Mitgliedern von Bonten missbraucht.
Nicht nur sexuell, sondern auch psychisch.
Da Mikey viel von dir hielt, wurdest du oft angeheuert um irgendwelche Typen, die störten, zu verführen um sie, meistens während des Akts umzubringen."Ah schön. Dann kann ich ja mal was trinken kommen", grinste er und nahm seinen ersten Schluck des Wachmachers.
Wie solltest du dich da wieder raus reden? Er durfte dich nie besuchen, niemals. Was solltest du denn sagen?
"Ähm, besser nicht", flüstertest du nervös und schautest kurz hoch. Hatte er dich gehört?
"Warum nicht?", stellte Draken dir die Frage und beugte sich zu dir.
Mist, wie kamst du da wieder raus? Du musstest ihm dir Wahrheit erzählen, da führte kein Weg dran vorbei.
"Ich arbeite sozusagen für Bonten", nuscheltest du und trankst schnell den halben Kaffee leer. Du spürtest seinen Blick auf dir. Du sahst ihn kurz an. War das eine gute Idee?Was hattest du da gesagt? Du arbeitest für die berüchtigteste Gang der Stadt, die in so kurzer Zeit so ein hohes Ansehen bekam. Nicht weil die so barmherzig war, sondern keine Skrupel hatte jemanden verschwinden zu lassen. Draken konnte sich das nicht vorstellen. Du warst doch damals so hilflos. Wie konntest du nur da arbeiten? Hattest du deswegen den Kontakt abgebrochen? Wieso standest du jetzt hier? War das ein Auftrag? Sollte der ehemalige Vize lieber aufpassen, was er sagte? Oder hatte er sich nur verhört?
"Sag das nochmal", sprach er.
Hatte er dich nicht verstanden? Oder konnte er das nicht glauben?
"Ich arbeite für Bonten", sprachst du etwas lauter und zogst dein Oberteil soweit runter, dass dein Gegenüber das Brandmal sehen konnte.
Geschockt sah er dich an. Sein Blick wanderte zwischen deinem Gesicht und der Narbe, die so präsent auf deinem Körper zu erkennen war.
Der Schwarzhaarige musste sich erstmal setzen und das erstmal verdauen.
Du richtest dir dein Pullover wieder zurecht.
Was hattest du getan? Du hattest jemand aus deiner Vergangenheit so etwas erzählt. Du konntest es selbst nicht glauben. Lag es vielleicht am fen Schmerzmitteln oder dem Entzug?
"Tut mir leid, Draken. Ich sollte wieder gehen. Es war eine schlechte Entscheidung. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist. Ich sollte nicht hier sein", sagtest du und wolltest gerade deinen Platz verlassen, da packte er dich am Handgelenk. Verwirrt sahst du ihn an.Draken wusste nicht, was er sagen sollte und warum er dich vom Gehen abgehalten hatte.
"Du kannst hier bleiben und mit mir reden", sprach er.
"Entschuldigung, aber es war wirklich keine gute Idee, nicht das Mikey oder sonst jemand davon Wind bekommt. Du wärst, obwohl du ihm immernoch wichtig bist, in Gefahr", erzähltest du, befreitest dich von seinem Griff und umarmtest ihn.
"Es tut mir leid, dass ich meinen Mut für kurze Zeit gefunden habe und dich belästigt habe", verabschiedetest du dich und stürmtest aus dem Laden.
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[Slave to your Mind] | Tokyo Revengers
Ngẫu nhiênDurch einige Schicksalsschläge gebeutelt, musst du dich den Machtspielen ergeben. [ReaderInsert] | Auch auf Fanfiktion.de vorhanden | >| Kann Spoiler enthalten! |< •Triggerwarnung: Drogen | Selbstmord | Gewalt • | Charakter/ Tokyo Revengers (c) Ken...