Zitternd klapptest du dein Handy auf, hieltest es dir ans Ohr.
"Hallo?", fragtest du leise. "Hallo", kam es auch. Seine Stimme klang traurig, hatte einen komischen Unterton. "Was willst du?", giftigtest du ihn an. Er rief doch nie an oder meldete sich, wenn dann kam er kurz vorbei, schaute nach dem Rechten und war wieder weg. Warum ausgerechnet jetzt? Was wollte er?"Es ist etwas Schlimmes passiert. Keno...er liegt im Krankenhaus", sagte dein Vater.
Entsetzt schlucktest du. Dein Mund wurde trockener. Deine Umgebung verzerrte sich. Alles um dich herum verschwamm.
Dein Vater sagte noch was, aber du nahmst es nicht mehr war. Das konnte nicht wahr sein. Nein. Niemals. Tränen rannten dir übers Gesicht. Du sacktest zusammen. Du fühltest dich so leer.
Bebend saßt du auf den Boden. Nein. Das darf nicht wahr sein. Dein Vater musste lügen. Er konnte nie die Wahrheit sagen, denn er sagte euch immer, dass er auf Geschäftsreise war, doch er hat sich in ein Motel abgesetzt, spielte und trank da. Warum sollte er jetzt ehrlich sein?
"Du lügst", schriest du ins Telefon. "Nein, das Krankenhaus hatte mich angerufen. Er liegt im Central Shibuya Krankenhaus. Ich kann leider erst morgen hier weg", sagte dein Vater. Du konntest nicht glauben, was er gesagt hatte.
"Du lässt mich damit jetzt alleine?", brülltest du. "Tut mir leid. So schnell kann ich nicht weg", entschuldigte er sich. "Dein Tut mir leid, kannst du sonst wohin stecken. Es ist dein Sohn, verdammt", knurrtest du unter Tränen und legtest auf. Er versuchte dich nochmal anzurufen, doch du drücktest jeden seiner Anrufe weg.
Weinend saßt du auf den Boden und verstandest nicht was genau passiert war. Es fühlte sich alles so unwirklich an. Du musst träumen. Genau, du bist in der Schule eingeschlafen und all das ist ein schlechter Traum. Das muss einfach so sein.
Verzweifelt nahmst du dein Handy, drücktest die Kurzwahltaste, in der du deinen Bruder eingespeichert hast. Du musstest ihm deinen absurden Traum sofort erzählen. Keno würde bestimmt darüber lachen und sagen, dass es nur eine einfache banale Fantasievorstellung war.
"Der Teilnehmer ist zurzeit nicht erreichbar. Versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal", sprach eine monotone Computerstimme.Du nahmst die Wohnungsschlüssel und ranntest so schnell wie du konntest zum Krankenhaus. Schweratmend und durchnässt, standest du vor dem großen Gebäude. Zitternd tratest du ein, gingst auf die Empfangsthresen zu.
"Ich möchte zu Keno Shimada", keuchtest du.
"Und Sie sind?", fragte die Dame. Zornig schautest du sie an. "Ich bin seine kleine Schwester und will zu ihm", knurrtest du. Du wolltest dich doch nur vom Gegenteil überzeugen. Das er hier nicht lag und das alles ein schlechter Scherz war.
Du sahst wie die Frau im Computer was eintippte.
"Ah, da haben wir ihn ja. Er liegt im 2. Stock, Zimmer 272", antwortet sie.
Du drehtest dich ohne zu Bedanken um, stiegst in den Aufzug und fuhrst hoch.Du konntest es immer noch nicht glauben. Was wenn er wirklich in dem Zimmer lag? Was wenn das kein böser Traum war? Was würdest du machen? Wie würdest du das aushalten? Ohne Keno konntest du nicht mehr. Er war doch dein Ein und Alles. Er war für dich die ganze Welt. Er beschützte dich, gab dir das was euer Vater nicht konnte. Wieder rannten dir Tränen übers Gesicht. Sie hörten kaum auf.
Ping. "Intensivstation", hörtest du die Aufzugsstimme sagen. Der Aufzug war angekommen. Mit wackeligen Beinen gingst du in den Flur, sahst dich um und bemerktest ein Schild, auf diesem standen die Zimmernummern.
Du machtest dich wie in Zeitlupe auf den Weg zur gesagten Zahl.
Zitternd sahst du durch das Fenster in den Raum hinein.
Geschockt starrtest du ihn an. Wie er da im Bett lag mit all den Schläuchen, die ihm am Leben hielten. Sein Brustkorb hebte und senkte sich.
Überall an seinem Körper waren Schrammen, Verbände und Pflaster. Du hattest Mühe deinen Bruder zu erkennen. Wer würde ihm so etwas antun?
Erschöpft rutschtest du auf den Boden. Es war kein Traum, keine Halluzination, kein Scherz. Das war die Realität. Eine Schmerzende, die dich ins Herz stach.
Dein Keno, dein geliebter Bruder lag in diesem Zimmer. Was machst du jetzt? Du fühltest dich so einsam. Kein Vater, der dich in diesem Moment tröstete. Dir zur Seite stand und sagte, dass alles gut werden würde.Niemand. Es war absolut niemand da für dich.
Fühlte sich dein Bruder damals auch so? Als du den schlimmen Autounfall hattest?
"Sie sind die Schwester von Keno Shimada?", fragte jemand. Du blicktest auf, sahst einen Mann, der weiß gekleidet war.
War das der Todesengel? Würde er deinen Bruder mitnehmen? Durftest du dich noch einmal verabschieden?
"Mein Name ist Dr. Takashi Umagi. Ich bin der leitende Arzt", stellte er sich vor. Etwas enttäuscht nicktest du. Irgendwie hattest du gehofft, dass es ein Todesengel wäre, denn du konntest den Anblick deines Bruders nicht ertragen.Der Arzt setzte sich zu dir auf den Boden. Dein Blick wanderte wieder auf den Untergrund. Warum machte der Mann das? Wusste er etwas? "Was ist passiert?", hauchtest du leise. "Das wissen wir nicht genau. Ein Passant hat ihn in der Nähe eines Supermarktes gefunden", sprach der Doktor.
Du nicktest. Wahrscheinlich war er arbeiten gewesen.
"Wie geht's ihm? Wird er wieder?", schluchztest du, zogst die Nase hoch. Doch der Kittelträger gab dir ein Taschentuch, das du dankend annahmst. Du fummeltest nervös an diesem herum.
Dein Gesprächspartner räusperte sich. "Dein Bruder hat massive Kopfverletzungen erlitten und liegt im Koma", sagte er.
Geschockt starrtest du ihn an. "Wir wissen nicht, ob er es überlebt", gestand er. Du spürtest wie wieder die Bäche brachen. Es tat so verdammt weh, dass zu hören ohne jemand an seiner Seite zu haben. Eine starke Schulter, an der du dich anlehnen konntest.
"Es sind bei diesen Verletzungen sehr schlecht aus", kommentierte er seinen letzten Satz.Du spürtest gar nichts mehr. Nicht mal deinen Körper. Alles fühlte sich so taub an.
"Darf ich zu ihm?", wolltest du wissen. Du wolltest seine Hand halten. Ihn spüren. Dich ihn spüren lassen.
Takashi bejahte deine Frage. Sofort sprangst du auf und ranntest zu Keno ans Bett.
Du stürztest dich förmlich auf ihn, heultest seine Krankenhaushemdchen voll.
"Du darfst nicht sterben, hörst du. Du musst bei mir bleiben. Was mache ich ohne dich", weintest du. Deine Worte überschlugen sich.Der Arzt schob einen Stuhl zu dir. Auf diesen setztest du dich und hieltest Kenos Hand.
Sie war so weich und warm. So zerbrechlich in diesem Moment.
"Keno, ich weiß, dass du noch da bist", flüstertest du, streicheltest deine Hand.
"Ich lass Sie mal alleine", sprach Herr Umagi und verschwand aus dem Patientzimmer."Was soll ich jetzt machen? Ich kann nicht ohne dich", murmeltest du. "Unser Vater kommt dich morgen erst besuchen. Dieses Schwein hält es nicht für nötig seine Sachen zu packen und sofort zu dir zu kommen. Ich hasse ihn dafür", knurrtest du. Wieder liefen die Tränen.
Du nahmst die Hand legtest diese an deine Stirn, bettest das er bald aufwachen würde. "Bitte, Keno. Lass mich nicht alleine, okay?", sagtest du. Du warst kein gläubiger Mensch, aber in dieser Situation würdest du alles machen, um deinen geliebten Bruder wieder zurück zu holen.Nach einigen Minuten beschlossest du an die frische Luft zu gehen. Dort deine Gedanken zusammeln, denn der Raum beengte dich sehr. Dich erdrückten die ganzen Gefühle, die Gedankenwelt. Alles war dir zu viel in diesem Zimmer.
Kaputt schlepptest du dich erstmal zum Fahrstuhl und anschließend brachte er dich ins Erdgeschoss.
Als die Türen aufging, sahst du einige Jungs, die freudig Richtung Ausgang gingen. Sie gröllte etwas, was du nicht verstandest.
Du wichtest ihren Blicken aus und bahntest dir den Weg in den Hinterhof.
So eine Traube voller Menschen wolltest du vermeiden. Du wolltest alleine sein, ein wenig durchatmen bevor du wieder zu deinem Bruder gingst.Draußen sahst du einen blonden Jungen, der die bekannt vorkam. Er saß wie ein Häufchen Elend an der Wand. Hattest du ihn nicht schonmal gesehen? Was war los? Solltest du zu ihm gehen?
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[Slave to your Mind] | Tokyo Revengers
De TodoDurch einige Schicksalsschläge gebeutelt, musst du dich den Machtspielen ergeben. [ReaderInsert] | Auch auf Fanfiktion.de vorhanden | >| Kann Spoiler enthalten! |< •Triggerwarnung: Drogen | Selbstmord | Gewalt • | Charakter/ Tokyo Revengers (c) Ken...