Kapitel 13

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Du erzähltest deiner Mutter alles was passiert war, vor was du Angst hattest und welche Sorgen dich plagten.
"Es tut mir leid, dass ich ihn nicht beschützen konnte, aber Keno hatte mir nie was erzählt. Wie sollte ich ihm dann helfen?", fragtest du sie. Doch es kam keine Antwort. Du erzähltest weiter.
Es half dir. Die ganzen Gefühle, Gedanken und der Druck wurden leichter. Ganz verschwanden sie nicht.
Warum warst du so lange nicht mehr bei ihr gewesen? Was hatte dich aufgehalten?
Du wusstest es nicht. Nachdenklich lehntest du dich ans Grab. Den Blick gen Himmel gerichtet. Vereinzelt blinkten Sterne auf. Ob deine Mutter da oben war? Schaute sie gerade zu, wie dein Leben den Bach runter ging? Würde sie dich gerne aufhalten? Oder zu deinem Vater gehen, ihn wach rütteln und sagen er solle sich mal kümmern?

Im Moment vermisstest du deine Mutter sehr. Du fühltest dich so einsam wie nie zuvor. Niemand, der für dich da war. Dich tröstete, dir sagte, dass alles wieder gut werden würde. Keine starke Schulter zum Anlehnen. Es war niemand für dich da. Du musstest alleine kämpfen.
Du schlossest deine Augen. Immer wieder fielen dir die Augen zu. Solltest du dich umgarnen lassen vom Schlaf? Doch du schafftest es nicht deine Augen aufzuhalten.

Du standest in einem dunklen Raum. Vor die stand deine Familie. "Mama", schriest du immer wieder. Doch sie drehte sich nicht um. "Hayate", riefst du, doch er drehte sich nicht um. "Keno?", fragtest du vorsichtig. Alle standen mit dem Rücken zu dir, tuschelten und warfen dir ab und an einen verachteten Blick entgegen. Was hattest du getan? Wieso schauten sie dich nicht mehr an?
"Du bist Schuld", brüllte plötzlich deine Mutter, drehte sich zu dir um und schaute dich mit toten leeren Augen an.
"Du bist Schuld", schrie sie immer und immer wieder und zeigte mit dem Finger auf dich.
Dein Bruder und dein Vater blieben stumm an ihrer Seite.
"Du hast die Familie zerstört", sprach dein Vater, der sich zu Wort meldete. Irritiert schautest du sie an. Was reden die da? Warum warst du schuld? Du hattest doch gar nichts getan oder? 
Deine Eltern kamen auf dich zu. Du konntest dich nicht rühren. Panisch versuchtest du wegzurennen, doch dich packte jemand, riss dich zu Boden. Ein fettes Grinsen schaute sich an.

Schweratmend wachtest du auf. Was war das für ein Traum? Du schütteltest den Kopf. Es war nur ein Albtraum gewesen. Du warst nicht Schuld. Hätte dein Bruder mehr erzählt, hättest du ihm geholfen. Du überlegtest.
Wer hatte dich aber auf dem Boden gepinnt? Du hattest ihn nicht wirklich erkannt, aber spielte das überhaupt eine Rolle? Es war nur ein Traum gewesen, mehr nicht. Du solltest dich nicht so reinsteigern.

Gerädert standest du auf. Es war keine gute Idee auf dem Friedhof zu schlafen. Verspannt gingst du deiner Wege, holtest dein Handy raus und schautest auf die Uhr.
Es war sehr früh am Morgen. Du solltest nach Hause gehen und weiterschlafen. Die Nacht im Freien tat dir nicht gut. Fröstelnd schlangst du deine Arme um dich. Die Kälte hatte jede Faser deines Körpers in Anspruch genommen.
Eine heiße Dusche, warme Sachen und ein kuscheliges Bett würde bestimmt Abhilfe schaffen.

Doch plötzlich stößtest du gegen jemanden. Irritiert schautest auf. Vor dir stand ein Hüne, mindest zwei Köpfe größer als du. Er hatte schwarze zurück gekämmte Haare. Seine dunklen Irden blickten dich finster an. "Pass doch auf", knurrte derjenige. Eine kleine Gruppe Typen drehte sich auch um. "Entschuldigung", sagtest du und wolltest deinen Weg fortsetzen, doch der Große packte dich. "Was haben wir da? Ein verirrtes Häschen", lachte er.

Häschen. Wieder nannte dich jemand so. Warst du das auch? Nur ein Beutetier in der grausamen Welt voller Fressfeinden? Du schütteltest den Kopf. Du wolltest auf keinen Fall ein Opfer sein, dass sich rumschupsen lässt. Wütend balltest du deine Fäuste, sahst den Typen an.
"Ich bin Häschen, du Wichser", knurrtest du. Du spürtest den Zorn, der sich in kurzer Zeit bei dir angesammelt hatte.
Du warst sauer auf dich, auf deinen Bruder und besonders auf deinen Vater, der dich im Stich gelassen hatte. Wie konnte man seine Tochter alleine lassen? Mit all den Problemen? Du verstandest es nicht. Dein Zorn war auch auf Hanma gerichtet. Wie konnte sein ein Typ alleine dich so kontrollieren? Das konntest du dir nicht vorstellen. Auch auf Mikey warst du wütend. Er hatte zu gelassen, dass dein Bruder so schwer verletzt wurde und hatte nichts gemacht um es zu ändern. Dennoch musstet du ihm etwas vorspielen.
Du hattest so einen Hass entwickelt, der sogar die Gruppe Männer überragte.
"Was hast du gerade gesagt?", fragte der Große.
Du sahst ihn böse an. "Hast du Tomaten auf den Ohren? Ich habe dich Wichser genannt", zischtest du provozierend.
Dein Gegenüber sah nicht erfreut aus. Du hörtest ein "Schlampe", und dir kam eine Faust entgegen, die du geschickt ausweichen konntest. "Mach sie fertig", feuerten seine Kumpels ihn an.
Wieder kam etwas beleidigendes von ihm, doch du hörtest nicht zu und versuchtest auch einen Treffer zu landen. Es gelang dir, doch du hattest zu wenig Kraft in deinen Schlag gelegt.
"Lächerlich", kommentierte er und traf dich mit dem Knie in der Magengegend.
Du sacktest zusammen. Hustend sahst du auf. Kacke, du hattest dich etwas verschätzt, denn die ganze Wut ebbte langsam ab.

Zitternd standest du auf. Du musstest jetzt schnell deine Beine in die Hand nehmen und von hier verschwinden. Nicht das er dich weiter vermöbelt.
Du atmetest schmerzend ein, nutztest eine kleine Lücke und ranntest los. So schnell du konntest, machtest du dich aus dem Staub.
"Los hinter her", rief dein Gegner. Du bogst in die nächste Seitengasse ein.
Was hatte dich geritten so einen Typen anzugreifen? Du warst sichtbar unterlegen. Das war reinster Selbstmord. Wieso hattest du das getan? Du erblicktest ein gutes Versteck in der nächsten Straße. Dort kauertest dich zusammen.
Es war töricht gewesen dich mit den Kerlen anzulegen. Warum bist du nicht einfach weg gegangen? Oder hattest sein blöden Kommentar ignoriert? Wieso hattest du dich von so einem Deppen provozieren lassen?
Das war so unüberlegt von dir.
Du hörtest wie die Gruppe Männer an deinem Versteck vorbeiliefen und dich niemand bemerkte.
Erleichtert atmetest du aus und wartest noch paar Minuten. Du holtest dein Handy raus.
Eine Nachricht von einer nicht eingespeicherten Nummer ploppte im Moment auf. Du öffnetest diese.

"Hey, kannst du heut nachmittag am Musashi Tempel sein? Mikey", last du in deinen Gedanken vor.

[Slave to your Mind] | Tokyo Revengers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt