Kapitel 23

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-Triggerwarnung: Drogen-

Für mehrere Minute, die sich für dich wie Stunden anfühlten, lagst du zusammen gerollt auf deinem beschmutzten Bett. Du fühltest dich schrecklich, denn die Brüder hatten dir deine Drogen genommen.
Du wolltest doch nur nichts mehr spüren, doch jetzt merktest du deinen Körper sowie Geist umso stärker.
Du umklammertest deinen Kopf. Er dröhnte regelrecht.
Es kamen wieder die Erinnerungen an das erste Mal. Das erste Mal als du dich mit einem kurzen Rock sowie kurzen Oberteil auf der Straße wiederfandest. Sofort kam dein erster Kunde. Du hattest erstmal gezögert, hattest Angst, doch er zwang dich dazu. Danach fühltest du dich benutzt und ekelhaft. Du konntest anschließend nicht mehr in den Spiegel sehen. In dir stieg der Hass auf. Du hattest dich gehasst und tatest es immernoch. Das Einzige was damals half, waren betäubende Mittel. Du schlucktest die Schmerzmittel wie Smarties. Sie ließen deine Pein vergessen. Doch irgendwann gewöhnte sich dein Körper daran und stiegst auf Härtes.

Wie solltest du jetzt weitermachen? Würden die Haitani Mikey etwas erzählen? Oder wusste der Boss schon Bescheid? Du hofftest nicht. Der Blonde hatte sich so verändert. Vor neun einhalb Jahren war er so lieb, hilfsbereit und hatte dich beschützt. Er gab dir ein gutes Gefühl. Nicht nur er tat es. Es waren auch seine Freunde, die dich unterstützten.
Du erwischtest dich oft dabei wie du vor dem Motorradladen von Draken standest. Du wusstest nicht ob er dich wiedererkennen würde, deswegen trautest du dich nicht. Du sahst auch ab und an Takemichi und Hinata da. Auch da fandest du keinen Mut. Ob sie dich vermissten?
Doch die Beziehung zum ehemaligen Toman Anführer veränderte sich.
War es, weil dich Mikey an deinem Tiefpunkt wieder getroffen hatte?
Du richtest dich auf, strichtest durch dein gefärbtes Haar. Eins wusstest du, du hattest einiges vermasselt in deinen Leben. Wäre bloß dein Bruder für dich da gewesen. Wäre dann dein Leben anders verlaufen?

Langsam standest du auf. Vielleicht würde eine Dusche dir gut tun. Du schlepptest dich zum kleinen Badezimmer. Auf den Weg dorthin holtest du dir frische Klamotten. Allmählich zogst du deine restlichen Anziehsachen aus und betrachtest dich im schmalen Spiegel. Dein Körper sah schrecklich aus. In den letzten Jahren hattest du einiges durchgemacht. Du strichtest über die kleinen feinen Narben, die sich auf deiner Hülle verteilten. Ein paar kamen von deinen Kunden, andere hattest du verursacht und wiederum andere kamen von den Mitgliedern von Bonten. Doch ein Mal stach besonders heraus. Es prangte mittig zwischen deinen Brüsten und sollte jeden Freier etwas abschrecken, um nichts schlimmes zu tun oder zu wenig zu zahlen. Du fasstest das Symbol, das einer aus Bonten verursacht hatte, an. Es tat immer noch weh, obwohl er dir das vor ungefähr fünf Jahren verpasst hatte. Wieso er das tat? Du fandest keine Antwort. Scheinbar wollte er allen zeigen, dass du deren Eigentum warst, obwohl du das nie wolltest. Warum auch? Wer würde so etwas schon wollen? Gebrandmarkt zu werden wie ein Rindvieh.
Wie einst jemand gesagt hatte, du warst nur ein Beutetier. So fühltest du dich. Auch dein Spitzname unter den Mitgliedern ließ dich immer wieder dran erinnern. Du hasstest es.

Wieso wurdest du so gequält schon seit Jahren? Was hattest du in deinem Leben verbrochen, dass du so leiden musstest?
Diese Fragen hattest du dir so oft gestellt und wie so häufig fandest du keinerlei Antworten darauf.
Es gab halt Menschen, die jeden Tag kämpfen mussten und Andere, die alles in den Arsch gesteckt bekamen.
Du gehörtest traurigerweise zu der ersten Gruppe. 

Niedergeschlagen drehtest du dich weg und stiegst in die Dusche. Du genossest das warme Wasser, das dir ein wenig den Dreck vom Körper sowie Gedanken wegspülte. Langsam steigertest du die Temperatur am Regler. Zischend drehtest du das Nass ab. Deine Haut fühlte sich taub an. Du mochtest dieses Gefühl.
Müde tratest du aus der Wanne, bemerktest beim Vorbeigehen im Spiegel wie deine Haut rot leuchtete. Scheinbar hattest du mit der Hitze etwas übertrieben, doch du fühltest dich etwas reiner.
Vorsicht trocknest du dich ab, zogst dir frische Klamotten an und gingst zu deinem Bett, auf dem noch die Spuren der Brüder waren.
Zügig wechseltest du deinen Bettwäsche und legtest dich hinein.
Wieder rolltest dich zusammen, zogst die Decke über dich.
Erschöpft fielen dir deine Augen zu.

"Bitte, ich brauch das", brülltest du immer wieder. Du wehrtest dich, schlugst gegen die Tür und schriest aus voller Kehle. Doch es brachte nichts.
Niemand kam dir zur Hilfe. Allmählich verschwand deine Kraft. Zitternd lagst du zusammen gerollt auf dem Boden. Was passiert hier?

Panisch wachtest du auf. Du saßest kerzengerade auf deinem Bett. Schon wieder ein Albtraum. Du strichtest dir durch das Gesicht und sahst deine vibrierenden Hände an.
Du brauchtest Stoff. Dein Körper verlangte danach, aber du hattest keinerlei Chance etwas zu kaufen.
Du standest auf, suchtest in deiner Tasche nach Schmerzmitteln. Schnell fandest du welche, schlucktest ein paar und machtest es dir im Bett wieder bequem.
Wieder fielen dir die Augen zu. Du wachtest immer wieder auf.
Wann hattest du zuletzt mal eine Nacht durchgeschlafen? Du wusstest es nicht mehr.

Dein Blick wanderte zum Wecker, der neben deinem Bett auf einer kleinen Kommode stand. Es war 8 Uhr morgens. Vielleicht solltest du spazieren gehen, den Kopf freikriegen.
Erschöpft standest du auf, zogst deine Boots an, schnapptest dir deine Umhängetasche und packtest dein Handy sowie Schlüssel ein.
Die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die Hochhäuser. Du zogst die noch kühle Morgenluft ein.
Du umschlangst deinen Körper. Die Kälte kroch langsam unter deinen Klamotten.
Du machtest dich auf den Weg. Ein Ziel hattest du noch nicht.
Es tat gut so früh unterwegs zu sein. An einem kleinen Bäcker machtest du Halt und kauftest dir ein Brötchen sowie ein Kaffee.

Ohne wirklichen Bestimmungsort fandest du dich vor einen bakannten Laden wieder. Wieso zog es dich immer wieder dahin? Solltest du heute reingehen? Du beobachtest den Schwarzhaarigen wie er seinen Shop kundentauglich gestaltet.
Irgendwie wolltest du gerne mit ihm reden.
Du atmetest tief ein, nahmst deinen ganzen Mut zusammen und öffnetest die Glastür.

Ein Klingeln ließ den Hünen aufhorchen. Wer würde so früh in den Laden auftauchen? Er drehte sich um und bemerkte dich. Klein und schmächtig. Er scannte dich ab. Dein Gesicht war etwas eingefallen, doch er hatte das Gefühl sich schon zu kennen. "Guten Morgen, Draken", sprachst du nervös.
"Bist du das wirklich, Kleine?", fragte er, kam auf dich und beäugte dich argwöhnisch. Du hattest dich verändert, nicht ins positive. Was war nur mit dir passiert?

[Slave to your Mind] | Tokyo Revengers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt