Kapitel 17

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-Timeskip-

Diese plötzliche Vorstellung deiner neuen Stiefmutter sowie Stiefgeschwister setzte dir noch nach Wochen zu.
Du konntest es nicht verstehen wieso dein Vater dir sowas angetan hatte. Du konntest es dir nie verzeihen, wie er dich die ganze Zeit behandelt hatte. Du warst austauschbar, ersetzbar in deren Augen und diese Erkenntnis tat so weh.
Oft spürtest du ein Stechen in deiner Brust, wenn du dich dabei erwischtest wie du vor der Wohnung kauertest. Du sehntest dich nach einer glücklichen Familie. Das war eigentlich schon die ganze Zeit dein größter Wunsch gewesen. Doch dieser zerplatze vor einigen Monaten. Du wolltest nie eine neue Mutter oder Geschwister. Das Enzige was du wolltest, war das dein Vater mehr Zeit mit dir und deinem Bruder verbrachte und irgendwann doch noch mit einer Frau glücklich wurde. Aber nicht jetzt. Nicht in der derzeitigen Situation. Keno kämpfte im Krankenhaus um sein Leben und du? Du bräuchtest eine seelische Stütze, doch es war niemand für dich da. Mit Mikey trafftest du dich oft. Du lerntest sogar seinen besten Freund, Draken kennen. Doch diese Art von Freundschaft basierte eigentlich nur auf Lügen oder eher auf eine Drohung, vor der du Angst hattest. Kamst du jemals wieder aus der Sache raus?

Du balltest deine Hände zu Fäusten, als du wieder gegenüber des Hauses standest. Du sahst wie Miyu sich von ihren Kindern und deinem Erzeuger verabschiedete. Du hattest erfahren, dass sie abends an einer Bar aushalf. Du warst so wütend auf sie. Sie hatte nicht das Recht dort zu wohnen. Obwohl Hayate auch an vieles Schuld war, war er immer noch dein Vater.
Du folgtest ihr mit einem gewissen Abstand. Die Braunhaarige blieb stehen und bog in die nächste Gasse ab. Fragend gingst du weiter. Dieser Weg führte nicht zu ihrem Arbeitsplatz. Wohin ging sie?
Du stecktest deine Hände in deine großen Manteltaschen, prüftest ob die Sachen noch drin waren und folgtest ihr weiterhin. Sie stand in einer dunklen einsamen Gasse. Was macht sie hier? Wartet sie auf jemanden? Egal. Du beobachtest sie weiter und berührtest die Gegenstände in der Tasche. Du bekamst eine unangenehme Gänsehaut als du das Metall berührtest. Warum hattest du es dabei? Du hattest es doch nur zur Selbstverteidigung geholt, oder? Doch du hörtest eine Stimme in deinem Kopf, die dir anderes zuflüsterte. Du schütteltest den Kopf. Sowas wolltest du nicht hören. Doch die Aussagen in deinem Schädel wurden lauter. Du konntest dich nicht mehr dagegen wehren.

Du holtest aus deiner Tasche eine Maske, die dein halbes Gesicht bedeckte, raus.
Du strichtest darüber. Es war ein Fuchs. Du wusstest nicht warum du diese vor paar Wochen mitgenommen hattest, aber irgendwas zog dich an. Du setztest diese auf, zogst schwarze Handschuhe an und holtest aus deiner Manteltasche das Messer.
Du wusstest nicht was du gerade machtest, aber du stürmtest auf sie los und stachest mehrmals die Waffe in ihren Bauch.
Sie schaute dich an, hielt sich die Wunde und klappte zusammen. Du schautest sie erschrocken an, drehtest dich sofort um und flüchtest sofort.

Du ranntest weiter und weiter, bogst paar Mal in kleineren Gassen ab.
Schweratmend sacktest du zusammen. Was hattest du getan? Du sahst deine blutverschmierte Hände an. Wieso hattest du das getan?
Deine Atmung beruhigte sich langsam. Der erste Schock war vorbei. Scheiße, verdammt.
Wie konnte das nur passieren?
"Das wolltest du doch", hörtest du die Stimme. Du schütteltest den Kopf. "Das stimmte gar nicht", flüstertest du unsicher. Du warst dir da nicht mehr sicher, was du wolltest. Wie konntest du diese Stimme abschalten? Oder musstest du diese immer wieder ertragen?
Du stecktest tief in deine dunklen Gedankenwelt fest.

Doch ein Räuspern riss dich aus deinen Gedanken. Erschrocken schautest du den Neuankömmling an. "Hätte nicht gedacht, dass du so brutal geworden bist", stellte derjenige fest. Erst dachtest du, es wäre dein Bruder, denn im Schatten der Laterne sah es so aus, doch im zweiten Moment erkanntest du einen bestimmten Schwarzblonden. Er setzte sich neben dich, holte eine Zigarette und zündete diese an.
"Hab...Hab ich sie umgebracht?", fragtest du, während du die Maske abnahmst. "Ich denke, sie wird jemand finden, also sei unbesorgt", lächelte er, zog an seiner Kippe und tätschelte deinen Kopf. Es beruhigt dich ein wenig.

Er war stolz auf dich. Es gefiel ihm sehr wie du dich in letzter Zeit verändert hattest. War es, weil du jetzt alleine wohntest? Oder war es einfach einfach so passiert? Hatte dich aus dem Nichts diese Gewalt gepackt?

Er erinnerte sich daran wie sein erster Mord ablief. Es war ein Typ gewesen, der ihm nicht gehorchte und aus Frust hatte er ihn kaltblütig tot geschlagen. Dem Schwarzblonden hatte es einen Heidenspaß gemacht. Das ganze Blut an seinen Händen fühlte sich richtig an. Wie gerne würde er das erste Mal wieder erleben, doch für ihn war es jetzt Routine geworden.
Sein Blick wanderte zu dir.
Hanma ließ dich seit paar Monaten beobachten und ihm wurde berichtet, dass du aus der Wohnung geflohen bist und nun in einer alten Tempelanlage wohntest.
Trotz diesen Schicksalsschlägen hattest du viel Zeit mit Mikey verbracht. Du bist sogar arbeiten gegangen. Er hatte natürlich auch mitbekommen, dass du mit Tomans Anführer trainiertest. Das gefiel ihm sehr.

Du legtest die Fuchsbedeckung auf deinen Schoß ab. Auf dieser befanden sich noch ein paar Blutspritzer. Vorsichtig wischtest du diese ab.
Auf einer komischen Art und Weise fühltest du dich nicht mehr so unwohl in seiner Gegenwart.
"Morgen ist Halloween und da wird Walhalla, meine neue Gang, gegen die Tokyo-Manji-Gang kämpfen", erklärte er dir. Du sahst ihn fragend an.
"Du wirst an meiner Seite kämpfen", sagte der Tätowierte streng, fasste dir unters Kinn und zwang dich ihn anzusehen. Du hattest keine andere Wahl ihn in seine schönen goldenen Augen zu sehen. Das konnte er nicht Ernst meinen. Ihm gefiel was er sah, wie sich deine Augen weiteten und die Angst in diesen auftauchte. Eine leichte Gänsehaut überzog seinen Körper.
"Aber Mikey und die Anderen werden mich erkennen", sprachst du entsetzt.
Hanma lachte kurz auf, zeigte auf deine Maske. "Die wirst du anziehen und keiner wird dich erkennen", grinste er, strich dir mit dem Daumen über die Lippen an denen noch ein ein wenig roter Lebenssaft klebte.
"Scheinbar bist du kein Häschen mehr, sondern ein kleiner Fuchs", bemerkte er, während er seinen Finger ableckte und den leichten metallischen Geschmack in seinem Mund spürte.
Du sahst ihn an, wusstest gar nicht was du sagen wolltest. Du nicktest nur, sahst ihn weiter an.
"Ich bin stolz auf dich, Foxxy", lächelte der Tätowierte, stand auf und tätschelte wieder deinen Kopf.
"Komm morgen Mittag in die verlassene Spielhalle, an der du schonmal warst", befahl er.
Wieder nicktest du nur. Dein Kopf fühlte sich so leer an.

[Slave to your Mind] | Tokyo Revengers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt