Kapitel 1

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"Essen ist fertig", riefst du, während du noch die zwei Teller mit gebratenem Fisch auf den Tisch stelltest. Du warst zufrieden mit der Mahlzeit.
Du setztest dich an diesen und wartest ungeduldig. Hatte er dich gehört? Wo blieb dein Bruder? Solltest du ihn vielleicht wecken gehen? Er mochte es nicht, aber wer spät schlafen ging, hatte nunmal Pech.
Genervt standest du auf, machtest dich auf den Weg zum Zimmer deines Bruders.
"Keno, wach auf. Das Essen wird kalt und die Schule beginnt bald", brülltest du, klopftest an seine Tür. Du hörtest ein Murren. Grinsend öffnetest du die Pforte, stolziertest rein und zogst die Gardinen zur Seite.
"Lass das", knurrte Keno, drehte sich um und zog seine Decke über sich.
"Ich lass es nicht. Es gibt dein Lieblingsessen", sprachst du und versuchtest die Decke ihm wegzunehmen. "Hau ab. Lass mich schlafen", fauchte er, während sich dein Bruder aufrichtet. "Nein, du musst auch zur Schule", lächeltest du, sahst ihn an. Seine dunkelbraunen Haare standen in alle Berge. Müde rieb er sich seinen Schlaf aus seinen grauen Augen. Du erkanntest, dass er wieder ein paar Schrammen im Gesicht hatte. Wieso kam er immer wieder mit Verletzungen nach Hause? Du machtest dir Sorgen. Wo war er hinein geraten? Du hattest Angst und maltest dir die schlimmsten Szenarion aus. Nicht das dein Bruder in Schwierigkeiten steckte?
"Ich komm gleich", murmelte Keno. Du nicktest nachdenklich und gingst ins Esszimmer.
Du setztest dich an den Tisch und grübeltest weiter nach.
Solltest du ihn mal darauf ansprechen? Er war immer für dich da gewesen. Warum verschwieg er dir etwas? Konnte er dir in der Hinsicht nicht vertrauen? Du konntest ihm vielleicht helfen oder? Solltest du ihm einfach deine Hilfe anbieten?

Gähnend schlurfte dein Bruder ins Esszimmer. "Du musst mich nicht jeden Morgen wecken", kommentierte Keno, während er sich auf den Reis stürzte. "Ich mach das aber gerne", sprachst du und begannst zu essen. "Ich will das nicht mehr  ok?", fauchte er. "Ich bin kein kleines Kind. Nur zur Info: ich bin dein großer Bruder. Du nervst", knurrte Keno.
Du sahst ihn geschockt an. Wieso sagt er sowas? "Ich weiß", sagtest du und stocherstest im Essen herum. Dir war irgendwie das Frühstück vergangen.
Du standest auf und packtest den Rest für die Schule ein.
"Ich weiß nicht was los mit dir ist. Du verhältst dich so seltsam. Du kommst spät nach Hause und meistens verletzt. Was ist los, Keno? Ich mach mir Sorgen um dich", sprachtest du wütend, während du deine Bentobox einpackst.
Keno schnaubte verächtlich. "Du würdest es nicht verstehen. Du bist noch zu klein", sagte der Grauäugige.
Du schautest ihn empört an. "Ich bin 16, mein Lieber und arbeite auch schon. Ich bin nicht klein", fauchtest du.
Warum war er so? Sein Verhalten verletzte dich. "Von mir aus. Du solltest los", bemerkte dein Bruder.
Wieso reagierte er so? Was hattest du getan? Warst du dran Schuld?

Du schnapptest deine Tasche, gingst in den Flur, zogst deine Schuhe an und verschwandest aus der Wohnung. Manchmal hasstest du deinen Bruder. Wieso verstand er nicht, dass ihr zusammen halten solltet? Euer Vater war tagelang weg, hatte sich in seiner Arbeit verloren, also musstest ihr euch gegenseitig unterstützen. Du kochtest immer und er war für den Haushalt zuständig, aber in letzter Zeit vernachlässigt er diesen. Du musstest herausfinden was los war. Wo solltest du anfangen?

"Guten Morgen", rief jemand. Du drehtest dich um und sahst deine Freundin und Klassenkameradin. "Guten Morgen, Hina-chan", begrüßtest du sie mit einem aufgesetzten Lächeln.
Du versuchtest deine schlechten Gedanken wegzugrinsen, in der Hoffnung, dass du diese nicht vertiefen würdest.
Ihr redet auf dem Weg über dies und jenes. Du hörtest gar nicht zu. Es interessierte dich nicht, denn oft handelte es sich um ihren Freund, diesen Takemichi, der bei ihr oft ohne Anmeldung auftauchte.
"Gestern Abend kam er wieder verletzt zu mir. Ich frage mich, warum er sich immer prügeln muss", sagte sie und schaute traurig auf den Boden. Du schütteltest den Kopf, schautest sie fragend an. Hättest du doch nur zugehört. Was hatte sie gesagt?
"Macht doch nichts", sagtest du beiläufig. Die Hellhaarige blieb stehen. "Hast du mir zugehört?", fragte sie empört. Du schautest sie an. "Tut mir leid", nuscheltest du, doch Hina war sauer und lief an dir vorbei. Du zucktest mit den Schultern. "Zicke", kommentiertest du und machtest dich auf ins Schulgebäude.
Genervt setztest du dich ins Klassenzimmer. Du hattest dich doch entschuldigt. Was solltest du machen? Du verstandest sie nicht. Bestimmt spielten ihre Hormone verrückt. Zu viel Weicheimichti ist in ihrem Kopf gelandet.

Währenddessen spülte Keno das Geschirr ab. Es war seine Pflicht. Gähnend schlurfte er wieder zurück in sein Zimmer, ließ sich ins Bett fallen und schloss seine Augen. Heute blieb er zuhause und schwänzte die Schule, sowie die Tage davor. Er war so müde und erschöpft.
Dein Bruder kam erst vor ein paar Stunden Heim und wurde dann von dir unsanft geweckt. Er drehte sich auf die Seite. Eigentlich wollte er sich nicht mit dir streiten. Du warst seine kleine Schwester, die er beschützen muss. Er wollte dich vor der Welt schützen. Euer Vater konnte es nicht. Für Keno war er nur lästig. Er versank in seiner Arbeit, tauchte selten für paar Stunden auf und beschwerte sich über seine Arbeit, Gott und die Welt. Es nervte deinen Bruder.

Er selbst war aber nicht besser oder? Er log dich an, aber so schützte er dich. Langsam glaubte er, er hatte sich falsch entschieden. Er wusste auch nicht mehr wie das kam. Von einem Tag auf den Anderen war er im Spinnennetz der Rowdys gefangen. Keno konnte es nicht mehr rückgängig machen, zu sehr war er gefangen. Zudem kam noch die große Angst dazu, was passieren würde, würde er sich befreien. Er hatte sich alles selber eingebrockt. Du solltest nicht ins Visier derjenigen geraten. Dein Bruder würde sich das niemals verzeihen, wenn dir etwas passieren würde. Du warst sein Ein und Alles.
Diese Gedanken weckten ihn. Erschöpft richtet er sich auf. Er wollte wenigstens heute seinen Pflichten nachkommen.

Gähnend nahmst du deine Lunchbox und gingst zu deinem Stammplatz auf dem Schuldach. Da herrschte wenigstens Ruhe. Es kamen auch selten Mitschüler da hoch.
Die Sonne blendete dich, als du raus tratest. Wie immer war hier keiner. Du bequemtest dich in den Schatten des kleinen Gebäudes und begannst zu essen.
Was wohl dein Bruder jetzt trieb? Er sollte eigentlich in der Schule sein. Aber du hattest ihn noch nicht gesehen, wie so oft in den letzten Tagen. Schulterzuckend stopftest du dir dein Essen in den Mund. Eventuell hatte er nur neue Freunde gefunden und hat sich mit denen verkrümmelt.
Er war alt genug um sein Leben zu leben. Du solltest dich weniger einmischen. Keno hatte es dir ja heute morgen gesagt.
"Dann wecke ich ihn halt nicht", flüstertest du und legtest dich auf den Boden.
Vereinzelt flogen fluffige Wolken am blauen Himmel vorbei.
Es war wirklich ein schöner Tag und ausgerechnet heute musstest du nach der Schule arbeiten.

[Slave to your Mind] | Tokyo Revengers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt