Kapitel 14

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Du dachtest darüber nach. Dir schossen wieder die Worte von Hanma durch den Kopf. Du musstest Vertrauen zu dem Blonden aufbauen, also war es deine Pflicht dich mit ihm zu treffen. Ob du wolltest oder nicht, spielte da keine Rolle. Du musstest es machen, obwohl du bei den Gedanken Bauchschmerzen bekamst.
Du antwortest ihm mit einem "Ja, klar", und packtest dein Handy wieder ein.
Eigentlich wolltest du Mikey nicht mehr sehen oder etwas mit ihm zu tun haben. Du wolltest am liebsten weglaufen. Weg von den Problemen, die du nicht verursacht hattest. Weg von deinem Vater. Du wolltest alles hinter dir lassen. Aber das konntest du nicht. Du warst nicht alleine. Dein Bruder kämpfte im Koma und du musstest ihm helfen in der Hoffnung, dass er irgendwann aufwachen wird.

Du bliebtest in deinem Versteck noch sitzen, denn dein Körper zitterte noch ein wenig. Auf einer komischen Art und Weise fühltest du dich gut. Du spürtest wieder deinen Körper. Nicht nur emotional sondern auch psychisch.
Wieso fühltest du dich gut dabei? Du hattest eigentlich verloren und warst feige weggerannt, dennoch war es befriedigend gewesen. Du konntest so deinen Druck los werden und das machte dich irgendwie glücklich. War körperliche Gewalt ein Ausgleich für dich?

Allmählich beruhigte sich dein Körper. Das Adrenalin baute sich langsam ab. Du lehntest dich an die Wand. Den Blick gen Himmel gerichtet. Du konntest ihn von der Gasse aus nicht erkennen, zu sehr versperrten die dichtliegenden Gebäude die Sicht.
Du fühltest dich plötzlich eingeengt und verloren. Du fühltest dich auf einmal gestrandet in einer dunklen einsamen Welt. Wo solltest du hin? Dein Zuhause fühlte sich alles andere als vertraut an.
Du zogst deine Beine an dich ran. Du schlossest deine Augen. Dein Atmen ging langsam und gleichmäßig.
Irgendwie fandest du dich in einen traumlosen Schlaf wieder.

Doch du konntest nicht wirklich tief schlafen und wachtest sofort wieder auf. Müde riebst du dir die Augen. Du fühltest dich so ausgelaugt. Erschöpft standest du auf, strecktest dich ausgiebig und machtest dich auf dem Weg nach Hause, in dem keiner auf dich wartet.

Vor dem kleinen Wohnkomplex angekommen, konntest du schon Licht in der Wohnung erkennen. Wer war da? War vielleicht dein Bruder nach Hause gekehrt? Wieso hatte er dich nicht angerufen? Vielleicht wollte er dich überraschen.
Freudig ranntest du die Stufen hoch, rissest die Wohnungstür auf und sahst im Eingang große Koffer stehen. Fragend gingst du weiter. Dir kam das alles merkwürdig vor. Als du ins Wohnzimmer kamst, konntest du deinen Augen nicht trauen.
Im Zimmer stand dein Vater eng umschlungen mit einer fremden Frau. Wer war sie? Was machte sie in deinem Zuhause?
Du balltest deine Hand. Du wurdest sauer.
"Wer ist das?", knurrtest du. Dein Vater sah dich an. Du sahst die Fremde an. Sie hatte lange braune Haare, war schlank und sah echt gut aus. Ihre großen dunklen Augen sahen dich neugierig an.
"Hallo, Mein Name ist Miyu Nakamura. Schön dich kennenzulernen. Dein Vater hat mir einiges von dir erzählt", lächelte sie dich an. Verwirrt schautest du erst sie, dann deinen Vater an.
"Miyu wird jetzt hier wohnen, denn sie ist jetzt deine Stiefmutter", sprach dein Vater.
Stiefmutter. Wie? Was? Wo? Entsetzt starrtest du sie an. Du konntest das nicht glauben, was er dir gerade gesagt hatte. Es fühlte sich alles so seltsam an. In dir verkrampfte sich alles. Du wolltest keine neue Mutter. Du wolltest auch nicht, dass jemand hier wohnte. All die Monate, gar Jahre kümmerte sich dein Vater nicht, war tagelang weg und jetzt kommt er mit einer Frau Heim. Was soll das? Er konnte sich nicht verändert haben.

"Mama, Mama", hörtest du jemand rufen. Du drehtest dich um und erkanntest zwei kleine Kinder, die stürmisch ins Wohnzimmer rannten. Perplex sahst du die Beiden an, die in die Arme von dieser Miyu sprangen.
"Das sind unsere beiden Zwillinge, Keiko und Leiko", sprach die Brünette und sah dich an.
Warte was? Du sahst erst die beiden Mädchen an, dann deinen Vater und zum Schluss wieder die Mädels.
Du drehtest dich ohne ein Wort sagen um, stampftest ins Zimmer deines Bruders, aber was du dort sahst, verschlug dir der Atmen. All die Sachen wurden in Kisten gepackt. Du konntest es nicht glauben.
Zornig gingst du in dein Raum. Dort stopftest du ein paar Klamotten sowie Geld in einen Rucksack.
Vor Zorn gingst du zurück ins Wohnzimmer. Dein Vater sah dich irritiert an.
"Wo willst du hin?", fragte er. Wütend sahst du ihn an. Für was hält er sich? Merkte er gar nichts?
"Ich hau ab. Scheinbar bin ich sowie nicht mehr Willkommen. Du hast ja eine neue Familie. Du hast ja auch schon mich und meinen Bruder, der im Koma liegt, ersetzt", zischtest du provozierend. Die Wut übersteigte je da gewesene. Du grifftest deinen Rucksack fester. Am liebsten würdest du ihm eine reinhauen, verdient hatte er es.
Dein Vater packte dich, zerrte dich raus aus dem Raum in dein Zimmer hinein.
"Was sollte das? Bist du gar nicht froh, dass ich mich jetzt bessere und versuche mehr daheim zu sein?", wollte Hayate wissen. Du sahst ihn mit Verachtung an.
"Du bist zu spät. Es ist allein deine Schuld, dass dein Sohn im Krankenhaus liegt und jetzt setzt du mir so eine Schlampe vor die Nase, mit der du Zwillinge hast. Wie soll ich da froh sein?", brülltest du ihn an. Du sahst nur noch rot.
"Red nicht so von ihr. Lerne sie doch erstmal kennen", sprach dein Vater mit bissigen Unterton. "Ich will die nicht kennenlernen und deine neuen Drecksbalgen auch nicht. Ich will nichts mehr mit dir oder der zu tun haben. Seit langem bist du für mich schon gestorben", schriest du ihn an. Plötzlich knalltest er dir eine. Schockiert sahst du ihn an.
Du konntest dich nicht zurückhalten. Du balltest deine Hand zu einer Faust und schlugst deinem Vater direkt ins Gesicht. Du spürtest wie seine Nase brach.
Schnell schnapptest du dir dein Rucksack und ranntest aus der Wohnung raus.
Immer weiter entferntest du dich von dieser.
Nun war es nicht mehr dein Zuhause. Es war nichts mehr als eine dreckige Bruchbude.

Allmählich drosseltest du dein Tempo, sahst nach hinten und konntest niemand erblicken.
Es verfolgte dich gar keiner.
Erschöpft schautest du dich um. Du ließest dich in einer Seitengasse auf den Boden sinken.
Müde zogst du deine Beine an deinen Körper.
Dir kamen einfach die Tränen, obwohl du geschworen hattest, nicht mehr zu weinen, flossen diese über dein Gesicht.
Wie konnte dein Vater dir das antun? Wie konnte er es erlauben, das Zimmer deines Bruders zu räumen? Keno war nicht tot. Er würde sicherlich in geraumer Zeit aufwachen.

[Slave to your Mind] | Tokyo Revengers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt