Kapitel 10

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Immer wieder wachtest du auf. Bei jedem kleinen Geräusch schrecktest du hoch und schautest dich panisch um. "Er ist weg", redest du dir ein, doch es half nicht. Die Angst war dein nächtlicher Begleiter.
Müde setztest du dich auf, hieltest dir deinen pochenden Schädel. Dir war alles zu viel.
Wieder flossen die Tränen.
Du warst verzweifelt und wusstest nicht mehr weiter. Du wolltest nicht mehr in der Wohnung sein, zu sehr nagte die Angst vor einem weiteren Überfall.
Du fühltest dich im Moment so schwach. Warst du das die ganze Zeit schon? Schwach und verletztend? War das der Grund, dass dein Bruder dir nichts erzählt hatte?

Du standest auf. Es war nicht mehr an Schlaf zu denken. Dein Kopf schmerzte immer noch. Du solltest ein paar Schmerzmittel einwerfen und deinen Schädel kühlen. Das tatest du auch.
Mit dem Kühlpack an der Schläfe saßt du auf der Couch.
Was solltest du machen? In wenigen Stunden müsstest du aufstehen um in die Schule zu gehen, aber du hattest überhaupt keine Kraft dazu. Heute würdest du schwänzen. Du wolltest nicht. Wer weiß wie die anderen Mitschüler reagieren, wenn du so aufkreuzen würdest.
Erschöpft ließest du dich auf die Seite fallen. Für einen Moment schlossest du die Augen.
Wieder tauchten die Bilder von Hanma auf. Sein Grinsen hatte sich in deinen Gedanken fest gebrannt. Schlagartig öffnetest du deine Lider.
Verdammt.
Du setztest dich wieder auf, zogst deine Knie an dich und bettest deinen Kopf drauf. Wie sollte es so weitergehen mit dir?
Solltest du jemand um Hilfe bitten? Vielleicht konntest du ein oder zwei Nächte zu Hinata?
War das eine gute Idee? Du hattest seit dem Streit kein Wort mit ihr gesprochen. Du solltest dich bei ihr entschuldigen.

Du schütteltest den Kopf. Eine Entschuldigung musste sein, aber es war kein guter Einfall, dass du sie mit deinen Problemen belästigst. Niemand sollten mit reingezogen werden. Du hattest Angst, dass derjenige verletzt werden würde und das wsr es nicht wert. Es reichte, dass dir etwas geschah.
Du musstest dich selber drum kümmern, so wie dein Bruder das tat.

Immer wieder fielen dir die Augen zu. Du hattest es geschafft für wenige Stunden auf der Couch zu schlafen.
Du wachtest wie gerädert auf. Erschöpft standest du auf, strecktest dich und schautest auf die Uhr.
Erstaunlicherweise hattest du länger geschlafen als gedacht.

Du gingst ins Bad. Eine Dusche weckte doch neue Lebensgeister, sagt man.
Du tratest unter diese und ließest das warme Wasser über deinen Körper laufen.
Es tat so gut. Du fühltest dich etwas wacher, als du fertig warst und zum Spiegel gingst.
Du schrecktest vor deinem eigenen Spiegelbild zurück.
Dein rechte Schläfe sowie Auge waren blau und geschwollen. Seitlich an Kopf sahst du eine kleine aufgeplatzte Stelle, diese solltest du versorgen.
Es zeichneten sich schon leichte Augenringe ab.
Du begannst dir deine langen Haare zu kämmen. Versehentlich kamst du an die Brandwunde am Hals.
Schmerzverzerrt ließest du die Bürste fallen.
Du betrachtest die kleine, doch schmerzende Wunde.
Warum hatte er dir das angetan? Wieso hatte er dich mit einer Zigarette verletzt?
Du suchtest im Badezimmerschränkchen nach einer Zinksalbe sowie zwei Pflaster.
Die Creme brannte leicht in den beiden Wunden.

Seufzend gingst du in dein Zimmer und zogst dich um. Du wolltest deinen Bruder besuchen.
Du merketest wie die erste Augenwasser aufstiege. Was war los mit dir? Warum weintest du die ganze Zeit? Du warst doch sonst keine Heulsuse. Egal, was dir passiert du vergossest keine Träne.
War es weil dein Bruder nicht mehr da war? Er war es der dich immer beschützt hatte, getröstet hatte und einfach für dich da war und jetzt war er weg.
Würde Keno jemals wieder der Alte sein? Du atmetest tief ein. Das wusste niemand. Nur dein Bruder selber.

Du hieltest die Tränen zurück. Hattest du dir nicht geschworen stark zu sein? Für dich endlich Verantwortung zu sein? Endlich auf eigenen Beinen stehen ohne das dich dein Bruder beschützen soll?

Genau das hattest du dir am Krankenbett zu Herzen genommen.
Ab jetzt würdest du nicht mehr heulen. Du warst ab sofort die Unnahbare, der alles egal war. Gefühle verbanntest du an einen weit entfernten Ort in deinem Kopf. Du schlossest diese dort ein.
So konnte dich auch niemand mehr verletzen, egal was auch geschah. Vielleicht solltest du auch körperlich stärker werden? Aber wie stellst du das an?

Du zogst dich an, machtest dich auf den Weg zum Krankenhaus und überlegtest währenddessen wie du Kampferfahrung bekommen solltest.
Eventuell könntest du doch Hanma fragen. Aber würde er das für dich machen? Dir das Kämpfen beibringen? Du bezweifltest es, denn du standest doch in seiner Schuld, nicht das er dir noch mehr aufbürgt.

Deine Gedanken kreisten über die Idee. Wer würde dir etwas beibringen? Du würdest am liebsten deinen Bruder fragen, aber das ging nicht.

Du kamst am Krankenhaus an. Irgendwie mochtest du das Gebäude nicht. Doch du gingst rein, begrüßtest die Empfangsdame und machtest dich auf den Weg zum Zimmer.
Du tratest ein, rutschtest dein Stuhl neben das Bett und setztest dich drauf.
Behutsam strichtest du über seine Hand. In der Hoffnung er spürte diese sanften Berührungen.
"Weißt du wer mich gestern Abend überfallen hat?", fragtest du ihn, wartest kurz bevor du weiter sprachst: "Hanma kam vorbei. Er hatte gesagt, dass du Schulden hast. Warum hast du mir nichts erzählt? Ich hätte dir doch geholfen, Keno. Du weißt doch, dass ich bei Herr Fuji gut verdiene."

Du erzähltest ihm noch ein paar Sachen, doch irgendwann fiel dir nichts mehr ein und standest auf.
Du holtest dir etwas zu trinken und machtest dich auf den Weg zum Dach.
Irgendwie mochtest du den Platz da.
Der Wind war angenehm warm. Du atmetest tief durch. Hier konntest dich für einen kurzen Moment entspannen.
Du legtest dich auf den Boden und sonntest dich. Du merketest gar nicht wie du für einen kurzen Moment eingeschlafen warst.
Schreckhaft wachtest du auf. Wie spät war es?
Du holtest dein Klapphandy raus und schautest auf die digitale Uhr.
Ach Mist, du solltest dich langsam auf den Weg zur Arbeit machen.

Du standest auf, strecktest dich und hörtest wie deine Knochen knackten. Auf den Boden schlafen war keine gute Idee gewesen.
Du machtest dich auf den Weg zu deinem Bruder, nahmst seine Hand und verabschiedest dich von ihm. "Ich komme morgen wieder", sagtest du und gingst zu deinem Arbeitsplatz.

Du freutest dich ein wenig, dass du dich bei der Arbeit so ablenken konntest.
"Hallo Herr Fuji", begrüßtest du deinen Chef und legtest augenblicklich los. Du warst so voller Tatendrang.
Freundlich empfingst du jeden Gast. Wieder hörtest du das Glöckchen. Du schautest auf, lächeltest als du sahst wer kam.
"Oh, hallo", sagtest du herzlich.

[Slave to your Mind] | Tokyo Revengers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt