Kapitel 18

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Immer noch saßest du auf den Boden und starrtest ins Leere. Immer wieder tauchten die Bilder der Tat auf. Du schütteltest den Kopf, in der Hoffnung diese loszuwerden, doch sie blieben in deinem Kopf. "Hört auf", wiederholtest du immer und immer wieder. Deine Gedanken schweiften langsam von der Szene ab.
Vorsichtig berührtest du deine Lippen. Diese brannten und kribbelten ein wenig. Seine Berührungen irrierten dich.
Was war das? Warum fühlte sich das so seltsam gut an? Du standest auf. Irgendwie wolltest du weitere Berührungen von ihm haben, doch wie und warum? Wieso schweiften deine Gedanken ausgerechnet zu ihm?
"Das wird er bestimmt machen, wenn du ihm weiter gehorchst", hörtest du deine innere Stimme sagen. "Wirklich?", fragtest du und sie bejahte es.
"Du bist doch ein braver Fuchs und er wird dich sicherlich loben", sprach die Stimme weiter. Du nicktest, denn bisher hattest du ihm noch kein einziges Mal enttäuscht.
Er musste einfach stolz auf dich sein. Sagte er das nicht? Du warst dir nicht mehr so sicher. Du gabst ihm keinen Grund anders zu denken. Das erste Mal seit langem fühltest du dich gebraucht.
Hanma brauchte dich um seinen Plan zu verwirklichen. Dich freute es sehr, dass du zu etwas nütze warst. Du konntest früher nichts ausrichten und musstest dich deinem Schicksal ergeben, doch jetzt sah es anders aus.
Du sahst die Maske an, strichtest über sie, stecktest sie weg und machtest dich ziellos auf den Weg durch die Gassen von Shibuya.
Irgendwie wolltest du nicht zur Tempelanlage. Dort fühltest du verloren. Es würde dich weiter zerbrechen.
Aber warst du das denn nicht längst? Du hattest alles verloren. Deine Familie, dein Zuhause. Du hattest auch das Gefühl, dass du deine Menschlichkeit eingebüßt hattest.
Aber wie kam es dazu? Kam es von der tagtäglichen Einsamkeit, obwohl du dich mit Mikey und Draken trafftest. Du hattest sogar Takemichi wieder gesehen. Er nervte dich sehr mit seiner weinerlichen Art.
Du seiltest dich oft schnell ab, wenn er dabei war. Du konntest echt nicht verstehen, was Hinata von dieser Heulsuse wollte.

Kopfschüttelnd liefst du weiter die Straßen und Gassen entlang.
Du holtest dein Handy raus, schautest auf die Uhr und merktest, dass du eine Nachricht von Hanma hattest.
Schnell öffnetest du diese und laß sie dir durch.
"Bevor ich es vergessen, bring morgen Mittag deine Maske mit."
Du antwortest ihm mit einem "Alles klar", und packtest dein Mobiltelefon wieder weg.
Was hatte der Tätowierte denn geplant? Du zucktest mit den Schultern und schautest dich verwirrt um.
Wo warst du? Du warst doch nicht so lange unterwegs oder? Wieder holtest du dein Handy raus, sahst auf die Uhr.
Diese zeigte kurz nach Eins. Es war der 31. Oktober 2005. Du stelltest fest, dass heute Halloween war. Du erinnerst dich, als du mit deinem Bruder vor Jahren dich verkleidet hattest und um die Häuser zogst. Es waren schöne Zeiten gewesen, an denen du dich klammertest, in der Hoffnung das es irgendwann mal wieder so sein wird.

Solltest du dich nicht lieber etwas hinlegen? In ein paar Stunden war das Treffen mit Hanma. Auch wenn du nicht einschläfst, ausruhen wäre schon sinnvoll. Wer weiß, was er vorhat.
Du sahst dich um. Dir kam die ganze Umgebung nicht bekannt vor.
Mist. Warum hattest du nicht drauf geachtet wo du hinliefst? Dich machte all das so fertig.
Du gingst weiter und schautest dich nach einem Straßenschild oder U-Bahnstation um.

Auf den Gassen waren kaum Leute, die du fragen könntest. Du ließest deinen Blick schweifen und hörtest in einer abgelegenen dunklen Seitenstraße Kampfgeräusche. Vorsichtig lugtest du um die Ecke. Im sperrlichen Licht der Gasse sahst du zwei Männer, die auf eine Gruppe Jugendlicher einschlug. Du betrachtest die Kämpfenden genauer. Der eine Typ hatte helle Haare, trug eine Brille und war etwas kleiner als der Andere. Dieser hatte auch helle lange Haare, die an manchen Stellen dunkle waren.
Du fandest die Beiden irgendwie interessant, da sie zu zweit ungefähr 15 Leute verprügelten. Offenbar waren sie sehr stark. Vielleicht stärker als Hanma?
Hatte der Große eine Waffe dabei? Es sah aus als hätte er eine Art Schlagstock in der Hand. Dir gefiel es den Beiden beim Kämpfen zu zusehen.
Vorsichtig schlichtest du näher ran. Die Typen hatten dein Neugier geweckt. Wieso taten sie das? Gehörten die zu einer Gang? Vielleicht zu der Tokyo-Manji-Gang? Oder zu Walhalla?
Du schütteltest den Kopf. Vielleicht handelten sie auch selbstständig.
Du müsstest sie fragen, um es herauszufinden, aber das schien nicht die passende Situation zu sein.
"Richte euren Boss aus, dass wir kein Interesse haben", sprach der mit den längeren Haaren, wischte das Blut mit seinem Ärmel weg. Die Gruppe blieb stöhnend auf den Boden liegen.
Du wolltest dich weiter vor lehnen, da stießest du gegen Etwas, was umfiel und dich aufschrecken ließ.
Kacke. Du sahst in deren Richtung. Die Beiden drehten sich um und sahen in die Gasse, in der du dich verstecktest.
"Da ist jemand, Ran", stellte der eine fest und kam auf dich zu. Was solltest du machen? Mist.
Du drehtest dich um und begannst zu rennen.
Ab und an schautest du nach hinten, um festzustellen, dass da keine Verfolger waren.
Verwirrt bliebst du kurz stehen. Wo waren die hin?
Irritiert ließest du deinen Blick nochmal schweifen. Aufmerksam hörtest du, ob du irgendwelche Schritte wahrnahmst. Hattest du die Beiden abgeschüttelt? Oder haben die dich gar nicht verfolgt?

Du dachtest nicht weiter darüber nach, bis plötzlich du einen Schatten von der Seite auf dich zu kam. Geschickt weichtest du aus.
Du sahst auf und erkanntest den Größeren von den Beiden. Er sah dich abwertend an und ließ seinen Schlagstock hängen. Scheiße, wie kamst du aus dieser Situation heraus?
Du richtest dich auf, sahst ihn an, obwohl seine ganze Aura dich zittern ließ. "Ich hab nichts gesehen. Ich schwör, ich will keinen Ärger", sagtest du und hobst deine Hände. Es kam keinerlei Reaktion von deinem Gegenüber.
"Ich hab mich verlaufen", erzähltest du weiter, in der Hoffnung, dass dir nichts weiter drohen würde.
Doch du spürtest, wie eine andere Präsenz auf dich zu kam. Schnell reagiertest du und ranntest wieder los.

Das Adrenalin ließ dich schneller rennen als sonst. Du bogst in verschiedenen Gassen ein, doch allmählich merktest du, dass dir die Umgebung wieder bekannter vorkam. Du verlangsamtest dein Tempo.
Schweratmend stürztest du deine Arme auf deine Oberschenkel. Du hattest die Beiden echt abgehängt.
Deine Füße trugen dich zu deinem Rückzugsort. Immer wieder schautest du dich um, aber sahst niemanden mehr.
Erleichtert schlüpftest du durch den Geheimgang zur Tempelanlage.

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Vielen Dank an Mozzarella_ackerman für die ganzen Votes.

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