Kapital 8

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Du konntest die Ereignisse nicht einfach weg lächeln oder?
Das Grinsen zitterte leicht, doch du hattest dir geschworen stark zu sein. Das musstest du. Für dich und deinen Bruder. Er wollte das sicherlich so.
Du atmetest tief durch und schenktest deinem Gegenüber weiterhin ein Strahlen.

"Woher hast du denn die geschwollene Wange?", fragte er und kniete sich auf Augenhöhe. Du riebtest dir diese. Sah man das wirklich?
"Ach, das ist doch nichts", winktest du ab. Dir war es sehr unangenehm darüber zu reden, geschweige denn weiter darüber nachzudenken.
Die Verletzung kam von einem Menschen, den du hasstest. Den du verabscheutest. Warum solltest du weiter über die Person grübeln?

Der blonde Junge interessierte sich für dich. Er hatte dich schon mal gesehen. Du gingst doch mit Takemitchy auf dieselbe Schule. Da hatte er dich zum ersten Mal gesehen. An dem Tag bemerkte er dich, weil du unbeeindruckt an ihm und Draken vorbeiliefst. Das machte eigentlich keiner. Die meisten kannten ihn und hatten größten Respekt, aber bei dir war es was anderes. Warst du so ahnungslos?
Außerdem sah der Blonde dich gestern in einer versteckten Ecke. Du brachtest dort zusammen und das ließ ihn aufhorchen. Scheinbar hattest du jemand wichtiges verloren. Es erinnerte ihn an sich selbst, denn er hätte beinahe auch jemand verloren.

Der Typ war seltsam. Was wollte er von dir? Du atmetest nochmal ein. Irgendwie kam dir das komisch vor. Er erinnerte dich an den Typen von vor ein paar Tagen auf dem Spielplatz.
Dich durchzog eine ekelhafte Gänsehaut bei dem Gedanken an diesen Hanma. Du wusstest immer noch nicht, was er von dir wollte.

"Wie heißt du?", fragtest du freundlich. "Ich heiße Mikey und du?", antwortete der Blonde. Du nicktest und nanntest deinen Namen.
Dir war es irgendwie unangenehm mit ihm zu reden. Du wusstest nicht wieso, aber er hatte etwas komisches ansich, was genau war dir nicht klar. Es war fast dasselbe Gefühl wie bei Shuji, aber nur fast.
Du überlegtest, was du weiter machen solltest.

"Hier bist du", brüllte eine Stimme, die dir bekannt vorkam. Du zucktest zusammen. Dein Blick wanderte zu ihm rüber. Sofort sprangst du auf.
"Was willst du, Vater?", fragtest du zitternd. "Ich habe überall nach dir gesucht. Ich wollte doch nur mit dir reden", sagte er und kam auf dich zu, doch du wichtest zurück. Du hattest plötzlich Angst vor ihm.
Hayate kam auf dich zu, packte dich wieder fest am Handgelenk. "Wir reden zuhause", knurrte er. Du wehrtest dich, denn du wolltest nicht mehr mit ihm sprechen. Es gab nichts mehr zu sagen. "Lass mich. Ich hab dir alles erzählt und will dich nicht mehr wiedersehen", brülltest du ihn an. Doch dein Vater holte wieder aus und wollte dir gerade eine scheuern, da schritt der Blonde ein.
"Man schlägt keine Frauen", knurrte Mikey, hielt die Hand deines Vaters fest und schob dich etwas bei Seite.
Irritiert schautest du ihn an. "Misch dich nicht ein, Junge", sprach Hayate und schlug die Hand des Kleineren weg.
Du beobachtest deine neue Bekanntschaft.
Er ballte seine Fäuste. Wütend blickte Mikey deinen Vater an. Wie konnte dieser Kerl seine eigene Tochter schlagen?
Du gingst zwischen die Beiden. Du wolltest nicht, dass es eskaliert.
"Geh einfach, Hayate", sagtest du und schautest deinen Erzeuger böse an. "Das wäre zu deinem Besten."
Knurrend drehte sich dein Vater um und verschwand. Erleichtert atmetest du aus und drehtest dich zu Mikey um.
"Danke für deine Hilfe", lächeltest du sanft und verbeugtest dich.
"Kein Problem. Du schuldest mir was", sagte er. Du überlegtest wie du dich revanchieren könntest.
Du schautest auf deine Armbanduhr. Oh mist, du solltest los und du wolltest dich noch kurz von deinem Bruder verabschieden.
"Tut mir leid, aber ich muss los zur Arbeit", sagtest du schnell. Dir fiel es ein. "Komm doch zu den besten Ramen von ganz Shibuya. Ich lade dich ein", sprachst du und verabschiedest dich.

Schnell machtest du dich auf den Weg zum Krankenzimmer.
Du standest neben dem Bett. "Ich muss leider arbeiten gehen, Keno. Ich komme morgen wieder", flüstertest du und drücktest seine Hand.

Mit schnellen Schritten liefst du zum Arbeitsplatz. Gehetzt atmetest du am Hintereingang ein und aus. Doch bevor du eintratest, musstest du dich etwas beruhigen. Was war das vorhin?  Du kamst noch nicht klar mit allem, dennoch gehst du arbeiten. Du musstest dich ablenken. Alleine zuhause rumsitzen, würde dich kaputt machen.
"Guten Abend, Herr Fuji", begrüßtest du deinen Chef fröhlich.
"Guten Abend", sprach er, während er eine Portion Ramen fertig machte. Du schautest dich um.
Es war relativ wenig los. Du warst dafür irgendwie dankbar, denn du konntest heute nicht 100 % geben.
"Bringst du die Portion zu Tisch 3", fragte dein Chef. "Ja, mache ich", sagtest du, nahmst die Bestellung und wolltest diese gerade zum Gast bringen. Doch du stolpertest und ließest es fallen.
"Oh, kacke", fluchtest du. Es war das erste Mal, dass du was fallen ließest. Herr Fuji kam zu dir und half dir. "Alles gut, das kann jedem passieren", gab er dir Zuspruch. Dankend sahst du ihn an.
Du hobst die Scherben auf, holtest schnell einen Lappen und wischtest es auf.
Der Arbeitstag verlief sonst ohne Probleme. Manchmal tauchten die Bilder deines Bruders auf, doch du stürztest dich in die Arbeit.
Erschöpft ließest du dich auf einen Stuhl fallen.
"Du siehst müde aus", bemerkte dein Arbeitsgeber. Tatsächlich warst du das auch. Du hattest auf dem Stuhl unruhig geschlafen. "Ich habe heute schlecht geschlafen", gestandest du. Solltest du ihm von deinem Bruder erzählen? Vielleicht solltest du es erstmal lassen. Du musstest ja noch klar kommen.
"Leider kann ich dich heute nicht begleiten", sprach er besorgt. "Kein Problem. Ich schaffe das", antwortest du ihm, standest auf und strecktest dich ausgiebig.
Du verabschiedest dich von ihm. Du warst froh, dass er dich heute nicht begleitet.

Du schlepptest dich nach Hause. Du hattest irgendwie eine komische Präsenz gespürt. Vielleicht war es dein Bruder, der dich immer noch beschützt. Wo auch immer er war.
Du schlossest die Wohnung auf. Dich empfing tiefste Dunkelheit.
Traurig gingst du rein, ließest die Tür ins Schloss fallen.
Es fühlte sich seltsam an. Zuvor kamst du auch oft nach Hause und warst alleine, aber du wusstest das dein Bruder irgendwann nach Hause kamst.
Dein Weg führte sich zum Esstisch. Auf diesem lag ein Zettel.
"Ich bin auf Geschäftsreise. Wenn was ist, ruf an oder auch nicht", stand drauf. Wütend zerknülltest du die Notiz. Er ließ dich wieder alleine. Wie du es hasstest.
"Er soll bleiben wo der Pfeffer wächst", knurrtest du und gingst in dein Zimmer. Du wusstest nicht was du machen solltest.
Hunger hattest du keinen und Fernseh gucken, wolltest du auch nicht.
Es fühlte sich so einsam an. Es tat so weh zu wissen, dass Keno erstmal nicht hier war.

Du ließest dich auf dein Bett fallen. Tränen rannten dir übers Gesicht. Du drücktest dein Gesicht in dein Kissen. Du wolltest doch stark sein. Und jetzt weintest du wieder und bemitleidigst dich selber.

Plötzlich hörtest du etwas aus dem Wohnzimmer. Du schrecktest hoch. Solltest du wirklich nachsehen gehen?

[Slave to your Mind] | Tokyo Revengers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt