Teil 18:

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"Hast du gut geschlafen?", fragte eine vertraute Stimme, als ich gerade das Frühstücksgeschirr wegräumte.

"Du bist wieder da."

Ich lächelte Elijah entgegen. 

"Sehr gut, danke. Wo bist du gewesen?" Ich versuchte die Frage  möglichst nicht zu neugierig klingen zu lassen.

"Ich war bei einer Hexe und habe sie gefragt, was es mit unserer... eigenartigen Kommunikationsmöglichkeit auf sich hat."
Das Gedankenlesen.

"Und? Was hat sie gesagt?"

Er richtete den weißen Ärmel von seinem Hemd, der unter dem Anzug hervorsah und räusperte sich.

"Sie meinte, es habe mit dieser besonderen Bindung zu tun, die entstand, als du meine Hand berührt hast."

Ich nickte. 

Das hatte ich mir irgendwie schon gedacht.

Er hörte nicht auf, an seinem Ärmel herumzuzupfen, was mich nervös machte.

Ich trocknete meine Hände ab und ging zu ihm, bis ich vor ihm stand.
Darf ich?, fragte ich stumm.

Er nickte.

Ich faltete den Stoff nach hinten, damit sich der durchsichtige Knopf nicht immer löste.

Wieso hatte ich das getan?

Das musste irgendeine neue Julia sein, denn die alte Julia hätte das niemals getan.

"Danke." Er musterte mich aufmerksam und als sein Blick meine Augen nicht mehr losließ, beschleunigte sich mein Puls.

Ich wusste, dass er es hörte, aber ich konnte es nicht ändern.

"Gerne.", erwiderte ich, als ich wieder zu Atem kam.

Wieso löste er so ein hilfloses Gefühl in mir aus? Hilflos im Bezug auf meine Gefühle, niemand vor ihm konnte sie so sehr abschätzen, wie er jetzt. Und das gefiel mir gar nicht.

Ich drehte mich wieder zu dem Teller um und spülte den Schaum vom Geschirrspülmittel mit lauwarmen Wasser von ihm ab.

Dann stellte ich ihn in ein Fach im Geschirrspüler.

Erneut wischte ich mir meine Hände mit einem weichen Geschirrtuch ab.

"Hast du dir bereits Gedanken über die Operation gemacht?

Ich möchte dich nicht mit deiner Entscheidung  drängen, nur um nachzufragen."

"Oh. Ja, ich habe mir schon Gedanken darüber gemacht."

Ich setzte mich auf den Stuhl neben dem, auf dem er bereits saß.

"Wo würde sie denn stattfinden?"

"Du darfst dir das nicht wie eine riesige Operation vorstellen.

Es geht lediglich darum, einen kleinen Chip in deinen Oberarm einzusetzen, der mit Eisenkraut gefüllt ist.

Du kannst gerne eine Narkose bekommen, sie wäre aber nicht unbedingt notwendig.

Und wir hatten uns gedacht, es hier zu machen, da ich eine gute medizinische Ausbildung habe."

"Warst du einmal Arzt?", fragte ich grinsend.

Er erwiderte es mit einem Lächeln.

"Ja, aber das ist schon lange her. Deswegen habe ich aber mein Wissen nicht verloren."

Ich atmete aus.

"Okay. Wann geht's los?"

Er sah mich erstaunt an.
Was?, dachte ich.

"Es ist nur- ich hätte nicht gedacht, dass du so... taff bist. Schon, aber dass du gleich einer Operation zustimmst..."

"Das ist ja für mich. Ich möchte ja auch nicht, dass ich es später einmal bereue und manipuliert werde."

"Nein, das möchte keiner. Übrigens ist meine Schwester Rebekah auf dem Weg hierher. Ich glaube, ihr werdet euch gut verstehen."

"Das hoffe ich.", sagte ich mit einem milden Lächeln.

"Kann ich dir eine Frage stellen?", fragte er.

"Natürlich."

"Du wirkst so eingeschüchtert. Woran liegt das?"

Ich sah lächelnd zu Boden.

"Ich wirke eingeschüchtert? Naja, ich schätze, ich bin einfach vorsichtig. Ich rede gerne mit dir. Ich finde es faszinierend, wieviele Erfahrungen du bereits gemacht hast. Ich will nicht eines Tages wieder in meinem Bett in London aufwachen und bemerken müssen; dass das nur ein Traum war. Und... um ehrlich zu sein...ja, du schüchterst mich schon ein kleines Bisschen ein."

"Wieso das?", fragte er amüsiert und sah mir direkt in meine Augen.

Ich kam wieder nicht von seinem Blick los.

"Deswegen zum Beispiel. Dein Blick macht mich nervös. Du wirkst immer so... perfekt. Mal ganz davon abgesehen, wie attraktiv du in deinem Anzug immer aussiehst."
Habe ich das gerade wirklich gesagt??

Ich bereute den letzten Satz schon in dem Moment, als er mir über die Lippen kam.

Er schmunzelte in sich hinein.

"Dich einzuschüchtern war nicht meine Absicht, entschuldige bitte."

"Nein, das... Ich tendiere dazu, Sachen zu sagen, die ich eigentlich nicht sagen will, was mich immer in peinliche Situationen bringt."

Er lächelte.

"Sag mir Bescheid, wenn du bereit für die Operation bist."

"Okay.", erwiderte ich mit einem Lächeln.

Als er mir den Rücken zuwendete, um grinsend den Raum zu verlassen, strich ich mir eine Partie Haare aus dem Gesicht und dachte mir :
Wieso kann ich nicht einmal meine Klappe halten?

A venit honos salutem ∞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt