Teil 25:

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Als wir unten ankamen, stießen Elijah und ich auf eine sehr aufgebrachte Rebekah und auf eine sehr genervte Vanessa. Die Blondine lief wie ferngesteuert durch den gesamten unteren Wohnraum und hielt ihr Handy in die Höhe. Im nächsten Moment war sie verschwunden und ich hörte dieselben ferngesteuerten Schritte über uns in der ersten Etage. Keine Sekunde später stand sie wieder vor uns. "Ich habe keinen Empfang. So kann ich Nik nicht erreichen.", erklärte Rebekah. Unterdessen hatte sich Vanessa auf die Couch gesetzt und stützte ihren Kopf mit ihren Händen. "Ich habe die da draußen gesehn. Ich weiß, wer sie sind. Das Problem ist größer, als es uns gut tut. Da draußen stehen nicht nur gut 40 auf das Töten von Vampiren spezialisierten Jägern, sondern das sind Jäger, die schon seit dem letzten Jahrhundert mit Zauberei in Verbindung stehen." Sie verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust. "Jäger mit magischen Fähigkeiten? Wieso habe ich noch nie etwas davon gehört?", fragte Elijah mit besorgtem Blick. "Sie hielten sich versteckt. Ich kam zu euch um es euch zu berichten. Offenbar waren sie selbst schneller als ich. Vergebt mir." "Du kamst in guter Absicht, du trägst keine Schuld daran.", erwiderte er tröstlich. "Nur sag mir, woher weißt du darüber Bescheid?"
"Ich habe beobachtet, wie in Seattle ein Vampir angegriffen wurde. Aus erster Sicht wirkte der Angreifer wie ein typischer Jäger. Armbrust, Eisenkrautkugeln, selbst Silberpfeile. Ich konnte nur zusehen, dem Mann nicht helfen. Ich erkannte in dem Moment, in dem der Jäger ihn in die Luft hob, ihn schweben ließ und ihn in der Luft erschoss, dass ich zu schwach gewesen wäre, um gegen ihn zu kämpfen. Ich wollte wissen, ob es mehr von ihnen gab, also verfolgte ich ihn. Sein Weg führte hinaus aus Seattle. Weit weg bishin in eine bergige Gegend und in eine Höhle, die tief in einen Berg hineinragte. Der Berg entpuppte sich als Mantel eines gewaltigen Tunnelsystems, das gleichzeitig Wohnort, Trainingsort und Lebensraum von rund 200 Jägern war. Ich hielt mich in den Schatten versteckt. Sie hatten dort alles, was man zum Leben braucht, Elektrizität, Wasser und Essen in Strömen. Trainingsgeräte modernster Art und Waffenkammern, die einen schaudern lassen. Ich sah sie Zauberpraktiken trainieren, ich sah Kinder in der Ausbildung, Kinder die gleichzeitig Jäger und Hexer wurden.  Ich spionierte sie lange unbemerkt aus, dann konnte ich entkommen ohne dass sie es bemerkten. Ich machte mich auf den Weg zu euch, um euch davon zu berichten. Doch sag mir- was wollen sie von Julia? Was führt sie hierher?"
Rebekah zögerte. Elijah ebenfalls.
"Ich bin der Anker.", sagte ich.
"Der Anker, der ihren Vater davon abhält, sie von der anderen Seite aus zu quälen. Sie wollen mich genau aus diesem Grund tot sehen. Ich bin für sie der Schlüssel dazu, seine Kinder zu schwächen. Denn wer geschwächt ist, ist bekanntlich unaufmerksamer und es wäre nur eine Frage der Zeit, bis sie einen Weg in dieses Haus finden."
Ich sah eine sehr verblüffte Vanessa vor meinen Augen und einen Elijah der froh war, dass endlich das ausgesprochen wurde, was er nie gesagt hätte, aus Angst, er könnte mir Angst machen. Aber es war die Wahrheit.
"Das ist die Wahrheit.", stimmte Rebekah zu.
"Sie nennen sich die Venati. Sie haben womöglich einen Zauber auf das Haus gelegt, der für elektrische Signale abpuffernd wirkt. Wie sieht es mit Radioempfang aus? Fernsehen?", fragte Vanessa. Wir schalteten das Radio ein und nichts als ein ohrenbetäubendes Rauschen war zu hören. Beim Fernseher genau dasselbe.
"Nun gut, dann werden wir warten. Niklaus kommt zurück und wenn er sie sieht wird er Verstärkung holen. Solange kommen sie nicht über die Mauern und schon gar nicht über das Haus.", beschloss Rebekah
Elijah stemmte beide Hände gegen seine Hüften. "Wir sollten ihre Fähigkeiten nicht unterschätzen, wenn sie uns schon jetzt vollständig von der Außenwelt abtrennen können, sollte es kein Problem für sie sein, in unser Haus einzudringen."
"Wir stellen Wachposten auf. Jeder übernimmt eine Schicht. Vanessa Vormittags, Rebekah Nachmittags und ich Nachts. Wir müssen sie um jeden Preis beschützen."
Alle stimmten zu und Vanessa machte sich auf den Weg nach draußen um ihre erste Wachschicht zu übernehmen. Ich fühlte mich wie in einem Glaskasten. So als würde man uns sowieso durchgehend beobachten können. Es war beängstigend.
"Ich werde unsere Bibliothek durchstöbern nach diesen Venati.", beschloss Rebekah und verschwand.
"Gehen wir?", fragte Elijah und deutete nach oben.
Ich nickte, noch immer beängstigt.
Wir saßen auf meinem Bett, als er mich fragte "Vermisst du deine Mom?" Ich überlegte kurz. "Ich weiß, dass es ihr gut geht, dort, wo sie ist. Wäre sie hier, wäre sie in Gefahr. Es hat schon alles seinen Sinn. Aber ja, ich vermisse sie... Vermisst du jemanden?"
Er sah nachdenklich aus.
"Ich vermisse vergangene Zeiten mehr als die meisten Menschen, Vampire oder Hexen. Ich vermisse Italien. Das warme Klima und das gute Essen.", er lächelte und sagte:
"Ich möchte dir etwas zeigen."
Er führte mich in den Keller der Villa, er war geräumig, beheizt und sauber.
Keineswegs angsteinflößend. In einem Raum, in den er mich führte, fanden sich tausende und aber tausende Flaschen gefüllt Wein und Schnaps und sonstigen alkoholischen Getränken. "Das sammelt sich so an wenn man lange lebt. Es gibt nichts schöneres, als ein gutes Glas Wein am Meer unter Pinien zum Sonnenuntergang."
"Das seh ich anders.", und sah ihn. Ich sah einfach ihn. Nicht den Vampir, der mich vor Jägern beschützen will, sondern einfach ihn. Den menschlichen Teil an ihm. Ich sah ihn und sein ausdrucksvolles Gesicht und war der absoluten Überzeugung, es gäbe nichts annähernd so schönes wie ihn auf dieser Welt.
"Was meinst du?"
Ich lächelte ihn nur an. Er musste meinem Blick doch anmerken, dass ich ihn meinte.
"Sprich es aus, ich muss es hören.", sagte er ruhig.
Ich spürte, wie mein Herz wie wild zu schlagen begann und mir das Atmen schwerer fiel.
"Du bist viel schöner als ein gutes Glas Wein unter Pinien am Meer zu Sonnenuntergang. Du bist besser als alles und jeden, den ich kenne. Ich kann nicht annähernd beschrei.."
Er kam mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf mich zu und drückte mich gegen die Wand hinter mir. Er sah mir tief in die Augen und hielt mir seiner rechten Hand mein Gesicht. Er strich mir über die Wange. Es bereitete mir Gänsehaut.
Küss mich.
Und kaum war der Satz zuende gedacht, lagen seine Lippen auf meinen.
Ich wollte ihn zurückküssen, doch es gelang mir nicht, da er mich so fest gegen die Wand drückte, es tat nicht weh, es machte mich nur ganz verrückt. Mit jedem Kuss, den er mir gab, wurde er leidenschaftlicher und ich konnte fühlen, wie sich in meinem Herzen etwas regte. Es fühlte sich an, als würde ich vor Gefühlen übersprudeln. Bald ließen sich keine einzelnen Küsse mehr definieren, ich wollte mich nicht mehr von ihm lösen. Er fuhr mit seinen Händen von meinen Schultern ausgehend den Rücken entlang bis zu meinen Oberschenkeln und hob mich hoch. Ich schlang meine Arme um seinen Kopf und zog ihn dichter an mich. Im nächsten Moment befanden wir uns in seinem Schlafzimmer und er legte mich auf sein großes, mit weißer Bettwäsche überzogenem Himmelbett. Er legte sich neben mich, strich mir erneut über die warme Wange und ich beugte mich über ihn, um ihn erneut zu küssen. Er schlang seine Arme um mich und drückte mich an seinen Oberkörper. Dann drehte er mich um, sodass er über mich gebeugt war. "Wir sollten das nicht machen.", sagte er, während er versuchte, seine Gedanken zu klären.
Ich sah ihm tief in die Augen und sagte:
"Doch, Elijah. Das sollten wir."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 15, 2017 ⏰

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