Kapitel 22

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Die Nacht war ungewöhnlich ruhig, weshalb Thorin sich endschlossen hatte, zumindest die erste Wache zu übernehmen. Bilbos Geschichte schwirrte immer noch in seinem Kopf herum, Bilbo mochte wohl nicht der beste Geschichten Erzähler sein, aber er schien Geschichten zu kennen die Thorin noch nicht kannte. Als Thorin noch klein war hatte seine Mutter ihm jeden Abend eine Geschichte vorgelesen, bis er alt genug war selbst zu lesen. Damals kannte er jede Geschichte in jedem Märchen Buch aus ganz Erebor, auch wenn ihm seine Liebe zu Märchen mittlerweile ein wenig peinlich war. Bis eben hatte er nicht darüber nachgedacht, dass es noch andere Orte außer Mittelerde geben konnte, und er fühlte sich dumm, da sein Blick nur auf Mittelerdes Karten ruhte und seine Vorstellung nie reichte, um an eine Welt außerhalb zu denken.

"Woran denkst du?", irgendwann würde er vor Schreck sterben, wenn der Halbling weiterhin so leise hin und her schlich. "Geh schlafen, Halbling", befahl er ihm leise. "Kennst du schon den neusten Klatsch?", Bilbo ignorierte Thorins Aufforderung und setzte sich gegenüber von ihm. "Für so etwas interessiere ich mich nicht", Thorin lehnte sich weiter zurück, er hatte das Gefühl, das der Halbling ihn beabsichtigt auf die Pelle rückte. "Nun, nach einigen der Zwerge, hege ich scheinbar tiefe Gefühle für dich", Bilbo lehnte sich vor und flüstere dies in Thorins Ohr. Hitze stieg in Thorins Wangen auf und er drückte Bilbo von sich weg. "Und stimmt dies?", fragte er leise. Auch wenn Thorin nur Umrisse von Bilbo erkennen konnte, spürte er Bilbos Blick und es brachte ihm fast zu Schmunzeln so genervt blickte Bilbo. "Ja Thorin, ich kann meine Gefühle für dich kaum noch im Griff behalten", den Sarkasmus konnte man nicht überhören. "Viele Zwerge mögen Gerüchte, es gibt auch einige über mich in den blauen Bergen. Mach dir also nichts draus.", Thorin versuchte trotz seiner Abneigung gegenüber dem Halbling, höfflich zu bleiben.

"Ui die will ich jetzt aber hören", wie ein kleines Kind, dass Süßkram wollte, sah der Halbling ihn an. "Geh schlafen, Halbling", forderte er ihn erneut auf. "In Bruchtal schien dir meine Anwesenheit besser zu gefallen", der Halbling sah kurz von Thorin weg, als hätte er etwas gehört. "Oder war der große Thorin Eichenschild angetrunken", sprach er weiter und richtetet seinen Blick wieder auf Thorin. Er schnaubte nur und versuchte den Halbling zu ignorieren. "Bei deiner große ergebe das Sinn, kleine Leute vertragen schließlich nicht so viel, weshalb es einige sehr lustige Geschichten über betrunkene Hobbits gibt", der Halbling blickte ihn noch immer ab, eine Angewohnheit die Thorin schnell bemerkt hatte, der Halbling sah ein beim Reden die ganze Zeit in die Augen, immer. "Dabei hörte ich das Zwerge viel vertragen, aber ich hörte auch noch andere Dinge, die Biologisch betrachtet keinen Sinn ergeben", flüsterte der Halbling wieder. "Willst du etwas von mir, oder warum nervst du mich?", grimmig sah er den Halbling an. "Ja, ich bin mir nur noch nicht im Klaren was", antwortete er sicherlich wie Thorin schätzte mit einem leichten Grinsen. Der Halbling hörte auf ihn anzustarren und sprach nicht mehr.

Sachte wehte etwas Wind durch die Bäume, was Thorin ruhiger werden ließ, er konnte keine Logische Erklärung dafür finden, er suchte aber auch nicht nach einer.

"Ich frage mich was mit dem anderen Kind in der Geschichte passiert ist, es scheint so als wäre das was du gesagt hast nicht richtig", flüsterte Thorin nach einiger Zeit. Die Augen des Halblings schimmerten wieder aus der Dunkelheit, jedoch erwiderte er lange Zeit nichts und Thorin dachte bereits Bilbo würde darauf nicht antworten, doch er tat es: "Wenn dir das Ende nicht gefällt, dann ändere es. Was hättest du dir den gewünscht was aus ihm geworden wäre?" "Ich weiß nicht, du bist der Geschichtenerzähler und die Endscheidung liegt beim Schreiber", Thorin hatte lange überlegt, bis er zu diesem Schluss kam und war mit der Antwort zufrieden. "Dann werde zum Schreiber und reiß die Seiten raus die dir nicht gefallen, nur weil der Autor es so wollte, heißt es nicht das du dich damit abfinden musst. Es ist nicht die Realität, in der ein Gott oder ein Valar endscheidet, es ist eine Geschichte, reine Fiktion und jeder kann sie ändern, wenn man möchte, daran ist nichts falsch", die Stimme des Halblings war nur ein leises Flüstern, aber durch die Stille der Nacht hörte Thorin sie klar und deutlich.

"Ich denke es wäre fair gewesen hätte er auch nach Hause gehen können, Pivinja oder wie das hieß", Thorin versuchte desinteressiert dabei zu wirken, es war schließlich schon fast ein Lob für den Halbling, wenn er ihm zeigen würde das ihn die Geschichte interessierte. "Wie langweilig. Im Übrigen denke ich nicht das er Pivinja als sein Zuhause betiteln würde, er ist würde keine Erinnerung an diesen Ort hegen. Es ist sein Geburtsland mehr nicht, Zuhause ist dort, wo das Herz ist, das sagt man doch, oder?", der Halbling rückte ein Stück nach vorne und somit ein Stück näher an Thorin heran. "Kann sein, aber er ist nicht unter seinen Gleichen", argumentierte Thorin. "Das weiß er doch nicht", flüsterte Bilbo noch leiser als zuvor. "Er ist aber kein Mensch und sicherlich würde er sich nicht wie einer verhalten, es würde auffallen." "Ja, er wäre vielleicht ein Außenseiter und keiner würde etwas mit ihm zu tun haben wollen, weil er anders ist", überlegte der Halbling laut. "Schwarzseher", grummelte Thorin. "Es nennt sich Realist, auch wenn ich minimal pessimistisch bin", der Halbling kicherte leise. "Ihr benutzt immer so fremdartige Wörter", die Genervtheit in Thorins Stimme war nicht zu überhören. "Ihr Zwerge sprecht die halbe Zeit Khuzdul, das ist deutlich schlimmer als das ein oder andere Fremdwort", auch wenn Thorin es nicht sehen konnte, zog Bilbo seine Augenbrauen in die Höhe.

"Wir sind nun einmal Zwerge ihr wusstet, worauf ihr euch einlassen würdet. Ich bat euch im Auenland nicht ohne Grund an dort zu bleiben", Thorins Worte waren keinesfalls nett gemeint, das wurde Bilbo ziemlich schnell klar. Als Bilbo auch nach einigen Minuten nicht antwortete erhob Thorin wieder das Wort: "Ihr könnt noch immer zurück gehen, es wäre meiner Meinung nach auch das Beste für alle von uns", flüsterte Thorin leise. Wieder schwieg Bilbo.

"Es ist nichts Schlimmes daran, wenn ihr Nachhause wollt", sprach Thorin weiter. "Ich werde jetzt nicht umkehren", antwortete Bilbo schließlich, seine Stimme ließ nicht wirklich etwas über seine Emotionale Verfassung sagen und obwohl dies normale Worte waren, fühlten sie sich wie eine Drohung an. Thorin entging nicht das der Halbling ihn nun noch schärfer fixierten. "Was hält euch an die Unternehmung?", Thorin Stimme war nicht an nähernd so emotionslos wie die von Bilbo, seine Wut konnte man heraushören, so wie ein Hauch von Neugierde. "Nichts und trotzdem werde ich euch erst verlassen, wenn meine Aufgabe erfüllt ist. Ich versprach euch allen dies und ich werde mich daranhalten", Bilbo zog sich über den Boden ein Stück weiter weg von Thorin. "Die meisten von uns schätzen eure Anwesenheit nicht sonderlich, ihr schuldet uns nichts", er kniff die Augen zusammen als er sprach. "Ich schulde es mir selbst, hier zu sein", der Halbling stand deutlich verärgert auf und verschwand wieder in der Dunkelheit, vom Lager weg.

Leuchtend grüne Augen Bagginshield ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt