Kapitel 34: Erebor

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Am nächsten Morgen standen sie früh auf. Man hatte ihnen neue Kleidung besorgt und für Bilbo gab es kein besseres Gefühl, als endlich komplett saubere Kleidung zu haben. Für ihn und Thorin lag jeweils ein roter Umhang bereit, sie hatten wohl wieder den Eindruck hinterlassen, dass sie Geliebte waren. Bilbo legte Kopfschüttelnd den Umhang über und trat Bofur gegens Bein: "Wer saufen kann, kann auch früh aufstehen."

Bofur setzt sich widerwillig auf und zog sich ebenfalls um. Bilbo verlies das Zimmer, welches er sich mit wenige Zwergen geteilt hatte und freute sich über das Frühstück. Thorin saß bereits am Tisch und Bilbo setzte sich zu ihm, er fühlte sich von dem Zwerg zurückgewiesen, wollte aber nichts an ihrer Freundschaft ändern.

"Morgen", grummelte der Zwerg. "Morgen", Bilbo griff nach dem Brot. "Gut geschlafen?" "Ja und selbst?", antwortet Thorin. "Auch."

Sie verließen das Haus gegen Mittag, nach der Vergangenen Nacht, hatte sie alle lange geschlafen. Die 13 Zwerge und der Hobbit liefen ein letztes Mal durch Esgaroth, Menschen jubelten ihnen zu, winkten zum Abschied. Als sie das Schiff betraten, sahen sie zum Bürgermeister, welcher ihnen einen Vielbedeuteten Blick zuwarf. Dann legten sie ab.

Stündlich kamen sie dem anderen Ufer näher. Bilbo hatte es sich an einer stillen Ecke des Schiffes gemütlich gemacht und starrte zum Erebor empor. "Er ist beeindruckend, oder?", Kili setzte sich zum Hobbit. "Ja, vielleicht liegt es mehr daran nach all den Monaten hier zu sein." "Ja." Sie schwiegen. "Wirst du Smaug töten können?" Bilbo schluckte, auf diese Frage wartete er schon länger. "Nein. Früher einmal vielleicht." "Hast du Angst?" "Ich wäre ein Narr hätte ich keine, meinst du nicht?" "Ich habe auch Angst. Dwalin sagt immer das wir uns als Krieger nicht fürchten sollen, wir müssen mutig sein." Bilbo schwieg und blickte wieder zum Erebor: "Mut bedeutet nicht keine Angst zu haben. Mut bedeutet sich seinen Ängsten zustellen."

"Wovor hast du Angst?", Bilbo erinnerte sich am Anfang der Reise diese Frage beantworten zu müssen. "Vor fast allem." Kili war nun an der Reihe zu schweigen, obwohl er still nach mehr Informationen bettelte. "Vor lauten Geräuschen, Lez, Geliebte zu verlieren, nicht stark genug zu sein, zu zögern", das waren nur wenige Beispiele.

"Zu zögern?", fragte Kili nach. "Ja. Vor einigen Jahren, als ich das erste Mal Arlaks, sah. Das sind große Wesen: entstellte Gesichter, weiße Augen, lange Gliedmaßen, die Hände bestehen mehr aus Krallen. Nun ja, sie hätten uns fast getötet, Lenero, meinen Ziehvater, wenn ich ihn so nennen kann, und mich. Ich hatte schreckliche Angst, konnte mich nicht bewegen, bis Lenero in Gefahr war. Arlaks kann man nicht Magie verletzen. Schreckliche Wesen, haben fast eine ganze Spezies ausgelöscht." Als der Hobbit endete verfielen sie wieder ins Schweigen, Bilbo bedanke sich innerlich für die Ruhe.

Als die Dunkelheit einsetzte erreichten sie das Ufer. Sie hatten länger gebraucht, als erhofft gewesen war. Sie rasteten. Oin und Gloin machten ein Feuer und sie aßen Still das Essen aus der Seestadt. Kramm stand nun für lange Zeit auf dem Speiseplan. Das Land war öde und trocken, als würde eine Krankheit davon Besitz ergreifen. Bilbo legte seine Hand mitfühlend auf dem Boden, die Kopfschmerzen traten noch schneller ein als erwartet, aber das Grass sah nun etwas gesünder aus.

Die Zwerge erzählten im Schein des Feuers eine alte Geschichte und der Hobbit hörte interessiert zu. Thorin hatte sich zu ihm gesetzt und lehnte seinen Kopf an den seinen. Als Balin die Geschichte beendete, bat Thorin den Hobbit mit ihm Privat zu sprechen.

Sie liefen ein kleines Stück entlang der Küste. "Deine Magie", begann Thorin: "Warum verlierst du sie wieder?" Bilbo hatte gedacht, der Zwerg wollte über den gestrigen Abend sprechen. "Weil ich mich für das Leben hier endschieden habe. Ein einfacher Hobbit, reisend mit einen Haufen Zwerge. Es ist nicht nur die Magie Thorin, ist dir nicht aufgefallen das ich kleiner geworden bin?" Thorin war nun ein ganzes Stück größer als der Hobbit. "Jetzt wo du es sagst", murmelte der Zwerg. "Ich glaube nicht, dass mich mein Leben beim Rat erfüllt hätte", vertraute der Hobbit ihm an. "Ich dachte du mochtest es dort?" "Ich mochte Oliv. Nur deswegen war ich dort", Bilbo seufzte. "Du hast nie gesagt woran du gestorben bist", Thorin schluckte, wusste nicht ob so eine Frage angebracht war. "Flammen, wie meine Eltern wahrscheinlich gestorben sind." Bilbo erkannte die Fragezeichen in Thorin Gesicht und seufzte erneut. "Einsamkeit, Trauer und Schmerz, hießen meine Mörder." Thorin gab keine Antwort. Nach einiger Zeit liefen sie stumm zurück und Bilbo freute sich über den Schlaf.

An ihrem dritten Tag erreichten sie Thal. Der Hobbit starrte die verbrannte Stadt lange an, bis selbst Thorin ihn weiterzog. Es war ein trauriger Anblick und Bilbo konnte den Tag des Drachenfeuers fast selber sehen. Wie das Feuer an den Gebäuden emporgestiegen sein musste.

"Als kleines Kind war ich oft in Thal. Die Straßen waren belebt und überall gab es köstliches Essen", erzählte Thorin dem Hobbit um ihm ein wenig abzulenken. Bilbo war in letzter Zeit schrecklich still gewesen, zumindest Thorins Meinung nach. Manchmal kam er seiner Bitte nach und Bilbo erzählte ihm mehr vom Auenland. Auch war ihr Verhältnis anders geworden, kein spielerisches Necken mehr von Bilbos Seite, kein Anlehnen oder in der Nach nebeneinander Schlafen. Alles wirkte kalt und distanziert, seit dem Abend in Esgaroth. Thorin überlegte ob Bilbo gemerkt haben könnte, dass er etwas für ihn empfand.

Am Abend saßen sie alle vor dem Feuer und wärmten sich. In den letzten Nächten war es unaushaltbar kalt gewesen, so dass sich die Zwerge meist nah bei einander legten um nicht zu erfrieren. "Morgen werden wir da sein", verkündet Balin um der Gemeinschaft Mut zu machen. Der Hobbit freute sich nicht sonderlich auf die Begegnung mit den Drachen, lächelte aber Balin über das Feuer hinweg zu. "Keine Sorge Bilbo, ich bin mir sicher, du bekommst das hin", Bofur legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Ja, sicherlich", nur nicht die Bestie wecken.

Mit wackeligen Beinen lief die Gemeinschaft immer weiter dem Erebor entgegen, er war gewaltiger, als in den Vorstellungen der meisten. "Hier irgendwo muss die geheime Treppe sein", rief Thorin. Bilbo trat einen Schritt weiter und betrachtete die in Stein gemeißelten Zwerge, mit etwas Fantasie...

"Da, sie ist direkt vor uns. Am rechten Fuß vom Zwerg mit der Axt", rief Bilbo. Die Zwerge beäugen die Stelle kritisch. "Ja, da ist sie", stieß Dwalin als erstes aus und klopfte Bilbo grob auf den Rücken. "Gut gemacht, Bilbo", Thorin legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter und lächelte ihm zu. Automatisch wurde den Beiden etwas wärmer. Sie begannen den Anstieg gegen Nachmittag, es war ein Rennen gegen die Zeit, jeder wusste welcher Tag heute war. Ihre Gefangenschaft hatte ihnen viel Zeit genommen. "Ich kann nicht mehr", klagten Ori. Gloin wollte ihn bereits weiterziehen. "Lasst ihn hier, mit unserem Gepäck, dann kommen wir schneller voran", ordnete Bilbo an, Thorin nickte zur Bestätigung. Mit Ori blieben Gloin, Oin, Balin und gegen Kilis Willen er selbst. Bilbo hatte bemerkt wie sehr sich der Zwerg zwang weiter zu laufen, oftmals wäre er fast in die tödliche Tiefe gefallen. Zu Neunt kamen sie deutlich besser voran, kurz bevor die Sonne unterging hatten sie es geschafft.

"Hier muss irgendwo ein Schlüsselloch sein", erklärte Thorin und die Zwerge begannen die Wand abzusuchen. Bilbo versuchte sich an die Geheime Nachricht der Karte zu erinnern. "Wenn der letzte Strahl am Durins Tag herab fällt auf das Schlüsselloch", murmelte er. Sie warteten, lange, bis die Sonne untergegangen war. "Vielleicht der falsche Tag", mutmaßte Fili. Thorin sagte nicht und fing an die Treppe hinunter zu laufen. "Thorin warte!", Bilbo hielt ihm am Arm fest: "Lasst uns warten, wir übersehen was, ich bin mir sich das-" Thorin schnitt ihm das Wort ab. "Wenn du warten willst, schön mach das. Morgen früh reisen wir zurück." Der Zwerg drückte dem Hobbit den Schlüssel in die Hand. In den Augenwinkel des Zwerges glitzerten sanft Tränen.

"Wartet, Dwalin, Nori, Dori, habt ihr keine Hoffnung mehr!" Sie alle sagten nichts und folgten ihrem Anführer nur Fili drehte sich noch mal um. "Lass gut sein Bilbo, wir haben es versucht."

Dann war er allein. Die Antwort des Rätsels wusste er, seine Gedanken wollten es ihm nur nicht mitteilen, er blickte in den Nachthimmel. Der Mond. Bilbo seufzte und begann dann zu lachen. Er hoffte er täuschte sich nicht. "Kommt zurück! Der Mond es ist der Mond!", er kramte nach dem Schlüssel, sein Herz setzte aus, als dieser aus seiner Tasche glitt und zum Abgrund fiel, keiner war da um ihn zu bremsen. Er sprang auf den Boden und fing den Schlüssel, als er bereits über den Abgrund hinaus war. Er atmete erleichtert aus und setze sich auf.

"Alles gut, Bilbo?", Fili war der erste, der an der Treppe stand. "Ja, jetzt ist alles perfekt!" Schwungvoll stand er auf, gerade in diesem Moment fiel das Mondlicht den Stein, in der Ferne war eine Drossel zu hören. "Das Schlüsselloch", Thorin fuhr behutsam über dieses. "Hier", Bilbo reichte Thorin den Schlüssel.

Hinter der Tür befand sich ein langer Korridor. "Holt die anderen", befahl Thorin: "Du nicht Bilbo." Als sie alleine waren, schloss der Zwerg ihn in eine Umarmung. "Danke, für alles." 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 18 ⏰

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