Knackarsch

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Eigentlich war der folgende Kurs klar, den so viele andere Studenten hier anpeilten.
Ein bisschen körperliche Ertüchtigung innerhalb des bewegungsarmen Unialltags.
Und dafür schwärmte ein Teil der bordeauxen Masse mit ihrem organisiertem Extragepäck in Richtung der großen Turnhalle.

Für mich war sowas natürlich der reinste Kindergeburtstag, an dem ich etwas die Muskeln spielen ließ um die Mädels zu beeindrucken und die Jungs in den Staub zu rammen.
Ohne Tote und Schwerverletzte versteht's sich.
Auch wenn sich gewisse Gesichter hervorragend als Punchingballs eigneten.

Doch meine selbstbewusste Großspurigkeit erlitt einen weiteren herben Schlag, dessen Wirkung mich erneut verwirrend ins Wanken brachte.
So emotional aufgewühlt war ich letztens, als ich Colin in meinem impulsiven Wahn eine verpasste.
Oder als ich ihn ständig zuhause stalkte und Sachen mit ihn anstellte, die in mir Gelüste entflammen ließen, zu den ich nicht in der Lage sah.
Eigentlich brachte er mich ständig durcheinander.
Egal was er anstellte.
Einfach weil der Grufti in meine Welt eindrang.
Man könnte glatt meinen, dass ich mich in den wenigen Wochen zu einem Sensibelchen mutierte, das eigentlich Peter von uns beiden war.

Doch dieses Mal war er an meinem jetztigen Zustand nicht ganz unschuldig.
Auch wenn ich keinen offensichtlichen Grund hatte - wirklich! Die Beiden teilten nur einen Kurs miteinander - kotzte mich die natürliche Umgänglichkeit zwischen Peter und Colin richtig an.
Nicht mal bei der Osbornehexe oder dem J-Pop-Abklatsch für Arme war ich je so angepisst, wie gerade.
Bei allen Menschen oder Vampiren dieser Universität mussten ausgerechnet die Beiden sich gut verstehen!

Wie gern ich ihn in dem Augenblick, in dem die ohnehin schon drögen Unigänge einem unendlich lang vorkamen, über den Grufti ausfragen wollte.
Stattdessen wankte ich mit jedem Schritt, der mich vorwärts zu meinem Spint brachte.
Wir waren weder in Eile noch in Gefahr, doch jeder einfache Tritt oder Handgriff wurde durch mein Gedanken- und Emotionschaos zur nervenaufreibenden Zitterpartie.
Meine Sachen bekam ich allerdings und wie durch Zauber schnell und überschlagend zusammen, als Colin sich bereits mit seinem Anhang mehrere Meter und um zwei Ecken, durch Geruch und Stimme ankündigte.

Jetzt bloß nicht allzu suspekt vorkommen!

Ich erstarrte vor meinem beinah gähnendleeren Spint zur Sälzsäule und ließ das Trio an mir und meinem Bruder vorbeilaufen, der nur noch darauf wartete, dass ich in die Gänge kam.
Dann, nachdem sie mehrere Meter vor uns weg liefen, setzte ich ihnen nach.
Peter heftete sich, ohne ein weiteres Wort, an wesen Fersen auch immer und ließ die eigenartige Aussicht auf sich wirken.
Keinen einzigen Blick ließ ich unbemerkt, den mein Vampirbruder auf den langhaarigen Schwarzschopf warf.
Jede verzogene Mine wurde genauestens analysiert um zu erahnen, was er über Colin dachte.
Und wenn er mal zu mir rüberblickte, sah ich schnell weg und begutachtete verstohlen die Maserung des Marmorbodens, die Dielen der Holzvertäfelung oder die altbackenen Hängeleuchten.

Hmmm... Mal so nebenbei.
Die Leuchten müssten hier dringend mal abgestaubt werden!

Doch anstatt Peter in der Hoffnung inflagranti zu erwischen, war er es, der mein mobiles Touret angenervt und amüsiert gleichermaßen beäugte.
Natürlich versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen.
Tat wie immer cool und unnahbar mit dem gewissen kecken Grinsen im Gesicht.
Ihm konnte ich aber schon lange nichts mehr vormachen.
Ich ahnte bereits schlimmes, als Peter während wir liefen seinen Arm schelmisch um meine Schulter legte und sich zu mir runterbeugte. "Weißt du wie bescheuert du gerade aussiehst!? Wie ein Betrunkener der im Delirium Schlangenlinien läuft." Prustete er mir, kaum an sich haltend, ins Ohr. "Wie wäre es wenn du mich ausnahmsweise direkt zu Colin und dem Musikkurs ausfragst Jetzt hast du die Chance?!"

Mir musste vor ertappter Peinlichkeit ein schräges Geräusch entwichen sein.
So etwas wie ein gewolltes Knurren, das hinten rum mir als ein gequältes Winseln ausrutschte, als ich mich aus seinem Arm wandt und nach vorne preschte.
Jedoch nützte mir die Flucht wenig, denn sein belustigtes Kichern klingelte mir wie heimsuchende Glöckchen um meinen Ohren.

Is It Love? Drogo & Colin "Wie Feuer und Eis"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt