Ausnüchtern

12 5 0
                                    

Ich könnte nur noch, nichts ahnend und entgeistert, zusehen wie das Bewusstsein von jetzt auf gleich aus Colin fuhr.
Er wich aufkommend nach hinten gegen die Wand, nur um schwer und abgehackt atmend in meiner Umarmung zusammenzusacken.
Sonst käme er auf den siffig klebrigen Boden auf, hielte ich ihn nicht fest.

Es war einer dieser Schlüsselmomente, in den ich über meine vampirischen Kräfte froh war.
Sonst wäre mir der lange Lulatsch, wie aus blanker Panik mein Herz in die Hose rutschte, aus den Händen geglitten.
"Hey, Hey, Hey! Mach jetzt bloß nicht schlapp!" hoffte ich ihn wieder ins Bewusstsein zu rütteln.
Als das nicht half, gab ich ihm leichte Klapser gegen sein Gesicht, während ich ständig seinen Namen rief.
Doch außer ein leidendes, in Ohnmacht murrendes Gesicht bekam ich von ihm nicht raus.

Mein Verstand setzte aus.
Vor Todesangst um Colin, wollte mir kein gescheiter Gedanke kommen, was ich als nächstes tat.
Zum Glück schneite im gleichen Moment jemand in die Herrentoilette vorbei, der sich laut polternd und angepisst bemerkbar machte.
Ich wusste bereits längst wer es war.
"PETER!!!" rief ich verzweifelt nach ihm, der just die Kabinentür öffnete, hinter dieser er das in meinen Armen bewusstlose Elend mit heruntergelassenen Hose sah.
Er warf mir bei den Aussichten, so unerwartet erstarrt wie mein Bruder im Türrahmen stand, einen Blick, der sich mehrfach zwischen peinlich berührt, entsetzt und tobend, überschlug.
Doch schon im nächsten Augenblick bäumte Colin sich auffällig auf, nur um sich hustend und würgend zu übergeben.
"Halt ihn über die Toilette!" blaffte Peter mich schroff an, während er sich mit in die knappe Kabine quetschte, um mir mit der Schnapsleiche half.
Wo ich vor Überforderung planlos war, gab hingegen mein Bruder ganz genaue Anweisungen.
Haare festhalten und so fixieren, dass der lange Hansel an seinem Erbrochenem sich weder verschlucken noch ersticken konnte.
Ich war dieses ganze sterbliche Elend nicht mehr gewohnt.
Lange war es her, dass ich mir den Kopf um die menschliche Vergänglichkeit zerbrach.
In meinem drehte sich just nur noch der Gedanke, dass er abnippelt könnte.

"Ich hoffe, dass du eine sehr gute Entschuldigung hierfür hast!" klagte Peter mich verärgert an, gut beraten seine peinlich berührte Betretenheit nicht offensichtlich zu zeigen,  während er dem Colin seine Shorts samt Hose notdürftig hochzog.
Einen blanken Männerarsch wollte er in der Situation gerade nicht gegen seinem Schoß gedrückt haben.

"Der muss gesoffen haben wie ein Kesselflicker!" schlussfolgerte er bei der Menge, die Colin in die Schüssel sprühte.
Diese Erwähnung genügte mir damit sich meine Mine verfinsterte, da ich den Grund kannte, der michso rasendmachte. "Wenn das, das Einzige gewesen wäre."
"Die haben ihn unter Drogen gesetzt!" platzte ich vor Wut.
Fast schon so unbändig, dass ich nicht mehr darauf achtete, dass Colin in die Kloschüssel gezielt reiherte.
"Pass doch auf!" fuhr es aus Peter heraus, der ihn daraufhin zurückrangierte, bevor er auf seine oder unsere Füße kotzte.
"Diese verdammten Blackshire Vampire, Kelly und Nigel. Sie haben ein Auge auf Colin geworfen."
Als ich die Beiden und ihren Plan erwähnte, glitt nun auch ihm vor entsetzen der Körper kurz aus der Hand.
Natürlich fiel Colin nicht kopfüber in die Schüssel.
Dafür fing Peter ihn noch rechtzeitig auf, auch wenn er dann eher ans Kreuz genagelt in unseren Griffen notdürftig hing.
"Dann ist es das Beste, dass er alles auskotzt" trat er bald, als wir keinen weiteren Würgeschwall erwarteten, unter lautem Gepolter nebenbei die Kabinentür aus ihren Angeln auf, "komm, wir legen ihn in dem Gang" packte er Colin rücklinks an der Lederjacke und war gewillt ihn auch dort hinzubringen.
Ich hingegen, der auch den Metalhead im den Händen hielt, zog in die entgegengesetzte Richtung und warf meinem Bruder eine angeekelte Lefze zu, die nicht zu übersehen war.
Dass Peter es nur in Erwägung zog, lockte mir mit Mühe die stotternden Worte "wirklich" oder "dein Ernst" hervor.
Er deutete mit ähnlichem Ekel auf Colins Sauberkeit und zucke nüchtern mit den Schultern. "Der ist so oder so reif für ne Tiefenreinigung." und trug ihn schlussendlich aus der Kabine heraus.
Wir legten das Häufchen Elend im Gang ab und standen dann da.
Während ich bei jedem Mucks von Colin zu einem noch größerem Nervenbündel wurde, stemmte Peter nachdenklich seine Arme in die Hüften.
Sein Blick blieb auf seine Gürtellinie kleben, die immer noch mehr oder minder frei lag.
Peter schraubte "Ich kann das Elend hier gar nicht mehr mit ansehen" und machte Colins Hose endgültig zu.
Dass er dafür meine giftigen Blicke kassierte, war meinem Vampirbruder bewusst aber völlig egal.
Er war mit den Gedanken an einer Lösung.
"Wir können ihn nicht ins Krankenhaus bringen..." schloss er die Möglichkeit sofort aus. "Zu fiele Fragen würden aufkommen, wenn sie die Restdrogen herausfinden."
Ich nickte ihm zustimmend zu, während mein Blick, verloren durch den Rotlicht durchfluteten Siff, schweifte und die Entscheidung bekräftige.
"Die Vampire hier würden Wind bekommen und ihn bei Gelegenheit endgültig den gar ausmachen" und entdeckte in der hintersten Ecke eine Kamera. "Bestimmt ist er der Mafia-Bagage hier mittlerweile aufgefallen."
"Nehmen wir ihn mit zu uns!?"

Is It Love? Drogo & Colin "Wie Feuer und Eis"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt