Belastender Uni-Gossip und ein Schwangerschaftstest

12 4 0
                                    

Ich machte mich stur und zielstrebig auf dem Weg durch die aufgeregte Studentenmasse, die sich vor der Saaltür zum Mythen und Legenden Kurs drängten.
Eigentlich galt die ganze geballte Vorfreude immer unserem inoffiziellem Super Star Professor Jones, doch diesmal schien die Atmosphäre nicht mehr dieselbe.
Natürlich wusste ich worüber sie redeten.
Unter ihnen setzte ich allerdings mein "Resting Bitch Face" auf, da mir mittlerweile das Gerede abfuckte.
Wer sich dann meinem eiskalten Blick einfing, als ich mich dem sich verdichteten Andrang drosselnd eingliederte, wich vor Schreck mindestens einen Schritt zuseite.

Ein kleiner Vorteil hatte der Gossip schon.
Sie trennte die Spreu vom Weizen.
Wer auf das Gerede etwas gab, konnte mir gern gestohlen bleiben.

Dafür hatte Haku, den ich bereits - und eigentlich unbeabsichtig - an den Spinten abhängte und noch am anderen Ende des Flurs zu mir rüberwetzte, genug Platz um sich zu mir gesellen.
Atemlos.
Er packte mich am Stoff meines Hemdes und keuchte, "Mensch Colin! Mach das doch nicht mit mir!", während er versuchte sich selbst wieder zu reanimieren.
Nach Atem ringend sah er sich in der Traube um und kommentierte nebensächlich, "Du bist von uns derjenige mit den längeren Beinen", ohne zu realisieren, dass jedes weitere Wort um meine Person, als Brennholz weiterer Gerüchte hergeholt werden könnte.
"Halt jetzt einfach die Klappe", brummte ich ihn mit gedämpfter Stimme aber deutlich mahnend an und hielt meinen Blick immer wieder in Richtung des Türrahmens.

Im nächsten Moment ließen wir eine Enge zu, die jedoch schnell vorüberging und auf der anderen Seite, in der dann die Studenten ausschwärmten, endete.
Ich zog Haku zur Seite des Hörsaals und sahen der Masse zu, wie sie rauf zu den bereits reichlich belegten Reihen strömten.
Unsere Blicke flogen über diese nacheinander.
Wir fanden nicht nur Sarah darunter, sondern noch andere Köpfe, die unser Erscheinen mit Ekel und Abscheu beäugten.
Natürlich steckten sie ihre wieder zusammen und begannen wild miteinander zu reden.

Ich schüttelte meine Betretenheit zähneknirschend ab und ließ meinen Blick weiter rauf nach hinten schweifen, bis mir eine zuwinkende Hand dabei behilflich war, diesen einen unverkennbaren verwegenen Blondschopf wiederzuerkennen.
Wie angeschossen wollte ich schon losgehen, hielt allerdings kurz inne.
Haku hatte so seine Ahnung, als ich mich entschuldigend zu ihm drehte.
"Na, geh schon", klopfte er mir beruhigend auf die Schulter, "Turteltäubchen soll man nicht voneinander fernhalten."
Dankend lächelte ich ihm leicht zu und erwiederte die aufmunternden Geste mit einer ähnlichen.
Dann konnte es für mich nicht schnell genug gehen und übersprang mit meinen langen Gräten staksend mehrere Treppen gleichzeitig.

Diese Art Prozession, rauf zu den hinteren Reihen, wären schmerzhaft gewesen.
Das strahlende Gesicht von Drogo, das einem kleinem Engel, der von wonnigen Wolken und blendenden Sonnenschein umgeben war, glich, machte jedoch alles wieder wett.
Dabei war er als Vampir alles andere als heilig.

Er deutete mir auf den Platz neben sich, den er augenscheinlich für mich freihielt, diesen zu nehmen.
Natürlich, und es wunderte mich wenig, saß Peter auf der anderen Seite.
Während ich mich zu ihnen gesellte, wusste ich nicht so recht wie unbefangen ich ihm begegnen sollte.
Sein Ausdruck mir gegenüber war eigenartig.
Etwas zwischen latenter Vorsicht und wortlose Duldung.
Ich beließ es bei einem kaum merklichem Zunicken und platzierte mich direkt neben Drogo, der mich gleich in einer Umarmung ranzog und seine Lippen an mein Ohr drückte.

Von der unverblümten Nähe war ich natürlich angetan.
An die Schmetterlinge konnte ich mich gewöhnen.
Es war jedoch eigenartig, dass die Privatunterhaltung der Gebrüder Bartholy keine ersichtlichen Nachwirkungen in Drogos weiterem Verhalten hatte.
Da griff wohl die vampirische Diskretion.
Fragen zu stellen wäre nicht die beste Idee, wenn ihnen - vor allem Peter - so gut wie nicht entging.

Jedenfalls blieb uns in dem Moment nichts anderes übrig, wofür wir ja eigenltich alle hier saßen, als auf Professor Jones zu warteten.
Ich wusste, dass es seine Zeit brauchte, bis er den Kurssaal erreichte.
Manchmal ging er erst so knapp los, dass ihm nur noch einzelne Minuten übrig blieben, bis die Glocken um Beginn der Lesung schellten.
Es konnte aber auch gut sein, dass seine Kommilitonnen ihn auf dem Weg hartnäckig aufhielten, von denen er sich nur schwer losriß.
Seine Abwesenheit gab uns unverhohlene Eindrücke der gehässigen Meute mehrer Reihen unter uns, die sich offen über Drogo und mich lustig machten.
Präpubertäre Faxen und übertriebener Ekel waren der dynamische Konsens der Gruppe um Samantha, Mia, Loan und ihren Mitläufer.

Auch wenn ich mir meine Verdrossenheit nicht zugestand, war sie schneidend.
Genervt rutsche ich auf meinem Platz hin und her.
Wusste mit meinen Händen nicht so recht wohin.
Fickerig griff ich nach meine Stifte, ließ sie jedoch auch schon wieder los und auf meine Lektüre fallen.
Ende vom Lied - Eine Hand versteckte ich hinter meinem Nacken und Haaren und die andere geballt zur Fauts auf meinen Pult.
Mein rastloser Groll blieb nicht unbemerkt.
Wie auch, so offensichtlich wie ich vor mich hin knurrte.
Doch da glitt eine andere Hand, seine klamme Hand, über die Knochen meiner Faust und umfasste sie zärtlich.
Von der Seite spürte ich seinen bernsteinfarbenen Blick, der mir ein wohlwollendes leichtes Lächeln schenkte.
Es näherte sich meinem Ohr und raunte mir sanft, "Hör einfach nicht hin", zu.
Mein schwerer Seufzer hätte als Antwort genügt.
Oder das verlorene Herumgewurschtel an meinem Unikram.
Ein beinah resigniertes, "Ist leichter gesagt, als getan" murrte ich zwischen meinen schwarzen Vorhang aus Haaren, während ich seinen Fingern zusah, wie sie sich in meinen verkeilten.
Das seichte Streicheln seiner Fingerspitzen brachte mich auf andere angenehmere Gedanken.
Daran konnte ich mich gewöhnen, wäre nicht der feierlicher Lacher, der eher wie ein Aufschrei durch den Saal schallend glich und meine aufzuckende Aufmerksamkeit auf sich riß.

Die Dynamik, die sich vor uns eröffnete, hatte ausufernden Charakter.
Es waren nicht nur streitlustige Blicke, die man uns raufwarf, sondern auch offenkundiges Gebaren, was man mit uns am liebsten angestellt hätte.
Ihre Cheerleaderinnen unter ihnen befeuerten es.
Als sich dann tatsächlich eine Gruppe aus ihnen herausschälte und versuchte bei uns Stunk zu suchen, blieben die beiden Vampire weiterhin unbeeindruckt.
Sie würdigten die wilden Affen keines Blickes.
Eher blickten sie erwartungsvoll zum Türrahmen, als erwarteten sie jeden Moment den Professor.

So wie die der streitsüchtigen Studenten, riß erst ein ohrenbetäubendes Poltern meine ganze Aufmerksamkeit auf sich.
Es war bloß eine Ledertasche, die auf den Pult niedergeworfen wurde.
Sie hatte jedoch so viel Wumms, dass jeder gebannt inne hielt.
Der scharfsinnige Blick, der nicht lange schweifen musste, begriff die Lage sofort.
"Verzeiht mein knappes Kommen", war er bemüht seine Missbilligung zu überspielen. "Ich wurde leider auf die letzten Meter aufgehalten", und adressierte an die provokanten Kommilitonen, "ich hoffe, werte Studenten - ich bin ja schließlich jetzt da - dass sie in meiner Lesung genau so Feuer und Flamme sind, wie in ihren ausschweifenden Privatgesprächen.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 25, 2023 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Is It Love? Drogo & Colin "Wie Feuer und Eis"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt