In seinem Schatten

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Es waren 4 geschlagene Wochen, die Colin der Universität fern blieb.
4 Wochen lang, die er meinetwegen und meinem elendigen Kontrollverlust überwiegend ans Bett gefesselt war.
Auch wenn ich mir ständig einredete, dass der Grufti selber Schuld an seinem geschundenen Zustand war, quälte mich mein Gewissen.
Als wäre jeder weitere gut argumentierte Grund der größte Bullshit gewesen!

Ihn an diesem eskalierenden Nachmittag wiederzusehen, als Nicolae die selten dämliche Idee hatte, mich bei ihm entschuldigen zu gehen, erschütterte mich zutiefst.
Ich ahnte nicht im geringsten ihn damals so übel zugerichtet zu haben.
Verfluchte mich und meine vampirischen Kräfte, die mir wieder aufzeigen, was für ein elendig zweischneidiges Schwert sie waren.
Und der Blutdurst, der in mir in dem Augenblick überkam!

Oh, Jesus Maria!

Das hätte nicht passieren sollen!
Nicht nachdem ich vorher so viel Blut bereits trank, das mich ruhig stellen sollte.
Und doch war es Colins verführerischer Tropfen Blut, der an meiner Faust klebte und mich völlig vergessen ließ.
So pervers wie meine Natur sein konnte, ließ mein Instinkt keinen anderes Gedanken fassen, als in einem unbeobachtenden Augenblick davon zu kosten.
Mir war diese sehr schwache Erklärung bewusst, worüber ich kein bisschen stolz war.
Vor Scham hätte ich mich am liebsten versteckt, doch der Kick, der auf meine Zunge lag, ließ mich jede menschliche Bedenken ausblenden.
Wie der Beginn einer Abhängigkeit einer Droge, die ich zum Kosten bekam.

Nach dieser eskalierten Show fühlte sich Peter, der mich da wieder mal aus der Bredouille holte, natürlich gezwungen, diese Nikolae zu petzen.
Verübeln konnte ich es ihm nicht.
War ich derjenige, der unser Geheimnis und wahre Identität mit einem Faustschlag fast zunichte machte.
Aber dass ich vor meinem ältesten Bruder quasi die Hosen runterlassen musste, wie ich es zuvor so gut es ging vermied, hätte ich nicht erwartet.
Ich stand in peinlicher Erklärnot, wie ich es Nicolae weismachen sollte, dass es da einen Typen gab, der meine ganze Aufmerksamkeit und Interesse vereinnahmte, ich aber partout keinen Raum für homosexuelle Tendenzen einräumen wollte.

Ich war doch nicht schwul!
Wie abwegig war das bitte!

Und trotzdem, auch wenn ich es versuchte ihn davon abzubringen, weckten die Erzählungen um Colin, Nicolaes vorsichtiges Interesse.
Man solle ihn wohlmöglich besser im Auge behalten.
Dass er die Stippvisite um seine Gesundheit allerdings als Gnadengesuch tarnte, war nicht mit mir angesprochen!
Dafür hätte ich Nicolae umgebracht!
Hätte es zumindest versucht und wäre kläglich gescheitert.
Doch das, was mein Bruder eigentlich im Sinn hatte, entsetzte mich.
Auch wenn ich ständig beteuerte, dass Colin von meiner wahren Gestalt nichts mitbekam, zumindest redete ich es mir und ihm immer und immer wieder ein, wollte Nicolae ihm in seinen Gedanken lesen und die Erinnerungen zur Not löschen.
Zu unserem Entsetzten wurden wir wie vor dem Kopf gestoßen.
Nicolae konnte weder Einfluss, die Gedanken noch in Colins Psyche eindringen.
Als prallte die geballte Macht eines erfahrenen integren Vampirs einfach so ab.
Und trotzdem machte der Lullatsch den Eindruck eines unschuldiges Rehkitz, das sich fragte, was die zwei Wölfe vor seiner Haustür von ihm wollten.
Er schien keinen blassen Schimmer gehabt zu haben wie es um ihn geschah.
Sein Taumeln, die Verwirrtheit und Kaltschnäuzigkeit, war vermutlich eher seinen immer wiederkehrenden Schmerzen zuzuschreiben.
Und trotzdem redete Nicolae mir mit Engelszungen ein diesen Typen zu meiden, allerdings weiter unter Beobachtung zu halten.
Colin konnte ein Hexer sein, der gekonnt seine Rolle als Unwissender spielte.
Skepsis war sein höchstes Gebot, hingegege ich es als Hirngespinst seiner gelegentlichen Paranoia verbuchte.

Wieso aber war ich mir da so sicher?!
Eigentlich gar nicht.

Ich wollte nicht glauben, dass er ein Hexer war.
Es war absolut absurd!
Redete mir ein, dass er, das große Nachwuchstalent dieser großen New Yorker Firma, doch kein Magiekundiger sein konnte.
Da konnte doch nichts magisches an ihm sein!

Is It Love? Drogo & Colin "Wie Feuer und Eis"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt