Schlägerei in der Mensa

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Was machte man mit Weridos!

Richtig!

Wenn man ihnen nichts auf die Fresse geben durfte, ignorierte man sie oder ging ihnen aus dem Weg.
Aber wie verhielt man sich, wenn dieser Werido eine unerklärliche Anziehung auf einem hatte?!
War man dann nicht selbst der Werido, der wie Arschkleber folgte!?

Ich konnte von Glück reden, dass ich die darauffolgenden Kurse, augenscheinlich nicht mit diesem langhaarigen Typ teilte.
Das hielt allerdings nicht meine flügge Gedanken auf, die in den wenigen öden Stunden nur um ihn kreisten.
Zwischen verträumtes Schwärmen, unergründliche Abscheu und entgeisterte Ausraster war alles an emotionalen Abgründe dabei.
Mit mir stimmte wirklich etwas nicht, das mich wahnsinnig frustrierte.
Fehlte nur noch, dass ich wie ein armer Irrer noch vor mich her kicherte.
Wenn es aber so weit kam, hoffte ich inständig, dass mir Peter zum richtigen Zeitpunkt eine runterhaute!

Der unaufdringliche aber eingängige Glockenschlag um 13 Uhr läutete die Mittagspause ein.
Eine wunderbare Gelegenheit sich auszuruhen und ein erlesenes Menü in der Unimensa zu sich zu nehmen.
Diese fantastische Idylle hatte allerdings einen Hacken.
Als Vampir war ich von Natur aus unermüdlich und außer Blut aller Resusfaktoren bekam ich nichts herunter.

Was für eine zerplatzte Traumblase....
Wie auch immer.

Aber Apropos Blut und zu Kräften kommen.
Der ganze Vormittag raubte mir so dermaßen viel Energie, dass ich klammheimlich, vor meinem zur Diskretion geöffnten Spint, aus meiner Notfallflasche trank, die Nicolae, vorausschauend wie er oft dachte, in meine Umhängetasche einpackte.
An welche Eventualitäten mein ältester Bruder so dachte.
Das erleichterte Seufzen, nachdem der rote Saft meine Kehle runterfloß, hörte sich zwar falsch an aber beschrieb gut meine stetig angewachsende Verzweiflung, unter der ich die ganzen Studen zuvor lit.

"Ich hätte dich für ausdauernder gehalten." Stand Peter plötzlich da und öffnete seinen Spint, der sich genau neben meinem befand.
Natürlich habe ich ihn bereits seit einigen Schritten vorausgehört und gerochen.
Der unverkennbar hölzernd muffige Geruch seines Klaviers und der seiner vergilbten staubigen Literatur ging auf ihn über.
Ich funkelte ihn auf sein trockenen Kommentar genervt an, während ich mit einem weiteren Schluck aus meiner Stahlflasche beschäftigt war.
Dann, als ich diesen schluckte und etwas erwidern wollte, hebte ich meinem Bruder die Flasche entgegen.
""Auf die geschundenen Nerven erst mal ein Korn," würden wir in Deutschland sagen." Prostete ich ihm zu und kippte mir nach.
Das belustigte Grinsen konnte sich mein Vampirbruder hinter der Spinttür nicht verkneifen.
"Na, was ein "Glück", dass es sich dabei nur um Blut handelt und nicht um Hochprozentiges. Einen Vampirbruder mit einem Alkoholproblem, können Nicolae und ich nun wirklich nicht gebrauchen." Feixte Peter mit mir verstohlen rum.

Willkürlich, wenn wir schon darüber sprachen, dachte ich an alte Zeiten vor meiner Verwandlung.
Die wilden Abende mit divers illegalem und gar selbst destilliertem Alkohol, waren der Killer schlechthin.
Am nächsten Tag wusste ich zwar nicht mehr wie ich hieß und welches Jahr wir hatten aber dafür wurde die Seele schön auf Werkseinstellung ausgekotzt.
Was bleib einem zu damaligen DDR-Zeiten übrig, als zu saufen, wenn man sich nicht in diese verlogene kommunistische Zwangsgesellschaft intigrieren wollte?!

"Bruderherz, hast du Lust in der Mensa mit mir Mittag zu essen?!" Seuselte Peter aus heiterem Himmel über meiner Schulter.
Von mir erntete er einen skeptischen Blick, der ihn fragend anstarrte, ob mein Bruder noch ganz bei Trost war.
Ich hätte ihm etwas entgegnet, doch mit prallen Wangen voll Wildschweinblut, wollte ich darauf keine enttarnende und vor allem peinliche Antwort geben.
"Kom einfach mit. Wir müssen doch den Schein von normalen Studenten wahren." Murmelte Peter auf mein Zögern mit gängig vampirischer Diskretion.
"Du verlangst jetzt doch nicht von mir was von der Kantine zu essen!? Willst du die Sauerei aufwischen, die mir wieder hoch kommen sollte!?"
Doch Peter verdrehte seine Augen. "Dann kauf dir ne Minutenterrine und tu nur so, als würdest du diese essen." Und zog mich mit sich mit, als ich meinen Spint schloss.

Is It Love? Drogo & Colin "Wie Feuer und Eis"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt