Entschuldigung: Fehlanzeige

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Diagnose:
Mittelschwere Gehirnerschütterung und angebrochenes rechtes Jochbein, infolge eines Nasenbeinbruchs durch Gewalteinwirkung.
Durch das Einwirken gegen das Jochbein, splitterte ein Stück Knochen in den rechten Augapfel und verletzte dadurch vorhandene Blutgefäße.
Sehfähigkeit ist bis dato nicht gefährdet.
Der Körper wird mit der Zeit das Fragment abbauen.
Vorausgesetzt es wandert nicht unerwartet durch den Augapfel und richtet tatsächlichen Schaden an.
Die Verletzungen des Patienten regenerieren sich mit der Zeit von selbst und benötigen weder operative noch kosmetische Nachbehandlung.
Der Bereich des Nasenbeins und der rechten Augenhöhle wird für unbestimmte Zeit den Schmerzen, Druck und Schwellung eines flächendeckenden Hämatoms erliegen.
Der Patient kann infolge der Gehirnerschütterung mit Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit unterschiedlicher Intensität rechnen.
Ebenso wie Desorientierung, Verwirrtheit und Antreibslosigkeit.
Der rechte partiell blutunterlaufende Augapfel ist mit Absprache mit dem Arzt zu beobachten.
Bei auftretenden Sehbeschwerden unverzüglich den Arzt konsultieren!
Der Patient wird für 2 Wochen vorläufig freigestellt und viel Bettruhe verordnet.
Bei Bedarf und weiterführenden starken, ausdrücklich geäußerten Schmerzen oder Beschwerden, darf über eine Verlängerung der Freistellung gesprochen werden.

Kopfschmerzen.
Das schlimmste Übel und die Geisel der Menschheit.
Zumindest in meinem jetzigen Gesundheitszustand, in dem ich rein zufällig reingeprügelt wurde.
Waren sie ohnehin bei einem Kater, Migräne oder anderen unzulänglichen Gründen bereits grenzwertig.
Aber die durch eine Hirnerschütterung erliegenden Kopfschmerzen, mitten auf's Fressbrett, waren eine ganz eigene Hausnummer!
Tagelang das Gefühl zu haben, mit dem Kopf unter einer dröhnenden Glocke, auf die man gefühlt noch regelmäßig draufschlug, zu stecken, das durch die Schwellung der Nase und Nebelhöhlen einherging, war umso leidvoller.
Durch sie zu atmen konnte ich vorerst vergessen, wie auch durch sie zu riechen.
Stattdessen, und unsicher ob es eine List meiner Sinne war, hang stets der metallische Geruch von geronnenem Blut um meine Nüstern.
Ein elendiger Zustand, in dem ich keinen einzigen klaren Gedanken fassen konnte.
Jeder Versuch um das Warum sich zurückzubesinnen, brachte mir einen ätzenden Tinnitus und drückende Dämmwolle um meine Hirnwindungen, dass jeder Denkansatz qualvoll endete.

Und trotzdem, auch wenn ich es mir nicht wirklich zugestand, spukte mir das augenblickliche Bild von diesem Drogo, in dem Moment in der Mensa, in meinen Hintergedanken herum.
Die anfängliche Angst in seinem Blick.
Die impulsgesteuerte Wut.
Und dann der Schock.
Das Entsetzten seiner Tat, hang wie ein bestialischer roter Schleier über seinen Ausdruck.
Dieser war, wie bereits an unserem ersten Entgegentreffen im Pub, von einem unnatürlichen Funken erfüllt.
Ich wollte und konnte nicht anders, als es als Zufall oder ein Hirngespinst meiner Gehirnerschütterung deuten.
Der Irre von uns Beiden war doch schließlich er gewesen!
Es wunderte mich allerdings nicht, wenn ich mir zu guter Letzt von diesem Kerl irgendwelche Psychosen einfing.

Diese Zwangspause wurmte mich, obwohl mein frisch begonnenes Studium mich eigentlich vereinnahmen sollte.
Auch wenn das sorgenfreie Lümmeln unter der Bettdecke ganz nett war, schlich sich über den Tag die Langeweile ein, doch mit diesem Druck im Schädel und seinen weiteren Nebenwirkungen, war ich zu rein gar nichts fähig.
Und selbst die Langeweile, war nur zugedröhnt erträglich.
So blieb halt das bisschen Unistoff, mein Hobby, der Haushalt oder auch meine Wenigkeit auf der Strecke.

Das Einzige, und verflucht noch eins, dass ich über die Tage nicht abstellen konnte, waren die Gedanken an Drogo.
Da konnte von mir aus eine stampfend trötende Elefantenherde, gefolgt von einem knatterdem Güterwagon und eine starternde Boeing 737 in meinem Kopf rumoren, doch die Chose in der Mensa ließ ich gefühlt 100 Mal vor meinem geistigen Auge Review passieren.
Ich verfluchte mich  und mein eigenes Einmischen.
Verfluchte aber auch diesen unerträglichen Blondschopf, der überall und nirgendwo und unerträglich nervtötend war.
Bereits am ersten Unitag hatte ich das Gefühl, dass er mich verfolgte.
Alles was er anstellte, war wie eine große Show vor meiner Nase aufgezogen, damit ich ja nicht in die Verlegeneheit kam ihn zu übersehen oder gar zu ignorieren.
Erst recht dann nicht mehr, als er Loan, mit einem Wresling Move zwischen "Hip Toss" und "Irish Whipe", vor meine Füße warf.

Is It Love? Drogo & Colin "Wie Feuer und Eis"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt