Was ein Vogel oder doch ein Stalker?!

15 3 0
                                    

"Mr. Spencer! Es ist mir eine Freue Sie wieder gesundet in meiner Vorlesung begrüßen zu dürfen." Richtete Professor Jones seine ersten Worte, noch vor Beginn der eigentlichen Lesung, an mich, als ich ihm wohl auffallend ins Auge fiel.
Sein aufrichtiges Wohlwollen überraschte mich.
Ich rechnete eigentlich nicht damit, dass ich ihm nach nur 2 Einheiten, die zumal in der ersten Woche des begonnenen Semesters stattfanden, in seiner Erinnerung hängen blieb.
Irritiert und verlegen von so viel Aufmerksamkeit eines Lehrkörpers, druckste ich leidenschaftslos herum.
Mit mehr als nur einen saloppen Wink reagierte ich nicht.
Mir war es recht, dass er nun sein Wort anschließend an die anwesende Studentenschaft richtete, als noch eine Laudatio von mir zu erwarten.

Mit dem gewohnt reservierten aber ansteckenden Elan lief der Professor zum hochmodernen Projektor rüber, dessen Fingerzeig und die Ansprache allerdings noch unmissverständlich an mich gerichtet war. "Sie kommen genau richtig zu einem neuen Themengebiet. Ich möchte heute mit meinem Steckenpferd beginnen." Und versetzte den Saal wie aufs Wort in Dunkelheit und steigender Spannung.
Eine einladende Gelegenheit, der freudigen Aufregung wegen, mit seinem Kommilitonen zu tuscheln zu beginnen.
Wie üblich nicht immer ganz eindeutig ob es sich um die unschuldige Neugier der Studenten handelte oder die Popularität des Dozenten.

Ein Ellenbogen stubste mich sachte an der Seite an, zu dem ich mich drehte.
Es war Haku, der sich verstohlen aber sichtlich amüsiert zu mir beugte. "Professor Jones tut heute sehr auf David Copperfield." Feixte er, dass seine mandelförmige Augen sich zu schalkhaften Schlitze verzogen und mir eine Reihe aus strahlenden Zähnen zuwarf.
"Ich glaube eher wir ein zweiter Channing Tatum." Grätschte Sarah lüsternd dazwischen, die Hakus Kommentar korrigierte. "Zumindest für die weibliche Belegschaft." Und deutete mit einem flinken verstohlenen Finger nur auf die Studentinnen in den vorderen Reihen, denen es anzusehen war, dass ihr Hirn aussetzte.
Dieses Kopfkino erschwerte mir meine ernste Mine aufrechtzuhalten, dass ich an meiner Fassung haltend, meine Arme ineinander verschränkte.
"Na so lange er seinen Slips anbehält und nicht anfängt sich um den Projektor zu räkeln, kann er von mir aus gerne alles sein." Kommentierte ich so trocken wie es nur ging.
Den zuckenden Mundwinkel bekam meine Kommilitonin allerdings von der Seite mit.
Wie ein angeschossenes Reh legte sie sich leidend auf ihren Pult. "Du gönnst uns Frauen aber auch echt keinen Spaß!" Spielte Sarah ihre große Enttäuschung mir vor, worauf ich allerdings belustigt schnaubte.
"Der Gute soll sowas für seine ganz besonderen Privatnachhilfen zurücklegen. Vielleicht kannst du ihn um welche bitten?!" Verzog ich eine freche Augenbraue, die meine Kommilitonin nicht entging.
Sarah antwortete mir darauf nichts.
Auf diese Zweideutigkeit ahnte ich jedoch mit eine putenrote Färbung auf ihren Ausdruck, wenn der Saal nicht so abgedunkelt wäre. 
Viel von ihrem Gesicht sah ich nicht, das sie in ihren verschränkten Armen auf dem Pult versteckte.

Deshalb beließen wir es bei weiteren Scherzen.
Höchstens grinsten wir uns grenzdebil einen ab, wenn die Fantasie eines jeden von uns Dreien wieder kickte.
Denn die Spannung war im Saal hör- und spürbar.
Das allgegenwärtige Surren und Knacksen des Projektors übernahm den obligatorischen Trommelwirbel.
Unter diesem setzte sich aus der einen oder anderen Ecke das entzückte und erwartungsvolle Gequitsche der Frauenzimmer durch, welches mir schon an die Nerven ging.
Der technisch gleisende Lichtstrahl flimmerte hinter dem Dozentenpult wie ein heiliges Omen an der Wand.
Die digital projizierte Überschrift war das Stimmungsbarometer, das so langsam wie die ersten schwungvollen Buchstaben gezogen wurden, mit einer Hysterie begann, jedoch schnell abflaute und für allgemeine Verwirrung und Belustigung unter den Studenten führte.

Mythen und Legenden.
Der Vampirmythos.

Ich konnte die gemischten Kritiken und Skepsis, die durch den Saal raunten verstehen.
Vampirgeschichten waren seit "Twilight" echt lahm und vermeintliche Kassenschlager erwiesen sich als Flops.
Hätte der Professor nicht seine leidenschaftliche Fangemeinde, die alles großartig fand, was er vortragen würde - bestimmt auch eine Vorlesung über die Heinzelmännchen oder Big Foot - kippte in dem Augenblick wohlmöglich die Stimmung.

Is It Love? Drogo & Colin "Wie Feuer und Eis"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt