Ein feuchter Albtraum

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Achtung Disclaimer! FSK 18

Was war das für ein eigenartiges Gefühl?!
Das war mir völlig unbekannt.
Ich fühlte mich wie auf  Wolken gebettet.
So selig und zufrieden.
War es der siebte Himmel?

Offensichtlich, wenn im selben Moment über mir ein mir bekannter Körper, der sich gierig und leidenschaftlich an mir verging, hing.
Diese langgliedrigen Hände, die mich zu packen wussten, konnten nur Colin gehören.
Wer sonst konnte es sein, zwischen dem ich und dem Bett lag?!

Während seine langen Haare über meine Haut spürbar hingen und ihre streichelnden Bahnen zogen, hinterließen seine Lippen darauf brennend feuchte Spuren.
Zwischen unseren ineinander umschlungenen Körpern konnte ich seine anwachsende Geilheit deutlich spüren, die neben meiner in nichts nachstand.
Eine Lust, der ich mir ewig hingeben und erliegen konnte.

Wäre da nicht mein beiläufiges Dämmern, das nach und nach diese obskure Dunkelheit um uns herum wahrnahm, von der Colin aus irgendeinem Grund versuchte, mich mit einer sehr vereinnahmenden und für ihn untypischen Art abzulenken.

Während er es mir wirklich schwer machte, begann mich auf das Drumherum zu konzentrieren.
Erstens dachte ich, dass meine Sinne von der wallenden Hitze zwischen uns so berauscht waren, dass sie mir Streiche spielten.
Aber tatsächlich sah ich in dieser Finsternis nichts als die undurchschaubare tiefste Schwärze.
Selbst die Laken, auf den ich mich gebettet dachte, fühlten sich auf einmal wie feucht klebriger Schlamm an, in dem ich mich mit jeder windenden Bewegung weiter verfing.
Und trotzdem liebte Colin mich, als wäre nichts und wir ganz gewöhnlich in einen Bett.

Mit jeder begierigen, losgelösten Bewegung seiner seits, stieg in Reaktion etwas in mir auf.
Ein ekelhafter Cocktail aus Geilheit und Angst, der in meinem Bauch rumorte und mich unter ihm mehr und mehr versteifen ließ.
Irgendwann begann es sogar wehzutun.

Mir, einen Vampir!

Die Schmerzen, die er mir frenetisch reinjagte, waren über jede mir bekannte Toleranzgrenze.
Natürlich ranzte ich ihn dafür an.
Zumindest versuchte ich es.
Denn meine Kehle war wie zugeschnürt.
Kein einziger Laut brachte ich aus mir heraus.
Nicht mal die Lippen konnten die Worte formen, mit diesen ich ihm anschreien wollte.

Ich bekam es mit der Panik zu tun, in der ich mich kräftetechnisch nicht mehr zurückhielt.
Vom Adrenalin getrieben, packte ich ungehalten nach Colin und warf ihn von mir, doch bereits in der Bewegung bemerkte ich sein unmenschlich schweres Gewicht, von dem ich nicht wegkam.

Es war auf einmal als legten sich nicht nur 2 Hände um meinen Hals, sondern fixierten gleichzeitig auf Arm, Bein Brust und Leiste.
Mit dem verführerischen Verwöhnen war es bald auch vorbei, je weiter ich wie ein gefangenes Tier in seinem Pinn lag.
Wie eine kleine Maus, die schlussendlich ins Gesicht der todbringenden Katze starren musste.
Dabei war es doch Colins malerisch frostiger Ausdruck, in dem ich mich so sehr verliebte und nun fsssungslos und verstört anstarrte.
Eigentlich wirkte es in dem Augenblick nicht viel anders als sonst.
Lakonisch, reserviert und kalt.
Doch rechnete ich nicht im Nächsten mit der gleichen Schwärze, wie die uns umhüllte, wie sie über diese sonst so blassen Augen anlief und mit einer roten Pupille krönend überging.

Auf einmal dachte ich wieder klarer.
Das war er nicht!
Das konnte unmöglich Colin sein!
Er würde sich doch nicht urplötzlich in so etwas verwandeln!
Es war doch ausgeschlossen, dass er ein Werwolf war!

Und doch verzog sich um die sinistren Augen eine monströse Fratze, die sich mit dem finsteren Hintergrund verschmelzte.
Vom ursprünglichen Colin hatte der im Hintergrund eingebettete Körper nicht mehr viel gemein.
Wo fing Gliedmaße an und wo verging die verwirrende Dunkelheit.
Als ihm jedoch diese schwungvollen Hörner und zierenden Schwingen wie aus dem Nichts sprießten, konnte ich meinen Augen nicht mehr trauen.
"Du gehörst mir." Dröhnte es urplötzlich aus diesem Monster heraus, das in mir Ängste weckte, zu den ich mich seit Viktor nicht mehr in der Lage sah.
So wie seine pechunterlaufenden krallenbedetzten Arme mich an der Kehle packten, hatte er mich ohne jede Zweifel im bestialischen Griff.

In diesem atmosphärlosen Raum wehte kein einziges Windchen und trotzdem fühlte sich jede Parzelle meines Körpers an, als geriet sie in einem unausweichlichen Sog.
Anfänglich kaum merklich begonnen, jedoch zunehmend zerrender.
Als riß man nicht nur an meiner Haut, sondern verschlang gleich noch meine Seele hinterher.

In aller wehrhaften Verzweifelung blieb mir nichts anderes übrig, als stumm zu schreien und mich vom teuflischen Abbild Colins vehement abzuwenden.
Ich flehte ihn sogar in meiner Stummheit an mich los-, und freizulassen.
Doch nicht mal meine selten aufkeimenden Tränen besänftige diesen unbarmherzigen Teufel.

Wie naiv von mir geglaubt zu haben, dass mein Winseln und Betteln ihn erreichte.

Das letzte elendige Gefühl, was zurück blieb und mich noch lange in dieser unnatürlichen Schwärze trug, war gefressen zu werden.
Mit Haut, Haar und Seele.
Nicht so, als würde ein Kannibale am Fleisch laben, sondern ein für die Ewigkeit gemachtes Dahinsiechen.
Wie unter körperlicher Vollnarkose, jedoch nur mit nach und nach ruhig gestelltem Willen und somit am eigenen Leib wahrnehmend.

Colin war das Herz dieses Sogs.
So weit wie er den Kiefer verzog und ausrenkte, und eine stürmische Finsternis mich im Zentrum dessen erwartete, sah ich dem Schrecken krampfhaft entgegen.

Ich ahnte mein endgültiges Ableben.
Langsam, grausam und betäubt.
Fast übersah ich im pechschwarzen Strudel einen unerwartet aufkeimenden Lichtfunke, der die unnatürliche Finsternis durchflutete.
Als fielen Macht und Tonnen von Gewicht von meinem Körper, richtete ich mich aufschreiend und ruckartig auf.
Ich brauchte einige Augenblicke bis ich begriff, dass ich aus einem Albtraum erwachte.
Einem sehr real und schrecklich anfühlenden Albtraum, dass ich nach Luft rang und schweißgebadet im Bett saß.

Es war bereits der nächste Morgen.
Die blendende Sonne schien bereits durch die Schlitze des Rollos aufs Bett.
Der Staub war das Einzige, was nur noch im Schein des Lichtes in der Luft schwang.
Völlig fertig mit der Welt vergrub ich mein Gesicht zusammengekauert zwischen meinen Beinen.
Nicht mal im wachen Zustand ließ die Angst von mir ab, die sich von einem plötzlichen Brummen aufschrecken, in den Lacken verhäddern und aus dem Bett fallen ließ.
Als ich panisch über die Bettkante starrte, sah ich Colin, der auf dem Bauch lag und sich in seinem Schlaf gestört, auf dem Bauch wandt.
Ich traute dem Frieden nicht.
Auch nicht dem engelsgleichen und nackten Anblick, der verlockend vor meiner Nase selig schlief.
Dafür waren nicht nur die Bilder verstörend gewesen sondern die Schmerzen und Mächte, die an meinem Körper zerrten.
Das Gewissen quälte mich, doch die Ahungslosigkeit, was für ein Traum das war und dieser bedeutete, ließ mich ganz schnell meine Sachen zusammensuchen, anziehen und das Weite suchen.
Wirklich.
Ich tat es ungern.
Die letzte Nacht war für mich seit langem bedeutsam, in die nur leider zum krönenden Abschluss ein Albtraum in mein Unterbewusstsein kroch, der die Qualität eines verhängnisollen Omens hatte.

Auf der menschenleeren Straße hatte ich es eilig vorwärts zu kommen, dass ich mich zurückhalten musste nicht gleich in vampirische Geschwindigkeit zu überschlagen.
Umso erleichteter war ich, dass Peters SUV noch an der gleichen Stelle stand, wie ich ihn noch vor paar Stunden parkte.
Wie sollte auch das Fahrzeug ohne Schlüssel fortbewegt werden, den ich zuvor einsteckte!?

Es war alles beim Alten.
Sogar Peter lag noch dort in der gleichen Position, wo ich ihn strunzbesoffen zum Ausnüchtern zurückließ.
Erst als ich hastig ins Auto hechtete, mich anschnallte und dass nicht gerade geräuscharm, wachte mein Bruder davon auf.
Unter schmerzhaften stöhnen, richtete er sich wieder auf dem Rücksitz auf.
Genau so wie die Lebenden, hielt er sich seinen brummenden Schädel, fluchte lammentierend, "Ich werde sowas nie wieder machen! Das nächste Mal säufst du alleine!" und wich mit zusammengekniffenden Augen, dem morgendlichen aber nicht weniger stechenden Sonnenlicht aus.
Doch sein Geschimpfe wie ein Rohspatz prallte an mir ab.
Wie ein Zombie sah ich vor mich hin.
Unfähig meine eigenen durcheinander gebrachten Gedanken zu sortieren.
Nur Bedauern legte sich über jeden Gedankengang, die vor Liebeskummer betäubend zeckten.

"Drogo, was ist passiert?!" Hörte ich so oder so ähnlich immer wieder diese Worte von Peter auf mich einreden.
Doch ich reagierte nicht auf sie.
Ich saß wie abgedriftet und neben mir stehend da.
Nur dieses diffuse Trauma ließ meinen Blick auf die Straßen kleben und fast schon mechanisch nachhause fahren.

Is It Love? Drogo & Colin "Wie Feuer und Eis"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt