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Henry sitzt mir gegenüber und sieht mich mit müden Augen an.
„Du glaubst doch nicht wirklich, ich hätte dich mit Kenna betrogen"

Ich sehe auf den Boden. Ich will ihm nicht in die Augen schauen. Ich habe Angst, dass sie ihn verraten könnten und ich dann noch mehr am Boden zerstört bin.
„Nein, mit Kenna nicht", antworte ich leise.
Wir sitzen in unserem Schlafzimmer auf den Stühlen gegenüber.
Henry hat die Tür vom Badezimmer eingetreten, als er bemerkt hat, dass ich da drin bin.
„Aber du denkst mit Lily", sagt er. Jetzt sehe ich ihn an.
„Ja", eiskalt fährt es mir über den Rücken, während ich es ausspreche. Henry schließt verzweifelt seine Augen.
„Und wieso denkst du das?"

Ich verschränke meine Arme.
„Wieso ich das denke?", wiederhole ich spöttisch seine Worte. Ich stehe auf und er sieht zu mir hoch.
„Vielleicht, weil du in sie verliebt warst und sie jetzt wieder unmittelbar in deiner Nähe ist.
Vielleicht, weil du sie bei der Krönung gestern Abend wie versteinert angestarrt hast. Vielleicht, weil du als ich wieder gekommen bin mit ihr alleine über mich geredet hast"

Henry sieht mich ertappt an aber bleibt ruhig. Ich denke letzteres wundert ihn. Ich habe schließlich zugegeben, dass ich die beiden gehört habe. Und wie - außer durch lauschen - soll dass denn bitte möglich sein?
„Es stimmt", fängt er an und mir fällt mein Herz in den Magen.
„Ich war verliebt in sie, das stimmt. Das habe ich dir gesagt. Aber das heißt doch nicht, dass ich es immer noch bin!", er wird lauter.
Mir fließt eine Träne die Wange hinunter und ich verschränke meine Arme. Henry steht auf und stellt sich mit Abstand vor mich. Nun ist er wieder größer.
„Ja natürlich war ich gestern geschockt, als ich sie wieder gesehen habe. Aber nur, weil sie in meinem Schloss ist. Ich hätte niemals hier mit ihr gerechnet, weil sie eigentlich eine Schneiderin ist und keine Hofdame. Sie würde von Francis befördert, doch nicht von mir - niemals hätte ich das getan. Unabhängig davon ob ich jemals in die verliebt war oder nicht", er fährt sich verzweifelt durch seine Haare und blickt sich einmal um.
„Und mit ihr über dich geredet habe ich nur, weil ich sie dafür verurteilt habe, was sie und Kenna dir für einen Schwachsinn eingeredet haben!"

Er kommt mir ein kleines bisschen näher, wird noch lauter. „Denkst du wirklich ich würde eine Schneiderin meiner Frau vorziehen?"

„Was weiß ich was Gefühle mit einem machen können!", rufe ich. Mittlerweile weine ich wieder. „Ich weiß nur", ich zeige auf den Boden. „Dass ich so reagiere, weil ich so für dich fühle wie ich es eben tue", ich wische mir trotzig die Tränen vom Gesicht. „Und wenn du nur ansatzweise so für sie gefühlt hast, wie ich für dich fühle, wärst du wahrscheinlich zu allem in der Lage", ich sehe ihn sauer an. „Denn ich würde alles dafür tun um mit dir den Rest meines Lebens zu verbringen, weil ich dich verdammt nochmal mehr als alles auf der Welt-", ich werde stumm, weil ich Schmerzen in mir habe. Mein ganzer Brustkorb schmerzt höllisch und mein Magen macht Saltos. Ich sehe kaum noch was, so sehr weine ich und ich würde mich am liebsten in mein Bett kauern und für den Rest meines Lebens weinen.

Ich nehme nur gedämpft war, wie Henry mich in seine Arme schließt und dann ins Bett trägt.
Er deckt mich zu und legt sich hinter mich. Umschließt mich mit seinen Armen. Ich weine vor mich hin und er versucht mich zu beruhigen.
Es ist verblüffend. Immer wenn es einem von uns schlecht geht, bleibt der andere für ihn stark.
„Bitte beruhige dich, mein Engel", flüstert er immer wieder gegen meine Haare und küsst meinen Ansatz.
Und irgendwann habe ich mich in den Schlaf geweint.

Ich werde nicht zulassen, dass ich Henry verliere. Nicht wegen Kenna. Nicht wegen Lily.


- der nächste Morgen -

Als ich aufwache - mit den schlimmsten Kopfschmerzen die man haben kann - liegt Henry noch tief schlafend neben mir. Die ganze Wut und Trauer ist weg. Und wenn ich ihn jetzt ansehe, sehe ich nur meinen wunderschönen Ehemann, den ich über alles liebe.
Ich entscheide mich dafür, duschen zu gehen und mich dann in meinem Handtuch gewickelt wieder zu ihm ins Bett zu legen.
Ich kuschle mich an seine Brust und er umarmt mich. Er ist aufgewacht.
„Guten Morgen", sage ich und sehe zu ihm.
Seine grünen Augen sehen noch so verschlafen aus. Er sieht unglaublich süß aus.
„Guten Morgen", haucht er und drückt mir einen sanften Kuss auf die Lippen.
„Tut mir leid wegen gestern", murmle ich und hoffe, einfach ohne weiterhin zu streiten, über alles hinweg zu kommen.
Henry streicht mir eine feuchte Haarsträhne hinter mein Ohr und betrachtet meine vom Weinen geschwollenen Augen.

The royal coupleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt