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Zu beschreiben wie Alina gerade aussieht, ist beinahe unmöglich. Ihr Gesicht ist so bleich, so hätte sie einen Geist gesehen. Und ihre Augen vom weinen so geschwollen, als hätte man kleine Kissen darin versteckt.
Und trotzdem sieht sie für mich wunderschön aus.

„Du hast gesagt du liebst mich", wimmert sie. Ich will nach ihren Händen greifen, doch sie lässt mich nicht sie anfassen. „Alina, das tue ich! Mehr als alles andere!"

Sie schluckt. „Ich war einfach nur unglaublich betrunken! Und es war nur Sex!"
Ich legt meine Hand auf mein Herz. „Das schwöre ich dir!"

„Lass mich bitte allein", verlangt sie. Doch ich schüttle den Kopf. „Nein, Alina. Ich will mit dir reden. Mit dir darüber. Ich kann dich nicht verlieren und ich kann es nicht zulassen, dass du mich wegstößt."

„Wie soll ich dir je wieder vertrauen können, Henry?!", ruft sie und ihr Kopf färbt sich langsam rot. „Wie soll ich jemals ohne falsche Gedanken alleine wohin reisen können, wenn du die erste verfickte Nacht dafür nutzt, eine andere zu bumsen?!"

„Ich weiß es nicht, aber ich werde alles was du willst dafür tun! Nimm mir alles weg, töte jeden, der mir wichtig ist. Aber bitte verzeih mir! Bitte bleib bei mir!"

Sie lacht ironisch auf. „Klar. Ich bringe das ganze Schloss um und danach kannst du mich immer noch lieben"

Ich nicke. „Alina. Da gibt es nichts auf der Welt, was du tun könntest, wofür ich aufhören könnte dich zu lieben!", schwöre ich ihr und sie verschränkt ernst ihre Arme.

„Ich bin hier her gekommen, um dir zu sagen was passiert ist. Weil ich dich liebe. Ich hätte es dir auch verschweigen können und du hättest es niemals erfahren, aber das wollte ich nicht. WEIL ICH DICH LIEBE! Also tu nicht so, als könntest du das so einfach ändern!", brülle ich während ich aufstehe.

„Ach wenn das so ist, dann sollte ich dir vielleicht auch gleich etwas beichten", sagt sie eingeschnappt. Sie ist nicht mehr traurig. Sie ist jetzt böse auf mich.
Überrumpelt sehe ich sie an doch sie fährt gleich dort.

„Ich hab gestern mit Franics geknutscht.", und genau in dem Moment wo sie Francis sagt, zerspringt mein Herz in tausend Teile.

„Was?", kann ich nur enttäuscht von mir geben. Ich weiß gar nicht was ich grade denken soll. „Ja, Henry!", schreit sie mich an.
„Und jetzt sag mir, wie du mich nach dieser Aktion jemals wieder alleine lassen möchtest!"

Sie kommt einige Schritte auf mich zu. „Sag mir, wie du mir jemals wieder vertrauen kannst, mich so lieben kannst wie du es bis jetzt getan hast? Wenn du sagst du kannst es schaffen, dann bin ich eventuell dazu in der Lage auch mit deinem Fehler zu leben. Aber ich weiß, dass du nicht damit leben kannst, dass dein eigener Cousin in deiner Frau etwas ausgelöst hat, sodass sie ihn nicht mal wegdrücken kann, als er sie geküsst hat!"

All mein Leben zertrümmert gerade in meinem Kopf. All meine Erinnerungen und an alles was ich jemals von Loyalität geglaubt habe. Es gibt keine Loyalität im Leben. Das habe ich jetzt gelernt.

„Liebst du ihn?", frage ich sie leise. Sofort ändert sich ihre Stimmung und sie wischt sich noch die letzten aggressiven Tränen von den Wangen. „Nein, ich liebe dich. Nur dich. Dass weiß ich jetzt noch mehr als davor.", verspricht sie und ich nicke nur leicht, während ich auf den Perserteppich sehe, auf dem ich steh.

Wenn sie ihn nicht liebt, dann kann ich ihr verzeihen. Aber eigentlich geht es noch gar nicht darum ob ich ihr verzeihe. Sie muss ja erstmal mir verzeihen und dann sehen wir weiter.

„Überleg dir, was du willst, damit du bei mir bleibst, Alina.", sage ich und gehe in Richtung der Tür. Ich nehme die Klinke in die Hand und drehe mich dann nochmal zu ihr. „Ich liebe dich mehr als mein Leben. Ohne dich kann ich nicht leben. Also bitte überleg dir eine Forderung.", damit verlasse ich ihr Zimmer und stehe wieder im Gang.
Dann begebe ich mich auf die Suche nach Francis.

Diesen finde ich auch ziemlich schnell. Er sitzt in dem Salon, indem ich das erste Mal so richtig mit Alina geredet habe.
Er liest die Zeitung und bemerkt mich erst, als ich die Tür zufallen lasse. Er versucht sein Gewissen mir gegenüber zu verstecken, doch kann es nicht.

„Henry", begrüßt er mich und versucht so normal wie möglich zu klingen. Ich setze mich neben ihm auf die Couch und nehme ihm die Zeitung aus der Hand.

„Ich hab gehört, du hast meine Frau geküsst", rücke ich gleich mit der Sprache heraus und sofort verändert sich Francis Blick zu entsetzt.
Bevor er antwortet, rede ich aber weiter. „Ich dachte, dass du der einzige Mensch auf der Welt bist, dem ich wirklich vertrauen kann."

Er traut sich nichts zu sagen. „Seit wann begehrst du sie?", frage ich ruhig.

Er sieht kurz schuldbewusst zu Boden, dann wieder zu mir. „So richtig klar ist es mir erst geworden, als ich sie vor Gordon vögeln musste.", antwortet er ehrlich und ich versuche Verständnis dafür zu zeigen, dass einem so eine Situation schon den Kopf verdrehen kann. Aber dennoch. Es ist meine Frau.
Und deshalb gebe ich ihm nur mit einer schnellen Bewegung eine harte Kopfnuss und stehe dann ohne weitere Antwort auf und verlasse mit Francis schmerzerfülltem Stöhnen im Hintergrund, den Salon.

The royal coupleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt