Taehyuung

Erschöpft legte ich meinen Kopf auf meinem, mit Ordern zugebauten, Schreibtisch ab. In 10 Minuten müsste ich los zur Arbeit. Zurück an den Ort, an den ich am liebsten nie wieder zurück möchte. Es war grässlich da. Ich hatte keine Freunde, nichtmal Arbeitskollegen die ich sonderlich mochte, was wohl auf Gegenseitigkeit beruht. Ich wurde dort regelrecht ausgebeutet, was daran lag, dass ich mich nicht zur Wehr setzen konnte.

Mein Chef gab mir so viel Arbeit, dass ich sie regelmäßig zuhause bearbeiten musste, um sie ansatzweise fertig zu bekommen. Teilweise sieht es dann so aus wie heute. Ich arbeite die Nacht durch, um irgendwie hinterher zu kommen. Das Resultat daraus? Kein Schlaf, Übermüdung und Selbstzweifel. Und als wäre das nicht schon genug habe ich auch noch den schlimmsten Chef der Welt. Meinen Vater.

Ja richtig gehört. Mein Vater gibt mir so viel Arbeit, sodass ich mein Leben nicht mehr auf die Reihe bekomme. Wegen ihm ging meine langjährige Beziehung zu Ende, da ich keine Zeit mehr hatte. Warum mein Vater mir das antut? Ich war schwul und er hasste Homosexuelle Menschen. Er hatte gesehen wie mein Freund aus dem Haus verschwand bevor er von der Arbeit wieder kam. Beziehungsweise kam er früher nach Hause als sonst und hat gesehen, wie wir uns zum Abschied geküsst haben. Das war es dann mit meinem Privatleben. Er gab mir so viel Arbeit, mit der Begründung, dass ich ja jetzt keine Zeit mehr dafür hätte meinen Schandtaten nachzugehen. Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden, aber schmerzen tut es dennoch.

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Angespannt lief ich durch die weißen Gänge der Firma meines Vaters. Blicke. Von überall kamen Blicke. Bemitleidene weniger als verachtende. Sie hassten mich, weil sie dachten, dass mein Vater mich bevorzugen würde. Sie wussten nicht wie schlimm es war ein Teil dieser Familie zu sein. Man musste perfekt funktionieren und tat man das nicht wurde man von allen so behandelt wie ich. Meine Mutter bestrafte mich mit Ignoranz und sah dabei zu wie ich von meinem Vater und von meinem Bruder fertig gemacht wurde.

Ja ich habe einen Bruder. Er ist 5 Jahre älter als ich und berühmt. In meiner Schulzeit hatte ich viele Beziehungen mit Mädchen, die nur mit mir zusammen waren um sich an meinen Bruder ran zu machen. Nach seiner Schule wurde er von einem Filmproduzenten auf der Straße entdeckt und nur wenige Monate später hatte er schon die erste Hauptrolle in einem K-Drama. Er war der vorzeige Sohn. Der den man den Gästen gerne vorstellte. Auch wenn mein Vater damals etwas enttäuscht war, dass er wohl niemals diese Firma übernehmen würde, aber nachdem man ihm zusagte, dass mein Bruder in der Branche viel Ergfolg haben wird, war er stolz auf ihn.

Mit einem tiefen Seufzen ließ ich mich auf meinen unbequemen Schreibtischstuhl fallen und ordnete meine Sachen um die neuen Ordner zu bearbeiten und hoffentlich auch pünktlich abzugeben, um einer erneuten Erniedrigung meines Vaters aus dem Weg zu gehen. Nach gut 2 Stunden stand plötzlich mein Vater vor meinem Schreibtisch und sah mich missbilligend an. Oh nein.

„Kim Taehyung. In mein Büro. Jetzt!" verwundert was mein Vater jetzt von mir will erhob ich mich von meinem Stuhl und ging an meinem Vater vorbei in sein Büro. Hinter mir schloss er die Tür und ging um den Schreibtisch herum, vor dem ich Platz genommen hatte. Mit ernster Miene musterte er mich ehe er zu den zwei Ordnern griff, die ich ihm vorhin im Tausch gegen 3 neue hereingereicht hatte. „Willst du mir erklären was das hier sein soll?" Diese Worte Sprach er mit solch einer Schärfe, dass es mir kalt den Rücken runter lief.

„Die ausgearbeiteten Ordner von gestern,Sir" verächtlich lachend öffnete er einen der Ordner und schmiss ihm regelrecht vor mir auf den Tisch. „Ausgearbeitet nennst du das? Ausgearbeitet? Das würde sogar ein Kind in der Vorschule besser hinbekommen als du. War gestern wieder eine der grässlichen Schwuchteln bei dir, oder warum kannst du das nicht ordentlich machen? Hat er dir deine restlichen Gehirnzellen rausgevögelt, sodass du nicht mal mehr die einfachste Rechtschreibung auf die Reihe bekommst?"

Mit Mühe versuchte ich meine Tränen zurückzuhaltten. Es ist einfach unfair. ich kann doch nichts dafür, dass ich eben auf das gleiche Geschlecht stand. „Es war gestern keiner bei mir. Ich...ich bin einfach überarbeitet und unendlich müde und..." „Gibst du mir jetzt die Schuld dafür? Gebe ich dir etwa zu viel Arbeit? Ist dein Gehirn nicht fähig genug? Du bist eine Schande für diese Familie Taehyung. Nicht nur dass du schwul sein musst. Nein du bist auch noch dumm. Hörst du mich? Ein Wunder, dass du überhaupt lebensfähig bist."

Ungläubig schüttelte er den Kopf und stand auf, um sich mit seinen Armen auf dem Tisch abzustützen und sich mir entgegen zu lehnen. „Ich stelle dich jetzt vor die Wahl. Entweder du strengst dich jetzt mal zur Abwechslung ein wenig an, oder du kannst jetzt deine Sachen packen und kündigen. Allerdings, wenn du dich für letzteres entscheidest brauchst du auch nicht mehr zu Hause aufzutauchen"

Die Ansprache meines Vaters wurde durch das Öffnen der Bürotür uterbrochen. Egal wer jetzt hier rein kommen würde, hatte meinen tiefsten Dank, denn länger hätte ich meine Tränen nicht zurückhalten können. „Mister Kim?" Im Türrahmen stand ein Mann mit schwarzem gut sitzendem Anzug. „Richtig. Und sie sind wer, dass sie es wagen ohne anzuklopfen in mein Büro stürmen?" unwohl saß ich auf meinem Stuhl und sah zwischen meinem Vater und dem unbekannten Mann mit den Grübchen hin und her.

„Kim Namjoon, Sir. Wir hatten ein Treffen vereinbart und da ich bereits seit mehrern Minuten warten musste, habe ich mir die Freiheit genommen einfach mal herein zu kommen." Das war nicht schlau gewesen einfach hier herein zu kommen. Wenn mein Vater eins hasste, dann Missverhalten und dazu gehöre vorallem seine Privatsphäre zu stören.

„Ach sie sind es. Kommen sie herein. Verschwinde Taehyung und überleg dir gut wie du dich entscheidest." Mit einem leichten Nicken stand ich auf und steuerte auf die Tür zu, aber nicht ohne mir das Gesicht meines Retters noch einmal genauuer anzusehen. Dankbar lächelnd ging ich an dem Mann vorbei und setzte mich an meinen Schreibtisch. Das war ja gerade noch mal gut gegangen.

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Wenn du nur wüsstest Taehyungie...

~El💜

stockholm syndrome k.th.x.j.jk. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt