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Jungkook

Laut ächzend traf meine Hand auf das Leder des Boxsackes. Meine Fingerknöchel schmerzten, doch es war nichts im Vergleich zu dem Schmerz den die Ungewissheit, wie es jetzt weiter gehen soll, in mir verursachte.
Vollkommen kraftlos ließ ich mich auf der Bank des Fitnessraumes in diesem Haus fallen und vergrub meinen Kopf in meinen Händen.
Hätte ich dies alles verhindern können? Hätte ich wissen können, dass Taehyung schwul ist? Gab es dafür irgendwelche Indizien? Was hatten wir übersehen?

Mit einem lauten Schrei schlug ich meinen Kopf hinter mir an die Wand. So viele Fragen auf die ich keine Antwort bekommen würde und selbst wenn würde es all meine Taten nicht rückgängig machen.
Ich hatte einen unschuldigen Jungen verletzt um seinem Bruder zu schaden. Doch letztendlich habe ich nur ihm selbst geschadet.
Auch wenn ich Menschen umbrachte, hatte es einen Grund. Sie hatten sich etwas zu schulden kommen lassen und waren deswegen gestorben.
Doch Taehyung war unschuldig, ihn würde ich nicht einfach so töten können. Trotzdem blieb dadurch die Frage, was nun mit ihm geschehen sollte.

An sich war Jins Idee nicht schlecht, jedoch hatte ich bedenken über sein Verhalten, wenn er alleine sein würde. Würde er einen Hinterhalt planen? Würde er sich selbst etwas antun, um diesem Wahnsinn zu entkommen? Würde es ihm überhaupt etwas bringen sich hier frei bewegen zu können?
Ohne es wirklich bemerkt zu haben stand ich vor Taehyungs Tür. Sollte ich wirklich hinein gehen? Was sollte ich ihm sagen? Wie würde er sich mir gegenüber verhalten? Doch früher oder später würde ich mit ihm reden müssen, ihm sagen, warum all das passierte und inwiefern er da mit drin hing.

Ohne noch viel darüber nachzudenken steckte ich den Schlüssel ins Loch und schloss die Tür auf. Der Lichtspalt, den die Tür frei gab, erhellte die Bettseite, auf der Taehyung lag.
Mit leisen Schritten ging ich weiter in den Raum hinein und setzte mich vorsichtig auf die Bettkante.
Jin hatte Recht gehabt. Ich konnte deutlich die Tränenspuren auf seinen Wangen erkennen. Seine Augen sahen selbst im geschlossenen Zustand unglaublich geschwollen aus und lösten ein beklemmendes Gefühl in meiner Magengegend aus. Hatte er wirklich so viel geweint? Hatte er wegen mir so viel weinen müssen?
Automatisch legte sich meine Hand an seine Wange, um ihm die noch übrigen Tränenspuren aus dem Gesicht zu wischen. Er sollte nicht so leiden müssen, nicht wegen mir.

Versunken in meine Gedanken wanderte meine Hand zu seiner Stirn um ihm die Strähnen aus dieser zu streichen und mir somit einen noch ausgiebigeren Überblick über sein hübsches Gesicht zu verschaffen, denn das war er. Er war hübsch, jeder der dies bestritt ist entweder blind, oder hat keine Ahnung.
Der weiche Übergang von seinem Stirn- zu seinem Nasenbein, die Wangenknochen, die dem restlichen Gesicht eine sanfte Tiefe gaben und ihn daher so filigran, fast schon zerbrechlich wirken ließen wurden von den doch recht markanten Kieferknochen perfekt aufgefangen. Doch am schönsten waren die braunen Augen, die mich gerade vorsichtig musterte und mich doch schneller in die Realität zurück holten, als ich gedacht hatte.

Keiner von uns sagte etwas. Es war still. Doch es war nicht unangenehm. Seine Augen sprachen Bände. Ich konnte aus ihnen deutlich die Trauer und den Schmerz lesen, doch auch das zufriedene Funkeln in seine Augen, blieb mir nicht verborgen.
Vorsichtig glitt seine Hand zu meiner die auf seinem Haupthaare lag, um diese in seine zu nehmen um sie anschließend mit seinen zu umfassen.
„Wieso bist du gegangen?" hauchte er plötzlich vorsichtig und direkt nach seinen Worten konnte ich das glitzern auf seiner Wasserlinie erkennen. Doch was sollte ich nun antworten? Dass ich verwirrt war? Dass ich Angst vor meiner eigenen Reaktion auf sein Aufwachen hatte?

„Du blutest!" fuhr er plötzlich hoch und begutachtete meine Fingerknöchel, die an manchen Stellen tatsächlich aufgeplatzt waren. „Muss beim Sport passiert sein." erwiderte ich verwirrt von seinem Gemütsumschwung und wollte ihm gerade meine Hand entziehen, als er mir zuvor kam.
„Lässt du sie mich verbinden?" flüsterte er leise während er sanft über meinen Handrücken strich.
Gerade wollte ich ihm widersprechen als sich sein Blick hob und genau auf meinen traf. Dazu hauchte er ein leises bitte?, wodurch er es mir nahezu unmöglich machte ihn abzuweisen.
Leise aufseufzend erhob ich mich und umschloss die eine Hand des jüngeren, um ihn mit einem leisen einverstanden aus dem Bett zu helfen und mit ihm das Zimmer zu verlassen.

Wie ein kleiner Hund dackelte er mir die Treppen nach oben hinterher und machte erst halt, als wir in dem „Badezimmer" meiner Etage angekommen waren.
Dort ließ ich seine Hand los und drehte mich zu den Badezimmerschränken, um die kleine Notfalltasche heraus zu kramen. Auch wenn es sicherlich nicht nötig gewesen wäre meine kleinen Wunden zu verarzten, wollte ich ihm den Spaß nicht nehmen.
Doch als ich mich umdrehte, stand er nicht mehr dort, wo er stehen geblieben war. Stattdessen stand er vor meinem Panoramafenster und blickte stumm nach draußen, auf die Lichter der großen Stadt, die trotz ihrer Entfernung den dunklen Raum erhellten.

Mit einem sanften Lächeln ging ich zu ihm und stellte mich stumm neben ihn.
„Ist das da hinten-?" „Seoul? Ja das ist es. Klein von so weit weg, nicht wahr? Wenn man sich in Seoul befindet, hat man das Gefühl man wird von all den hohen Firmengebäude verschlungen. Doch, wenn man sie sich von weiter weg ansieht, ist sie genau so klein wie jede andere Stadt auch."
Im Augenwinkel sah ich, wie Taehyung seinen Kopf senkte. „Vermisst du es?" Verwirrt drehte er sein Gesicht zu mir „Was meinst du?"
„Dein altes Leben? Deine Familie? Deine Freunde?"
Während meines Redens drehte ich ebenfalls meinen Kopf in seine Richtung und konnte sein trauriges Gesicht sehen.

„Ich weiß es nicht." murmelte er und ließ seinen Blick wieder aus dem Fenster schweifen.
Ohne weiter nach zu fragen wand auch ich meinen Blick wieder aus dem Fenster und auf die bunten Lichter der Stadt, die ein Stück vor dem Horizont leuchteten, bis mir der eigentlich Grund wieder einfiel wieso Taehyung eigentlich hier oben war.
„Wolltest du nicht eigentlich meine Wunden verarzten?" fragte ich ihm zugewandt, weswegen er ebenfalls zu mir blickte, nach meiner Hand griff und mich hinter sich herziehend zum Rand der Badewanne brachte, auf dem ich mich nieder ließ.
Er selbst ging zu dem Lichtschalter und betätigte diesen, wodurch das Zimmer in ein angenehm warmes gelbliches Licht getaucht wurde.
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Das Ende des Verbands mit einem Klebestreifen befestigend, ließ Taehyung meine zweite, nun verbundene Hand, auf meinen Schoß sinken, um sich nun dem Aufräumen der Notfalltasche zu zu wenden.
Ich beobachtete ihn dabei vorsichtig. Warum tat er dies? Warum half er mir?
Meinen Blick auf ihm bemerkend sah er eingeschüchtert durch den Spiegel in meine Augen. Und da war sie wieder. Diese Spannung die in jedem Augenkontakt entstand, den wir seit der Nacht, in der ich bei ihm geblieben war, hatten.
„Ich gehe jetzt wieder runter." sagte er im Umdrehen und schien auf eine Reaktion meinerseits zu hoffen.
Doch ich nickte nur und wollte gerade aufstehen, als er nur abwinkte und mich in meinem Handeln stoppte.

„Ich versuche schon nicht abzuhauen. Ich ziehe die Zimmertür unten auch hinter mir zu, versprochen. Du hattest sie doch offen stehen gelassen, oder?" Verwirrt nickte ich, sodass er sich leicht lächelnd in Richtung Treppe drehte und diese gerade hinunter gehen wollte, als ich ihn stoppte.
„Taehyung?" Sein Kopf schnellte nach oben und sah mich abwartend an.

„Danke"

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Wenigstens etwas~

~El💜

stockholm syndrome k.th.x.j.jk. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt