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Jungkook

Gedankenverloren sah ich auf den schlafenden Jungen neben mir. Er sah seinem Bruder nicht wirklich ähnlich, jedoch reichte es mir ihn leiden zu sehen, in dem Wissen, dass es seinem Bruder schaden würde.
Doch um so mehr ich diesem Gedanken folgte, desto mehr hinterfragte ich mein Handeln gestern Abend.

Flashback

Mit dem schwachen Jungen auf meinem Arm ging ich die Treppe in den Keller hinab, hin zu der Tür seines neuen Zimmers. Ich hatte mich entschlossen ihn erneut in das „bessere" Zimmer zu bringen, da er doch sehr schwach war und ich Sorge hatte dass er in dem anderen Raum umkommen und mir nicht mehr von Nutzen sein würde. Mit einer Hand hielt ich den Jungen auf meinem Arm, was etwas schwieriger war als gedacht, da er sich in meinen Armen mehr als nur hängen gelassen hatte, als ich die Tür aufschließen wollte, mich aber leicht zurück lehnte um Taehyung nicht von meinem Arm fallen zu lassen. Hinter mir trat ich die Tür mit einem Tritt zu und schaltete das Licht an.

Mit wenigen Schritten stand ich vor dem großen Bett und lehnte mich leicht über dieses um Taehyung auf diesem abzulegen. Doch entgegen meiner Erwartungen krallte sich der Zwerg mit einer vollkommen unerwartet Kraft an mich und machte es mir somit nahezu unmöglich ihn ohne Gewalt auf das Bett nieder zu lassen.
„Taehyung. Lass los." doch von ihm kam nur ein energisches Kopfschütteln. „Taehyung lass mich jetzt los oder ich bring dich dazu! Ich kann dich auch wieder in den Raum zurück bringen und wir machen was nettes mit dir."

Vorsichtig löste sich Taehyungs Kopf aus meiner Halsbeuge und zwei verweinte, dunkel unterlaufende Augen blickten mir entgegen. „Bitte nicht. Lass mich nicht alleine Jungkook, bitte. Ich will nicht alleine sein." irritiert starte ich ihn an. Er will dass ich da bleibe? Nach all dem was ich ihm an Schmerzen zugefügt habe? Ein komisches Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus.
„Lass mich jetzt los, dann passiert dir auch nichts."
„Bleibst du dann bei mir?"
Nur ganz leise kamen die Worte über seine Lippen. Ich konnte es mir nicht erklären. Warum verhielt er sich so?

Nicht wirklich drüber nachdenkend nickte ich, sodass er wirklich seinen Klammergriff löste und sich von mir ins Bett legen ließ. Seinen Blick konstant auf mir haltend. Bedacht zog ich die Decke über seinen vor Kälte zitternden Körper, um anschließend um das Bett herum zu gehen und mich auf die andere Seite des Bettes zu legen.
„Ich warte bis du eingeschlafen bist. Also Versuch es jetzt auch. Morgen bringe ich dir etwas zu essen."
Unruhig huschten seine Augen über mein Gesicht, was mich zunehmend immer wütender machte. Er sollte jetzt schlafen. Auch für mich war es ein langer und anstrengender Tag gewesen und auch ich würde gerne langsam schlafen gehen.

„Bist du müde Jungkook?" Verwirrt blieb mein Blick auf den Augen des jüngeren hängen. Warum interessierte ihn das? Laut ausatmend entspannte ich meine Gesichtszüge.
„Ja Taehyung das bin ich. Deswegen würde ich es wirklich begrüßen, wenn du jetzt einschlafen würdest, sodass ich au-" „Schläfst du bei mir?"
Hatte er jetzt vollkommen seinen Verstand verloren? Er glaubt doch nicht im Ernst, dass ich hier schlafen würde. Wenn ich schlafe, könnte er was weiß ich mit mir anstellen.

Doch anscheinend schien er mein Schweigen falsch zu deuten, da sich ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht abbildete. „Danke Jungkook." „Nein Taehyung. Du schläfst jetzt, oder ich gehe direkt und lasse dich alleine." Nach meinen Worten fiel sein Lächeln und wie auf Knopfdruck stiegen ihm die Tränen in die Augen. Seine Hand tastete nach meinem Arm und krallte sich fest in diesen, bevor er zu sprechen anfing, was jedoch eher einem Jammern und Wimmern glich.
„Du darfst mich nicht alleine lassen. Nicht du auch noch. Du darfst TaeTae nicht alleine lassen. TaeTae war zu lange alleine, war nicht bei Jungkook. Mhm er war alleine. So lang-"

Vollkommen verwirrt über die Art und Weise wie er nun einem 3-jährigen Kind glich, sogar von sich in der 3. Person sprach, musterte ich ihn. Doch schien er sich in keinster Weise zu beruhigen. Sein Atmen wurde schneller und unregelmäßiger.
Ohne darüber nachzudenken setzte ich mich auf und zog den mittlerweile zitternden Jungen auf meinen Schoß, um ihn in meine Arme zu schließen und mich leicht hin und her zu bewegen um ihn zu beruhigen.
Automatisch schlangen sich seine Arm um meinen Körper und drückten den zitternden Körper an mich.

„Bitte bleib bei mir." schon oft an diesem Abend kamen diese Worte aus seinem Mund und ließen mich schließlich nachgeben. „Ich bleibe Taehyung. Versuch aber nichts dummes, verstanden?"
Das leichte Nicken in meiner Halsbeuge und das gehauchte „werde ich nicht."brachte mich dazu mich leicht nach hinten sinken zu lassen, wodurch ich mit dem Jungen auf mir letztendlich nach kurzer Zeit einschlief.

Flashback Ende

Was mich dazu gebracht hatte so zu handeln wusste ich nicht. Es könnte die Übermüdung oder die Einsicht, dass diese Situation nicht glücklich enden würde, wäre ich gegangen, gewesen sein.
Jedoch war mir bewusst, dass der Abend gestern etwas mit mir gemacht hatte. Seit ich aufgewacht war starrte ich den noch schlafenden Jungen an und je länger ich dies tat, desto mehr wurde mir bewusst, dass dieser Junge nichts von dem hier verdient hatte. Er konnte nichts für das was mir sein Bruder zugefügt hat.
Doch ich hatte keine andere Wahl. Ich musste ihm wehtun um seinen Bruder zu verletzen, ihm zu zeigen, dass nur er Schuld an dem Leid anderer hat.

Oder etwa nicht? Konnte ich meine Wut auch anders an ihm auslassen?
Plötzlich schlug Taehyung seine Augen auf und sah mich an. Den intensiven Blickkontakt nicht abbrechend hob ich meine Hand und strich ihm die weichen Strähnen aus dem Gesicht. Wie hypnotisiert sah ich ihn an und erst jetzt fiel mir auf wie hübsch, wie fragil und zerbrechlich er eigentlich war. Er hatte nichts hiervon verdient. Rein garnichts. Doch was sollte ich mit ihm machen. Ihn einfach laufen lassen ging nicht. Er würde mich, uns, verraten. Doch was jetzt.

„Jungkook?" Taehyung sanfte Stimme riss mich aus meiner Starre. Was tat ich hier nur?
Schnell richtete ich mich auf, stieg aus dem Bett und ging zur Tür um diese kurze Zeit später hinter mir zuzuziehen, Taehyungs Versuche mich anzusprechen ignorierend.
Ich konnte das nicht mehr. Ich muss mit Namjoon reden.

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Whats happening?

~El💜

stockholm syndrome k.th.x.j.jk. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt