38. Mission thirty-seven

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„Hast du eine Minute?", ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihm wohl ernst genug entgegen, das sein entspanntes Lächeln zu einer harten Miene wurde und er mit einem Funken von Irritation nickte. Der Gott trat zur Seite und deutete mir mit einer einladenden Handbewegung ihm zu folgen was ich auch tat.

„Womit kann ich helfen, Lady Lived?", fing der Blonde schließlich an, während er an mein Tempo angepasst neben mir her schlenderte und mich in die Richtung der persönlichen Apartements der Avenger führte. Es sollte mich nicht überraschen das Thor als Mitglied der Avenger ebenfalls ein eigenes Apartment hatte und doch tat es das.
„Ich entschuldige mich wenn ich ein empfindliches Thema bediene, aber was versteht ihr unter Schicksal?", leitete ich in das Thema ein und beschloss mir ersteinmal eine Definition des Begriffs zu holen, der in meine Welt geschmissen wurde. Schicksal konnte vieles meinen, ich hätte es googeln können, doch irgendwas sagte mir das die Götter diese Begriffe anders gebrauchten.
„Schicksal?", Thor drehte den Kopf zu mir und schien mich zu studieren, ehe er seufzte und mir den Vortritt ließ in den Wohnraum des Apartments zu gehen, was anders als der Rest des Komplexes nicht mit mordernen und stylischer Möbeln eingerichtet war, sondern mit dunklen Holz Schnitzereien, die älter aussahen als alles was ich kannte.
„Danke", ich nickte und nahm seine Geste dankbar an, ehe er anfing die nordischen Runen zu Mustern, die ich überall sehen konnte.
„Die Nornir in der Edda.", dunkel hallten die Schritte des Gottes wieder als er ebenfalls in den Raum trat, und die Axt mit einem dumpfen Laut auf den Tisch legte, „Sie weben den Verlauf des Schicksals. Urd, Verdandi und Skuld, die Schicksalsfrauen. Sie spinnen bei der Geburt eines Wesens einen Faden, der bereits tief in das Netz des Lebens eingewoben wird und dem gefolgt werden muss,"
„Kann es verändert werden?", hackte ich nach und konnte beobachten wie Thor die Stirn kraus zog und die Arme verschränkte.
„Nein", kam die entschlossene Antwort, „Niemand ist mächtig genug um zu verhindern was sie einem zugesponnen"
„Rein theoretisch, ist es möglich?", presste ich für eine Erklärung was Loki gemeint hatte, als er sagte nur er könnte verändern was sich anscheinend nicht verändern ließ.
„Ich kriege langsam das Gefühl dieses Gespräch entsteht nicht allein aus deiner plötzlichen Interesse für nordische Mythologie."
„Möglich", gab ich zu und verschränkte ebenfalls die Arme, „Was ist wenn man den Faden der einem nicht gefällt neu spinnt?"
„Dann werden alle anderen Fäden mit denen er verwoben ist zusammen fallen. Wie viele Leben ist dir das Eine wert?"
„Es würde Tausenden Menschen das Leben kosten?"
Thor nickte, „Das Netz würde aus dem Gleichgewicht kommen und die verbleibenden Fäden reißen oder sich völlig aus der Bahn heraus verbiegen. Es würde hunderttausend Menschen betreffen"
Wusste Loki davon? Wusste er das was auch immer er versuchte um mein Leben zu retten, es andere Menschen's Leben kosten würde? War er bereit diesen Preis zu zahlen, bereit so viele Leben zu opfern für jemanden wie mich, der schon weit über seine Zeit hinaus gelebt hat. In mir kam das ungute Gefühl auf das der schwarzhaarige Gott die Bevölkerung eines ganzen Landes für mich geopfert hätte.
„Könnte ein Gott es verändern?", ich sah aus dem Fenster und traute mich nicht zu fragen was Loki mit mir gemacht hatte, was die Grünen Schwaben zu bedeuten hatten, die nun lautlos in meiner Brust lagen und sich nicht mehr bemerkbar gemacht hatten. Ich wollte nicht das Loki Probleme bekam, wollte nicht das Bucky von dem unfreiwilligen Kuss erfuhr, ich wollte im Großen und Ganzen nur wissen womit ich es zu tun hatte.

Thor seufzte tief, „Ich glaube wir beide haben genug miterlebt um sagen zu können, das es immer einen Weg gibt."
„Aber der Weg würde gegen die Gesetzte des Universums verstoßen", ergänzte ich was Thor abermals den Kopf schütteln ließ. Seine Augen trugen Sehnsucht in sich, Traurigkeit und fast schon einsame Erkenntnis, „Der Weg würde nicht gegen die Gesetzte des Universums verstoßen, sondern gegen die Gesetzte der Menschlichkeit. Für ein Gott sind die Leben die verwirken bedeutungslos."
„Ein Gott würde also für eine Person die Welt niederbrennen?"
„Das und vieles mehr", gab Thor zu und gesellte sich zu mir an die Fensterfront, um ebenfalls auf die Wiese zu starren, die von der Sonne in ein helles und vor leben protzendes grün getaucht wurde.
„Götter sind egoistisch, Lady Lived. Sie sind der Ursprung für vieles Leid hier auf der Erde"
„Sprichst du von Göttern oder von denen die sich für solche halten?"
Thor drehte den Kopf, wobei er die Hände hinterm Rücken verschränkte und musterte mein Profil, was mich ebenfalls dazu verleitete ihm den Kopf zuzuwenden.
„Beides vermutlich", gab er nach einer kleinen Stille zu, „Kennst du dein Schicksal?"

Ich legte den Kopf schief und konnte nicht anders als humorlos zu lachen, „Man muss kein Genie sein um mein Schicksal zu kennen. Meine Straße ist dunkel und einsam und voller Blut, am Ende wird kein Regenbogen auf mich warten."
„Dann bist es nicht du, die versucht dein Schicksal zu verändern, du fragst für jemand anderen"
Das war eine Feststellung der ich nichts entgegenzusetzen wagte und ließ mich tief ein und ausatmen. Nein, Loki wollte mein Schicksal ändern, Bucky würde es vermutlich wollen, Peter, Steve vielleicht. Es wirkte als wäre ich die einzige der das Ende, welches dieses Abenteuer nehmen würde, nicht fürchtete.
"Wirf ein Auge auf die Nornir", riet ich ihm schließlich und wandte mich ihm mit dem Körper zu, was er mit einem Nicken zur Kenntnis nahm.
"Danke für das Gespräch Thor", ich deutete eine Verbeugung an, was er mir gleich tat und machte mich daran das Apartment zu verlassen, blieb jedoch in meiner Bewegung stehen. Das war meine Chance Loki zu sprechen, Thor war mein Tor zu Destalion, wo sich der schwarzhaarige Gott höchstwahrscheinlich aufhalten musste.

"Thor?", ich wandte mich um und rannte schon fast zu ihm zurück, "Es tut mir leid diese Bitte stellen zu müssen, aber ich muss dich bitten mich nach Destalion zu schicken"
Ich konnte Überraschung in seinem Blick sehen, dann wie er mich skeptisch musterte und schließlich das Glitzern von Erkenntnis.
"Ahh", er lachte und sah auf seine Füße, "Es hätte mir gleich einleuchten müssen. Mein Bruder war nie jemand der wusste wann es genug war. Entschuldigung, dürfte ich?"

Ungewollt zuckte ich zusammen als er eine große Hand ausstreckte und mir auf die Stirn legte. Gänsehaut fraß sich meinen Rücken runter, während die blauen Augen des Blonden anfingen hell zu glühen und ich spürte wie das summende Etwas was Loki mir eingepflanzt hatte fast schon feindselig zu zischen schien. Es schien sich aus Thor's Blickfeld schlängeln zu wollen und ließ mich das Gesicht verziehen, als mir mit einem Mal unglaublich übel wurde.
Ich kniff die Augen zusammen und stöhnte vor Schmerz wobei ich blind eine Hand nach Thor ausstreckte und den Stoff seines Gewands fand in dem ich mich festkrallte. Auch Thors zweite Hand die mich sanft am Ellenbogen zu stützen versuchte linderte die Übelkeit die seine andere verursachte nicht.

Meine Beine zitterten und als ich unter der Hand auf meiner Stirn hervor blinzelte konnte ich erneut die Grünen Schwaben sehen, die sich um Thor's Hand wickelten und den Gott die Miene verziehen ließen.
Die Welt schien zu vibrieren und zu beben und ich wusste das ich mir die stärker werdenden Schwingungen, die drohten mich in die Knie zu zwingen nicht allein aus meiner Einbildung entstanden, als der mächtige Holztisch mit einem Funken grüner Magie durch die Glasscheibe flog, die Küche und Wohnraum trennte. Thor's Berührung schien eine Allergische Reaktion auszulösen, schien als würde sie von meinem Körper abgestoßen werden und beschwerte mir höllische Kopfschmerzen, die nicht besser wurden als mit einem ohrenbetäubenden Krachen auch die Holzstühle zum Tisch hinter her flogen und die übrigen Möbel zerstörte.
"Thor..." wisperte ich und drückte nun gegen ihn, versuchte mich von ihm und den blinzeln zu lösen, die sich nun mit dem Grün vermischten.

Nur am Rande bekam ich mit wie die Tür in unserem Rücken aufging und weitere Anwesende den Raum betraten. Schwer hob und senkte sich meine Brust als zu viel Energie durch meinen Körper zuckte. Vielleicht war es wirklich meine persönlichen Befreiungsversuche, die den Gott schließlich zurück taumeln ließen, vielleicht war es die grüne Energie die mich auslaugte und alles von mir wegdrücken zu schien, doch am Ende verließ die große Hand meine Stirn und ließ mich allein zurück. Mit großen Augen sah ich zu Thor und hielt die Hand auf meine Brust gepresst, versuchte die Wellen des Drucks die von mir ausgingen zu besänftigen und drehte ruckartig den Kopf zur Seite als eine bekannte Stimme meinen Namen rief.
"Bucky", flüsterte ich und trat ein Schritt zurück als er einen nach vorne trat, aus Angst ihn zu verletzten, aus Angst das was auch immer das in mir mir ihn verletzten könnte.

Ich traute meiner Stimme nicht, meinen tauben Körper und beschränkte mich schließlich auf ein mechanischen Kopfschütteln, um ihm zu deuten stehen zu bleiben. Thor und ich waren vielleicht gerade einmal vor 3 Sekunden auseinander gestolpert, beide überwältigt bei dem Etwas in mir drin, als ein lauter Knall ertönte und erneut die Erde bebte, diesmal jedoch in bunten Farben, die wie ein Regenbogen um mich herum tanzten und so hell waren, das ich die Augen zusammen kneifen musste. Ich konnte Bucky meinen Namen rufen hören, hörte seien Fußstapfen, wie jemand anderes fluchte. Doch all das, alles um mich herum wurde verschluckt von dem Geräusch des Strudels, der verdächtig an den erinnerte den auch Thor hergebracht hatte.
Mir blieb nicht einmal Zeit zum schreien als meine Füße sich von soliden Boden lösten und ich in die Höhe gezogen wurde. Orientierungslos wedelte ich mit den Armen, versuchte mich im nichts festzuhalten und kniff mit klopfenden Herzen die Augen zusammen. Ich wusste das mich Destalion erwarten würde. Ich konnte mich an dieses Gefühl der Schwerelosigkeit von meiner ersten Reise dorthin erinnern, weswegen ich Hoffnung hatte das es schnell vorbei war und eine Ahnung was- oder besser gesagt wer mich auf der anderen Seite, wenn man so wollte, erwarten würde.

Alles drehte sich und dann war alles vorbei. Erneut ein lauter Knall und ich stand wieder auf meinen Füßen, spürte noch bevor ich die Augen aufmachte den schweren und weichen Stoff, den ich bis vor wenigen Sekunden noch nicht getragen hatte und die Anwesenheit des Schwarzhaarigen Gottes in meinem Rücken.
"Loki", begrüßte ich ihn, noch während ich mir den Kopf hielt und endlich spürte wie meine Beine nachgaben.
"Louisa", kam es beiläufig von ihm, als er in Sekundenschnelle an meiner Seite war und mich davor bewahrte auf dem Boden zu sitzen, "Ich habe gespürt das du in großer Bedrängnis warst"
"So kann man es auch nennen", murmelte ich und schälte mich mit schwachen Druck aus seiner halben Umarmung, "Das war dein Werk"
"In der Tat", gab er zu und machte sich nicht einmal die Mühe zu lügen, "Jedoch wäre es nicht so ausgeartet, wenn mein äußerst liebenswürdiger Bruder sich nicht als Bedrohung rausgestellt hätte"
"Bedrohung? Kannst du bitte Klartext mit mir reden!", fauchte ich noch immer schwach und stand nun auf meinen eigenen zwei Beinen, wobei ich nun an mir runter guckte und die dunkel grüne Robe betrachtete die ich trug.
"Er hat versucht den Fluch zu brechen"
"Fluch? Bist du ne Hexe oder was? Hört sich nicht positiv an", bemerkte ich als ich meine dunklen Stiefel musterte die mit feinen goldenen Ketten versehen waren, die sich auch an meinem schwarzen Gürtel wiederfanden, sowie meinen Schultern und Handgelenken.
Grüne Edelsteine hingen an ihnen und als ich den Kopf bewegte fiel mir das Gewicht auf diesem auf, was mich dazu verleitete mir an den Kopf zu fassen, nur um wenig später zu erstarren.
"Ist das ein Diadem?", fragte ich ungläubig und fing an mir die Schläfen zu massieren, wobei ich mich daran erinnerte warum ich überhaupt hier war.
„Was hast du mit mir gemacht? Was ist das, dieses Etwas in mir?", ich deutete auf meinen Oberkörper, während ich Ihn im Auge behielt.
„Eine Versicherung wäre das nächst irdische Wort für das was ich getan habe", der Gott seufzte tief und schenkte mir ein schiefes Grinsen, wobei er die Hände ausstreckte und auf Destalion deutete, was unter dem dunklen Nachthimmel surreal leuchtete, „Und nun bist du hier, weg von den größte Gefahren und bei mir"
„Warum?", irritiert schüttelte ich den Kopf und steuerte genau wie er das Bootartige Raumschiff an, was mich auch schon bei meiner ersten Reise hier her zum Palast gebracht hatte.
„Weil dir Nornir dein Schicksal nicht hier gesehen haben, sondern a-..."
„Nein", unterbrach ich ihn und erntete ein unzufriedenes schnalzen der Zunge von ihm, „warum tust du das, alles. Loki du bist Niemand der einem beliebigen MENSCHEN irgendwas schenkt, noch diesen vor dem Tod retten will. Also warum?"
„Weil ich will", beharrte er und ließ mir den Vortritt um ins Schattel zu steigen.
Als ich mich weigerte und einfach stehen blieb, die Augen hart auf ihn gerichtet, wurde seine angespannte Miene weicher und er streckte mir seine Hand entgegen, „Weil ich weiß wie es ist kontrolliert zu werden...gegen Familie zu kämpfen und diese fast zu töten"
Oder tatsächlich zu töten.
Unausgesprochen hing die totgeschwiegene Weiterführung des Satzes in der Luft und jagte mir einen Schauer über den Rücken, erinnerte mich daran das Loki alles gesehen hatte und das ich vor dieser Schuld nicht wegrennen konnte. Wer hätte gedacht das Loki Empathie empfand, mehr als er vielleicht zugeben wollte.

„Du siehst dich selbst in mir", schlussfolgerte ich und nickte als ich auf keine Widerworte stieß. Ich hatte diese Worte schon einmal gehört, konnte mich an Bucky's schmerzerfüllten Gesichtsausdruck erinnern als dieser mir offenbart hatte warum er mich damals verschont hatte und dies kein Akt aus wahlloser Güte gewesen war.
Nein, Bucky und Loki schienen beide zerbrochen und dabei sich selbst wieder zusammen zu setzen, was sie mit einem Bedürfnis nach Liebe und Nähe zurückließ. Ich kannte dieses Gefühl. Es war etwas was Götter und Menschen gleichermaßen brauchten.

„Loki", began ich und schenkte seiner noch immer dargebotenen Hand einen kurzen Blick, „Egal was du fühlst, es ist nicht echt. Die Zuneigung zu mir ist ein Versuch das wieder gutzumachen, was deinem früheren Ich angetan wurde"
„Seid wann denn so wortgewandt in der Thematik der Gefühle?", antwortete er mit einem Hauch von Bitterkeit, „Sag mir nicht was echt ist und was nicht."
Ich hasste dieses Gespräch, hasste das ich keine Ahnung hatte was ich sagen sollte, was ich ihm erwidern sollte. Ich hasste das ich ihn wohl verletzt hatte mit meinen Worten, hasste das ich nicht wusste was genau ich falsches gesagt hatte, weil ich immer noch dabei war zwischenmenschliche Beziehungen zu verstehen. Also tat ich das einzige was ich immer getan hatte, mich auf die Mission konzentrieren.

„Wir müssen in die Antarktis", ich senkte den Kopf und trat, ohne seine Hand anzunehmen, in das Schattel ein.
„Entschuldigung?", hakte der Gott nach und schien zu überlegen.
„Antarktis um das Labor der Org-..."
Ich wurde inmitten meines Satzes erneut unterbrochen als sich der Himmel spaltete und ein Strudel goldenes Licht uns umhüllte. Nicht schon wieder fluchte ich in Gedanken als Loki es mir gleichtat und etwas für mich unverständliches zischte, ehe ich auch schon spürte wie ich von den Füßen gerissen wurde.
Ich hasste diesen bunten Strudel. Noch immer sehnte ich mich nach der kalten Eiswüste und hatte verdammt nochmal keine Zeit mich mit diesem Mist abzugeben, wir durften keine Zeit verlieren.
Ich ballte die Hände zu Fäusten und kniff die Augen zusammen, während ich mir jetzt schon ausmalte wie lange es dauern würde zur Antarktis zu kommen, das Labor aufzuspüren, wovon wir nur die ungefähren Koordinaten kannten und zu verhindern das die Welt einer Armee Supersoldaten gegenüber steht.

Mir wurde die Luft aus den Lungen gepresst als das Etwas in meiner Brust explodierte und den bunten Strudel zwei drei mal, wie eine beschädigte Glühbirne, flackern ließen. Genau wie meine Emotionen am überkochen waren, schien auch die unbekannte Energie in meinem Innersten Überzukochen und den goldenen Strudel zu beeinflussen. Grüne Schwaben zischten vor meinen Augen hin und her und mein Körper wurde hin und her geschleudert, als hätte der Strudel spontan seine Richtung gewechselt und das pochen der Magie in mir schien der Ursprung. Aufjedenfall war das die einzige Lösung die ich parat hatte, die Sinn ergeben würde.

Mein Mund öffnete sich zu einem Lautlosen Schrei als ich auf einmal von der Schwerkraft gegriffen wurde und sehr unsanft auf dem Boden aufkam. Augenblicklich durchzuckte mich unendliche Kälte, Kälte die ich nur aus Sibirien kannte, aus den Tiefen Russlands.
Schnee. Überall war Schnee, selbst der Himmel war so weiß das es aussah als wäre auch auf ihm Schnee und es war zu hell als das ich meine Augen vollends aufmachen konnte.

Ich zog zitternd die Luft ein als ich mich auf die Beine kämpfte und sich der eisige Wind in meine Haut zu brennen schien, sich durch meine Kleidung fraß und sich in meinem Kopf alte Teile wieder zusammen rückten, die ich tief in den Ecken meines Verstandes vergraben hatte. Ich spürte wie das Fleisch auf meinen Knochen zu Beton wurde, meine Muskeln unermüdlich und mein Blick hart und starr. Spürte wie die Stimme in meinem Kopf mir das Wort „überleben" zuflüsterte und sich mein Körper in routinierten Bewegungen in Bewegung setzte. Die Frage wie ich hierher gekommen war konnte ich mir später beantworten, ebenso die Frage wo ich genau war, alles was zählte war das ich überlebte.
Ich war auf solche Situationen trainiert und das Serum in meinem Blut machte mich zu einem harten Gegner der Kälte, weitaus widerstandsfähiger als normale Menschen und mein Wille ließ mich einer einsamen Schneestraße folgen, die ich wenige Meter von mir entdeckt hatte.

Den Reifenspuren nach zu urteilen, die in der einen Richtung leichter waren als in der anderen, ließen darauf schließen, das hier etwas hin und her transportiert wurde, was wiederum hieß das ich nur den tieferen Spuren folgen musste, da diese vermutlich zu dem Lager führen würden. Wo das Lager war, waren auch Menschen, Wärme und Essen und kommunikationsvorrichtungen.

Nach wenigen Minuten verfiel ich in einen lockeren Laufschritt, wobei ich mich darauf konzentrieren musste nicht auszurutschen. Meine Bewegungen wurden mit jedem Schritt flüssiger, schneller, schärfer und die weiße Wolke die bei jedem Atemstoß vor meinem Gesicht aufwallte erinnerte mich, das ich atmete, das ich lebte. Sie erinnerte das ich mehr als eine Maschine war. Mir war aufgefallen, das sich meine Kleidung dieses Mal nicjt wieder zurück angepasst hatte, weswegen ich noch immer die grünen Roben trug und dankbar war für die hochgeschlossenen schwarzen Stiefel, die mir meinen Job stark vereinfachten.
Es war komisch so allein, komisch wie schnell ich mich an Gesellschaft gewöhnt hatte, wie schnell ich von ihr abhängig geworden war. Dachten sie wohl ich wäre abgehauen, geflohen und auf dem Weg zu Bea? Suchten sie nach mir? Hatten sie mein Verschwinden Shield gemeldet und nun warteten alle Geheimdienste der Welt nur darauf den Abzug zu drücken, sollten sie mich sehen. Machten sie sich vielleicht sorgen? Machte Bucky sich sorgen?
Was war mir Peter?
Die Fragen hielten mich wach, meine Gedanken waren Wien willkommene Ablenkung als ich durch die Schneewüste joggte. Minuten lang, Stunden lang. Mein Zeitgefühl hatte ich längst verloren, was auch nicht weiter schlimm war, da es in diesem Moment gänzlich fehl am Platz war. Ich lief nicht nach Zeit, ich lief so lange wie ich musste, so lange bis ich an meinem Ziel angekommen war.

Ich schnaufte als ich besonders tief einsackte und meine Zehen taub wurden, meine Finger, meine Nase. Die kalte Luft brannte in meinen Lungen und meine Haare hingen mir in den Augen, was mich genervt nach einem Haargummi tasten ließ nur um festzustellen das ich keines mehr besaß.
„Sehr toll", schnaufte ich und fing an meine blonden Strähnen zu ignorieren, die mir ins Gesicht hingen.

Auf der gesamten Strecke kam mir kein einziges Auto entgegen, keine Menschenseele, nichts, es blieb eine einzige Eiswüste die alles Leben zu verschlucken schien. Dünen aus Schnee fraßen sich durchs Land, ich überquerte einen zugefrorenen See, der bei genauerem Hinsehen wohl eher das Meer war, was in einer Art Bucht gefroren da lag. Die einzige atmende Kreatur der ich begegnete war ein Eisbär, welcher einsam an einem Loch im Eis stand und den Kopf hob als ich nah genug an ihm vorbei lief, das er keine Minute gebraucht hätte um mich zu erreichen. Seine dunklen Augen musterten mich, sahen zu wie ich an ihm vorbei rannte und schienen mich als ebenbürtig wahrzunehmen. Der Bär gab seinem Jadgtrieb nicht nach und entschied sich wohl das die Seerobben, die von Zeit zu Zeit an die Oberfläche schwimmen mussten um Luft zu holen, die bessere Beute waren. Also blieb er an seinem Loch sitzen um auf die Robben zu warten, während ich nicht anders konnte als ihm ein anerkennendes und dankbares Nicken zu schenken, wissend das er es nicht verstand.

Ich wollte nicht erneut gegen einen Eisbären kämpfen, zu Gut hatte ich ich das Brüllen im Kopf, das Fletcher der Zähen, wie sich das Biest aufgebaut hatte, auf zwei Tatzen stehend mich um drei Köpfe überragt und mit Hunger in den Augen nach mir geschnappt hatte. Erst als das einst weiße Tier in Rot getunkt gewesen war und seine Krallen über meinen Rücken gezogen hatte war es zum Erliegen gekommen. Es hatte seinen Frieden gefunden, während ich umzingelt von Männern die auf Bea's Kommando hörten, schwer atmend dargestanden hatte und drauf und dran war ein viel schlimmeres Biest zu werden als ein Tier jemals sein könnte.

Tief in meinen Gedanken hätte ich die von Frost bedeckten Eisentüren in der Gletscherwand beinahe nicht gesehen, auf die auch die Autospüren zuführten und nun unheilvoll da lagen. Ich drosselte mein Tempo und erlaubte mir mich vor Kälte zu schütteln, Als ich schließlich zum Schritt überging und an die Metalltür trat.
Kalkulierend ließ ich den Blick über die Konstruktion wandern und suchte nach einem Weg diese zu öffnen, wobei ich erneut einen Blick zurück warf, auf die Flache Eisfläche vor der Tür.
Den Kopf schief legend musterte ich den Schnee, welcher fast einen perfekten Kreis bildete um den er wie weggestanzt aussah, unmittelbar neben den Reifenspuren und der Tür.
Ein Helikopter, ordnete ich in Gedanken zu. Und er musste erst vor kurzem hier gewesen sein, sonst hätten die Winde oder Neuschnee diese Spuren längst wieder verdeckt. Hier waren definitiv Menschen, und zwar keine normalen Menschen. Normale Menschen oder Ureinwohner hatten keine Helikopter und fuhren nicht durch Eiswüsten, das hier war entweder ein Stützpunkt einer Regierungseinheit oder etwas höchst illegales. Wobei das eine das andere nicht ausschloss.

Ich hatte weder Waffen, noch Kleidung die mich vor Kugeln oder sonst was schützte. Ich war praktisch wehrlos und die die in dieser Eishöhle waren hatten vermutlich Gewehre, zumindest Messer oder Schusssichere Westen.
Die Tür wieder anstarrend rollte ich die Schultern und versuchte mir all das in den Kopf zu rufen, was ich die letzten Jahrzehnte immer und immer wieder getan hatte. Kämpfen, entwaffnen, töten. Kämpfen, entwaffnen, töten.
Kämpfen.
Ich griff nach dem Hebel, gleich neben dem kleinen Feld mit den Zahlen.
Entwaffnen.
Mit einem Ruck zog ich ihn im Halbkreis nach unten und stemmte mein ganzes Gewicht in den Boden, um die Tür zur Seite zu ziehen, die viel zu leicht aufschwang und ich davon überrascht mir ihr zur Seite taumelte
Töten.
Ich sah auf eine Halle, voll mit Schneemobilen, Helikoptern, Waffen und Leichen. Mein Blick glitt zu der Tür.
Die Tür wurde aufgeschweißt, das Schloss komplett zerstört und die Basis was auch immer es war verlassen. Aufjedenfall von den Lebenden. Aufmerksam sah ich in die Dunkelheit, beobachtete wie das Blut noch nicht vollkommen festgefroren war und noch halb flüssig an den Wänden glitzerte und glänzte und mich zu warnen schien, das ich die nächste war, sollte ich einen Fehler begehen.

Laut hallten meine Schritte in der dunklen Halle wieder, die von der Alarmlampe, dessen Lautsprecher komplett von Kugeln zerfetzt worden waren, in Dunkels rot getaucht war. Lautlos ging ich in die Hocke und griff mit einem kurzen Blick zu der Leiche, auf meinem Weg nach der MP die neben ihr lag. Die Schutzweste war durchlöchert von einer riesigen Metallstange die wohl der Grund des Ablebens des Mannes war, welcher Start an die Decke starrte, und somit unbrauchbar für mich. Meine Augen fanden das verschnörkelte Zeichen der Organisation, von Bea auf der Brust der Schutzweste. Ich erstarrte und sah von dem Symbol zurück zum Innenraum der Basis. War ich also doch in der Antarktis? War dies hier das Labor nach dem wir gesucht hatten? Aber warum war es leer, warum waren die Türen aufgebrochen, wie ich festgestellt hatte und alle stationierten Männer tot. Wer war uns zuvor gekommen, oder besser gesagt was?


Ein Blick ins Magazin verriet mir das ich noch genügend Schuss hatte, das es sich überhaupt lohnte die Pistole mitzunehmen.
Was auch immer hier gewütet hatte, war kein Mensch gewesen. Das hier war ein Massaker.

„Soldat", meldete sich die flüsternde Stimme eines toten Mannes und ließ mich erstarren. Langsam richtete ich mich wieder auf und drehte den Kopf in die Richtung in der sich anscheinend ein Überlebender befand.
Glasige Augen trafen auf meine, glühten als sie mich auf meiner Muttersprache begrüßten, wie einen alten Freund der gekommen war um den Mann, welcher blutig an der Wand saß vor dem Tot zu bewahren. Er würde gehen, der Sensenmann hielt bereits seine Hände über ihn und doch saß er dort, scheinbar erfreut mich zu sehen, das Zeichen der Organisation stolz auf seiner Brust tragend. Ich konnte keine Waffe in seiner Umgebung sehen, weswegen ich mich wachsam näherte, den Blick kalt und unverändert.

„Töte sie, Soldat", fauchte er schwach als ich näher kam und erblühte vor Hass, „Schicke sie in die Hölle, zeige ihnen was sie dafür bekommen sich mit uns anzulegen."
„Wer war das?", fragte ich und deutete mir den Kopf auf das Blutbad in meinem Rücken.
„Die räudigen Freiheitskämpfer", spuckte er mir entgegen und wurde von einem jämmerlichen Hustenanfall erschüttert, gefolgt von dem Hochwürden von Blut, das mir verriet das sich Blut in seiner Lunge sammelte.
„the flag smashers", raspelte er und hob die Hand um sie zu einer Faust zu ballen, als stellte er sich vor diese Gruppe in seiner Hand zu zerquetschen, „Dumme Kinder, Anti-Nationalisten"
„Das Serum?", fragte ich weiter und ging von seiner Reaktion her aus, das er noch nicht über meinen Verrat informiert war. Das Serum sollte hier sein.
„Zerstört", wisperte er und schüttelte sich erneut mit Husten, ehe er Blut über sich spuckte und anfing zu lachen, „Alles zerstört, bis auf zwanzig Ampullen. Die dreckigen Mistviecher waren zu schnell...zu stark"
Das beruhigte mich nicht und ließ mich unzufrieden mit den Zähnen knirschen. Das hieß eine verrückte Gruppe Anti-Nationalisten hatte nun das Serum um super Soldaten herzustellen. Woher wussten sie überhaupt von dem Labor? Ich hielt inne und sah mich nach einer Möglichkeit um, die Avenger zu erreichen. Das war nicht gut, ganz und gar nicht gut.

Es musste einen Kontrollraum geben, schoss es mir durch den Kopf weswegen ich mich kurzerhand umdrehte und Richtung des Ganges marschierte, der von dem Lager weiter ins Innere der Basis führte.
„Soldat...", rief der Mann in meinem Rücken erneut schwach nach mir, mit einem Funken Genervtheit, rief nach mir als wäre ich ein Hund. Er sah auch jetzt noch auf mich hinab, jetzt wo er sterbend auf dem Boden saß und ich über ihm thronte. Auch jetzt sah er sich mir überlegen. Ich blieb stehen.
„Hilf mir, du dreckiger Hund. Verarzte mich...!", spuckte er in die Stille entgegen und stöhnte tief vor Schmerz, „Mach dich nützlich und dann finde die Schweine...finde und...töte sie"
Ich neigte den Kopf zur Seite und sah ihn über meine Schulter hinweg an. Sah mir seine Uniform an, sein hartes und zerfurchtes Gesicht. Seine kalten Augen, die von keiner Empathie sprachen, von keiner Gnade. Ich sah die Arroganz in seinem Blick, wie er sich einen Spaß daraus machte mich herum zu scheuchen, mit mir machen zu können was er wollte- Nein, was Bea ihm erlaubte. Ich sah was ich für ihn war, was ein Menschenleben für ihn war, nichts weiter als Dreck.

Wortlos drehte ich den Kopf wieder nach vorne und setzte mich wieder in Bewegung.
„Hey! Du kleine Ratte, ich Befehle dir mich zu retten!", Rascheln ertönte was mir verriet das er sich wohl bewegte, vielleicht versuchte sich aufzurichten.
„Komm zurück! Ich Befehle es dir, du hast zu gehorchen Soldat! Wie kannst du e-...", er unterbrach sich selbst mit heftigen Hustern, stöhnte, wimmerte und schrie Schluss endlich. Er schrie mir Beleidigungen zu und forderte im selben Atemzug das ich ihm half. Egal wie tief ich in die Basis fand, sein Geschrei verstummte nie, es hallte wie ein Mantra in den Gängen wieder, nannte mich einen Verräter, rief mir in Erinnerungen das ich Soldat war und seinen Befehlen gehorchen müsste. Er drohte mir sogar einmal mit Bea, was tatsächlich dazu führte das ich den Rhythmus verlor und einen unsicheren Schritt nach vorne stolperte, ehe ich mich wieder fing und sicherer als zuvor durch die Gänge lief. Immer weiter weg von dem substanzlosen Gefluche eines toten Mannes.


„Avenger Hauptquartier von Louisa - kommen", sprach ich in das kleine Mikrofon, nachdem ich ich endlich einen Funkkanal gefunden hatte, der stabil schien. Es musste der richtige sein, ich hatte ihn zuvor abgehört.
Ungeduldig tippte ich mit den Fingerspitzen auf dem Tisch herum und sah mich in dem Steuerraum in dem ich mich befand um.
„Avenger Hauptquartier von Louisa - kommen", wiederholte ich, diesmal eindringlicher.
Sekunden verstrichen ohne Antwort, das Funkgerät blieb still und ließ mich schwer seufzen ehe ich den Kopf hängen ließ. Ich kam hier nicht weg ohne jemanden der mich abholte. Auf meinem Weg in das Kontrollzentrum hatte ich festgestellt das nicht nur die Helikopter komplett unbrauchbar und zerstört waren, sondern auch jegliche Vorräte was Medizin und essen betraf mitgenommen wurde. Die Auto's und Schneemobile schienen in Takt, jedoch konnten diese mich auch nicht übers Meer an Land bringen. Ich bezweifelte das der Sprit auch nur bis zur nächsten Küste reichte.
Kleine Wölkchen bildeten sich erneut vor meinem Gesicht, als ich langsam ausatmete und mit meinen Augen verfolgten wie sich dieses in Luft auflöste. Nein, das hier war nicht das Ende. Spätestens wenn Drexler hier ankam, auf der Suche nach dem Serum würde ich hier wegkommen. Ob in Gefangenschaft oder vielleicht einem Sarg, wer wusste das schon, doch immerhin war es besser als hier Teil der Eislandschaft zu werden.


„Hier Avenger Hauptquartier - Kommen"
Mein Kopf schoss in die Höhe als stockend und mit einem starken Rauschen Steve's Stimme durch das kleine Gerät schallte und ich etwas zu hektisch auf den Aufnahme Knopf drückte.
„Hier Louisa, Meldung: Standpunkt Antarktis -kommen"
„Hier Avenger Hauptquartier, erbitte Wiederholung: Antarktis? -kommen"
„Hier Louisa, Ja. Koordinaten : 75° 15' 3.503" S 0° 4' 17" W - kommen", las ich von einem der Bildschirme ab, die noch immer das Wetter und Temperaturen des Kontinents anzeigten. Alle Rechner waren noch immer hochgefahren, Konten eingelogged und Dateien of den Deskopen. Ein weiterer Beweis das sie vollkommen überrumpelt wurden.
„Hier Avenger Hauptqartier - Verstanden - Kommen"
„Hier Louisa- Ende", bestätigte ich und ließ das Mikro sinken, ehe ich einen Moment auf die Box starrte und schließlich das Mikro auf den Tisch legte. Es würde noch Stunden dauern bis sie hier ankamen.
Selbst Starks super jet konnte nur eine Bestzeit von vielleicht 14 Stunden erreichen.

Das hieß 14 Stunden um mehr über das Serum herauszufinden und vielleicht darüber woher die Organisation die „flag smashers" von diesem Standort wusste. Waren wir vielleicht nicht die einzigen die Bea los werden wollten? Hatte sie sich womöglich noch mehr Feinde gemacht?
Ich schürzte die Lippen und ließ mich auf einem der Rollstühle vor den Computern wieder. Das Labor war zwar modernisiert, jedoch verbargt sich unter dem neuen Anstrich und der neuen Technik alte Mauern die vor langer Zeit erbaut wurden, was in mir die Frage aufwies ob es die ganze Zeit in Beschlag der Organisation gewesen war und wenn ja ob sich womöglich noch alte Daten finden ließen.
Den Eindringlingen dankend nahm ich zur Kenntnis das mir erspart blieb die Zugangsdaten zu hacken und alle noch eingelogged waren.

Ich wusste gar nicht genau was alles für Informationen auf den Rechnern waren die ich aufrief. Unterschiedlichste Dinge wurden auf allen möglichen Sprachen verewigt, doch hauptsächlich auf deutsch und russisch, Namen bekannter Hydraagenten waren vermerkt, sowie Bucky's und mein Name, Einsatzprotokolle, Laborberichte, was mir einmal mehr verriet wie tief Hydra und die Organisation verstrickt war. Formeller Briefaustausch war dokumentiert, sowie geheime Kontakte zu Regierungen auf der gesamten Welt, Geheimdienste und sogar zu Präsidenten. Es wurde etwas über den Vietnam Krieg geschrieben, über weitere Super Soldaten, diesmal von der US Regierung. So viele Informationen dieselben auf mich ein, wurden mit jeden klicken der Maus aufgerufen und sorgten dafür das meine Augen immer schneller über den Bildschirm zuckten. Während die neuen Daten und Informationen immer verwirrender und unklarer wurden, wurde eine gewisse Erkenntnis immer genauer, immer schärfer. Hydra lebte. Hydra war genauso lebendig wie Bea's Organisation, sie waren unter uns und wir hatten uns in trügerischer Sicherheit gewogen, aufgebaut durch unsere Arroganz, das wir vorbereitet waren. Die Produktion des Serums war nicht eingestellt worden, für keine Sekunde, egal ob Regierung, Hydra, Bea oder diese 'flag smashers', sie alle geierten dem Versprechen nach Macht nach. Dieses Serum bedeute eine Art Menschen die sich von allen anderen abhob, stärker, schneller, robuster, und manchmal intelligenter. Das Versprechen einen ganz eigenen persönlichen Winter soldier zu haben. Es wurde der 'Power Brooker' in einem neueren Dokument erwähnt, welcher an einen Wissenschaftler gekommen war der das Serum herzustellen vermochte. Doch niemand wusste wo genau der 'Power Brooker' das Serum herstellen ließ, noch wie weit die Entwicklung war, nur das Hydra nicht begeistert war und bereits Leute geschickt hatte um ebenfalls mitzumischen.
Egal wie tief ich suchte, wie lange, ich fand immer mehr Informationen, doch keine Antworten, weshalb ich mich darauf beschränkte vorhandene Aufzeichnungen von Bucky zu durchsuchen, wobei durchsuchen das falsche Wort war. Ich las über seine Folter, wie sie einen guten Mann gebrochen und in eine herzlose Killermaschine verwandelt hatten.

Sie hatten Menschen vor seinen Augen gefoltert, bis er sie getötet hatte, bis er sie eigenhändig erschossen hatte, bis er die Stunden die er bei der grausamen Folter zusehen musste beendet hatte und ihnen Gnade erwiesen hatte. Sie hatten es so lange getan, bis er aufgehört hatte zu zögern, bis er nichtmal mehr mit der Wimper zuckte und den Abzug betätigte. Ich las davon wie sie ihn in dunkle und kalte Räume gesperrt hatten, nackt und auf Dornen gebunden, während sie Tag ein Tag aus den Satz "Hail Hydra, Gehorsamkeit für Hydra" gespielt hatten. Mit lief es eiskalt den Rücken runter. Selbst jetzt hier wo ich selbst in keiner Herberge gelebt hatte, schien es doch so viel grausamer zu lesen wie es Bucky angetan worden war. Bucky hatte es nicht verdient, nicht Bucky, ihm wurde sein freier Wille genommen, seine Identität und ich war selber den Lügen zu Opfer gefallen. Er war gebrochen, hatte bis zur letzten Sekunde Widerstand geleistet, ich hatte einfach nur nachgegeben. Und ich hatte das Gefühl ich würde es wieder tun, das Gefühl das es Bea und der Organisation nur Stunden kosten würde mich einer Gehirnwäsche zu unterziehen und Lived wiederzuholen. Wobei Lived ich war, nur ohne Gewissen, welche auf verdrehtem Wege dachte das sie das richtige tat, das die einzig richtige Weltanschauung die war, dass Menschen Kontrolle brauchten, dass sie litten genau wie ich, wenn ich niemanden hatte der mir Befehle gab. Bea hatte mir beigebracht das Schmerz essenziel ist, das mein Leiden ihnen half, weil ich für etwas größeres stand und ich sie von ihren Qualen befreite. Ich hatte aufgehört zu denken, hatte mich der Routine hingegeben und ausgeblendet was ich die ganze Zeit über wusste. Ich war selbstsüchtig gewesen den Schmerz vermeiden zu wollen der auf Ungehorsam folgte, wollte bei meinem Händler bleiben der nachdem er mit der peitsch nach mir geschlagen hatte mir ebenfalls über den Kopf streichelte und mich lobte, wenn man so wollte. Ich hatte verlernt was es hieß eigenen Entscheidungen zu treffen, hatte gelernt das auch wenn Bea grausam zu mir war, sie der einzige Mensch war der es wagen würde sich um mich zu kümmern, jemand der mich nicht hasste. Bucky hatte keinerlei Kontrolle über sich selbst, Bucky war das Opfer, ich war der Täter.

Meine Hand ballte sich zu einer Faust und ich ließ den Kopf hängen, wusste das ich drohte abzurutschen in meiner Schuld, in meinen Verdrehten Gedanken die die Realität so bogen wie es den düsteren Gedankengängen passte.


„Louisa!"
Ich sah auf und wurde mit Bucky konfrontiert, welcher in der Tür stand, in dunklen Einsatzklamotten, einer Winterjacke mit Fell und einem besorgten Blick. Er gab sich nicht einmal die Mühe sich seine Umgebung genauer anzusehen, was höchst untypisch für ihn war, ehe er mit schnellen Schritten auf mich zu hielt. Sofort flammte Sehnsucht in meinem Herz auf, mein Blick wurde weich und ich richtete mich voll auf, während ich mir unsicher war ob ich ihn mit einer Umarmung vor den Kopf stoßen würde.
Der braunhaarige kam mir zuvor, schloss mich in seine Arme und drückte mich mit sanften Druck an seine Brust. Eine Hand an meinem Hinterkopf fuhr mir über die Haare, während er das Kinn auf meinen Kopf stützte und tief ausatmete, was ich als Erleichterung auffasste. Ich schloss die Augen und schlang ebenfalls die Arme um ihn, nahm seinen Duft in mir auf, sein schlagendes Herz unter seiner Brust an meinem Ohr und schwor mir hoch und heilig, das ich diesen Mann mit meinem Leben beschützen würde.
„Du bist eiskalt", bemerkte er flüsternd, was mich den Kopf zu ihm drehen ließ.
„Nicht schlimm, ich hab das Serum", wollte ich ihn beruhigen. Ich hatte nichteinmal groß gemerkt wie kalt es war, Kälte ließ sich einfach ausblenden, vor allen Dingen wenn man trainiert war wie Ich und Bucky, weswegen ich überrascht war als dieser sich gerade nur so viel wie nötig von mir entfernte und sich seine Jacke von den Schultern zog.
„Das Serum sorgt dafür das die Organe weiter machen", mit einer großen Bewegung schwang er mir die Jacke über die Schultern und fummelte sanft meine Hände in die Arme dieser, „nicht dafür das dir nicht kalt ist"
Ich sah erst zu der Jacke die ich nun trug und schließlich zu Bucky, welcher auf mich hinab sah und noch immer eine tiefe Falte auf der Stirn trug. Mich wunderte es immer wieder von Neuem wie sanft der Mann vor mir aussah, wie warm und wie viel Komfort er ausstrahlte. Wie konnte jemand der so tödlich war, so beruhigend sein? Wieso schien er so kostbar und warum wollte ich ihn in meine Arme schließen und nie wieder loslassen. Woher kam diese Sehnsucht der Nähe und wärme die ich nie zuvor gespürt hatte, auch nicht als Bea mir an ihren guten Tagen erlaubt hatte neben ihr auf dem Boden zu essen, während sie mir den Kopf getätschelt hatte.
Auch wenn ich nur kurz von ihm getrennt gewesen war hatte ich ihn vermisst, hatte vermisst ihn anzusehen, ihn bei mir zu haben. Es schien als würde er mein Sauerstoff geworden sein, ohne den ich nun nicht mehr atmen konnte.

Sanft hob ich den Arm und legte ihm eine Hand an die Wange, was dazu führte das er sich kurz anspannte, ehe er den Kopf gegen meine Handfläche neigte. Treue Augen blinzelten unter langen Wimpern zu mir und fixierten sich auf meine Lippen. Meine Mundwinkel zogen sich nach oben, als ich mit einem Daumen über seine Wange strich, „Danke, Bucky. Tut mir leid für die Umstände"
Sofort schüttelte der braunhaarige den Kopf, was dazu führte das ihm einige Strähnen der braunen Haare ins Gesicht fielen, die ich mit einer fürsorglichen Geste wieder zurück hinter sein Ohr strich. Seine Augen blitzten verschmitzt als er den Kopf drehte und gleichzeitig meine Hand ergriff ehe er mir einen Kuss auf die Knöchel hauchte.
"Du bist kein Umstand, du bist die Belohnung"
Ich konnte nicht anders als bei seinem erheiterten Tonfall zu lächeln und erneut zu wundern, wie viel von dem alten Bucky tatsächlich da drin steckte.


„Bleibt nur noch die Frage wie du hier her gekommen bist", ich sah an Bucky vorbei zu der Stimme des Genie's, welcher in seinem Anzug, jedoch ihnen seine Maske ebenfalls in den Kontrollraum kam. Im Gegensatz zu Bucky nahm er sich Zeit sich umzusehen und seine Umgebung einzuschätzen. Ich beobachtete wie auch Romanoff hinter Stark zu uns stieß und sich sofort die Computer Bildschirme ansah. Die Black Widow schenkte mir ein sanftes Lächeln, ehe sie auch sogleich eine Art chip hervorholte, während sie sich die Rechner ansah.
"Schickes Outfit", bemerkte sie schließlich mit einem Blick an mir herunter und ließ mich dankbar nicken.
Ich war versucht zu zögern und Antworten zu verweigern, was jedoch nicht weniger suspekt schien und mir nicht helfen würde, jedoch schien das was Loki und ich hatten zu privat als das ich es offenbaren sollte. Loki würde es unangenehm sein wenn ich offen über seine Gefühle von Schuld, Hilflosigkeit und Verzweiflung mit gerade den Avenger reden würde und ich wollte verhindern das Bucky den falschen Eindruck bekam.

„Loki hat mich nach Destalion geholt", erklärte ich und beschloss, den Teil auszulassen, der beinhaltete das dies nur geschehen war, weil er gedacht hatte ich wäre in Gefahr und er Unruhen in dem Band (?) was uns verband gespürt hatte. Seine Versicherung wie er es genannt hatte. Eine Halbwahrheit war immer die einfachste Lösung.
Bucky hatte sich bei meiner Äußerung deutlich versteift und schien wenig begeistert davon, was ich ihm nicht verübeln konnte, da ich diese gedämpfte Begeisterung teilte.
„Was wolle er?", Romanoff hob den Kopf und sah mir fragend entgegen, ehe sie einen der Drehstühle zurück zog und sich auf diesen gleiten ließ.
„Keine Ahnung", log ich mit unveränderter Miene und sah zu Stark, „Wir wurden unterbrochen, als jemand erneut diesen bunten Strudel öffnete. Und diesmal war es garantiert nicht Loki"
„Thor wollte dich zurück holen", erklärte mir Stark und nickte zu Bucky, „Die Winterelfe wollte sich gar nicht mehr einkriegen vor Sorge"
Ich zog eine Augenbraue hoch und sah zu Bucky, welcher Stark einen dunklen Blick zuwarf, das ganze jedoch nicht abstritt.
„Der Bifrost hat laut Thor den Ort der Ankunft von allein gewechselt.", die Blonde begann auf der Tatstatur herum zu tippen und hatte einen mir wohl bekannten kalkulierenden Blick drauf als sie das tat und anschließend mich erneut musterte, „Wer hat den Bifrost also kontrolliert? Und warum wurdest du ausgerechnet hier ausgespuckt?"
Weil ich an die Antarktis gedacht hatte, schoss es mir durch den Kopf. Nein nicht daran gedacht, ich WOLLTE hier hin.
„Ich bin keine Hexe", stellte ich klar und hörte mich schärfer an als gewollt, weshalb ich mir die Schläfen massierte und zu Stark sah, „Die ‚flag smashers' sind uns zuvor gekommen, sie haben vermutlich 20 Ampullen des Serums"
„Ungünstig", kommentierte das Genie und schien sich genug umgeguckt zu haben, da er sich nun Bucky und mir näherte, „Hab von denen gehört, ein Haufen Kinder die denken alles war besser als die Hälfte der Bevölkerung weggeschnippst wurde. Ganz schreckliche Outfits und PR stunts"
„Sie haben ein streng geheimes Labor der Organisation gefunden", wiederholte ich um zu verdeutlichen das sie gewiss mehr als irgendwelche Kinder waren.
„Sie wollen Super Soldaten erschaffen", schaltete Bucky sich ein und sah finster ins Leere, was mich meine Hand zurück ziehen ließ die noch immer an seiner Wange lag. Stattdessen ergriff ich unauffällig seine Hand und drückte sie beruhigend.
„Warum wollen alle ihre persönliche Super Soldaten Armee? Sprechen die sich alle ab? Steht das in einem Handbuch für die Superschurken oder was?", Stark verdrehte die Augen und sah zu mir und Bucky, „Ich werde die Daten dieses Labors auswerten und ihr haltet Händchen da wo ich es nicht sehen kann, klaro? Ich kann mich bei so viel Romantik nicht aufs kotzen und produktiv sein gleichzeitig konzentrieren"
„Kein Wunder das Mrs Potts ständig auf Geschäftsreise ist", kommentierte Bucky in einem Tonfall den ich als spitz und fast schon provozierend bezeichnen würde und führte mich mit sanftem Druck aus dem Raum.
„Natasha er ist ganz deiner", warf er über die Schulter beim vorbei gehen und erntete ein äußerst sarkastisches „Danke" auf Russisch.

"Wo sind die anderen?", fragte ich und sah schräg zu ihm auf.
"Steve und Sam Sind in Litauen, es gab Spuren des Serums in der Nähe", klärte er mich auf und schenkte mir einen kurzen Blick, "Thor ist bei Dr. Banner geblieben und Clint ist bei seiner Familie, seine Tochter hat sich im Kindergarten den Arm gebrochen"
"Oh", Ich verzog das Gesicht, "Arm brechen ist...schmerzhaft"
As Antwort summte Bucky. Wir verfielen in eine beruhigende Stille, wobei ich wieder daran denken musste wie beunruhigend häufig das Wort "Hydra" in den Verzeichnungen des Archivs aufgetaucht war. Hydra welche sich wie ein dunkler Schatten über alles legte, auch jetzt noch, Jahrzehnte nach ihrer 'Prime' wenn man so wollte.
"Ich glaube das alles hier hängt mit Hydra zusammen, nicht nur mit der Organisation und diesen 'Flag smashers'. Auch wenn Hydra in den USA zerschlagen wurde, sind einige Mitglieder noch da draußen. Einige mächtige Mitglieder die ihre Finger im Spiel haben und sich uns entziehen wie Schlangen.", flüsterte ich und ballte die Hände zu Fäusten, "Wir werden sie so nie kriegen können, wir haben keinerlei Kontakte in die Kreise in denen sie sich bewegen und wissen nicht wo wir anfangen sollen zu suchen."
"Wir brauchen Hilfe", schlussfolgerte Bucky mit einer Bitterkeit in der Stimme die mir verriet das er bereits jemanden im Kopf hatte, jemanden den er nicht unbedingt als Verbündeten ansah.
"An wen denkst du?", hackte ich nach und blieb stehen, was ihn ebenfalls dazu zwang. Ich studierte seine Zusammengezogenen Augenbrauen und das leise Surren seines Vibranium Arms, als er die Hand verengte und zur Faust ballte.
Der Sturm der Emotionen den ich in seinen hellen Augen sehen konnte als er mich ansah gab mir ein ungutes Gefühl. Es zeigte mir das er sich unsicher war, Respekt oder sogar Angst hatte vor dem was er für einen Preis zahlen musste, für die Hilfe desjenigen, der unsere einzige Chance schien. Es machte mich vorsichtig, ließ mich die Augen verengen und mir schwören, das ich diesem Jemand gehörig eine verpassen würde, sollte er Anzeichen zeigen Bucky irgendwie schaden zu wollen.
"Zemo", warf Bucky mit einem geschlagenen Gesichtsausdruck in die Stille und ließ mich ein heißeres "Bitte?" raspeln.

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𝐿𝐼𝑉𝐸𝐷: 𝐀𝐬𝐬𝐚𝐬𝐢𝐧 𝐨𝐟 𝐝𝐞𝐚𝐭𝐡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt