r o b i n
MEINE MUSKELN PROTESTIERTEN, doch ich erlaubte mir keine Pause. Nicht körperlich, nicht geistig. Wenn ich einmal innehielt, einmal nicht beschäftigt war, dann kamen die hinterlistigen Gedanken, die meinen Verstand vernebelten.
Gegen der kühlen Februarluft brannte mein warmes Gesicht förmlich, als wir um den gefrorenen Rasenplatz joggten. Erst gestern hatten wir das Spiel gegen Freiburg gewonnen, doch unsere Trainer schienen meine Mentalität zu teilen. Nicht innehalten. Nicht nachdenken. In Bewegung bleiben.
Knapp zwanzig Mann trotteten über den Platz, die meisten davon deutlich weniger begeistert als ich. Von Forster wusste ich, dass er gestern nach dem Spiel nicht direkt in sein warmes Bett gefallen war, sondern mit einigen anderen Spielern in einer Bar Trinken gewesen war. Ich war mir sicher, ich war nicht der einzige gewesen, der die Videos gesehen hatte, die von einigen Fans auf Instagram gepostet worden waren. Wahrscheinlich einer der Gründe, warum wir um halb neun Ausdauertraining aufgedrückt bekamen.
Ich konnte nicht sagen, dass es mich störte. Das Brennen in meiner Lunge und das Ziehen in meinen Waden lenkten mich genug von dem sehr viel tiefer sitzenden Schmerz ab, den ich mit mir herumtrug, so tief in mir versteckt, dass niemand ihn zu bemerken schien. Nicht innehalten. Nicht nachdenken. In Bewegung bleiben.
Die Saison war noch lange nicht vorbei. Und wenn ich ehrlich war, dann gab es auch keine richtigen Auszeiten mehr. Ein paar Wochen Urlaub im Sommer, doch auch die wurden von den Gedanken an die nächsten Verträge, die nächsten Pokale, die nächsten Spiele dominiert. Es fühlte sich an, als wäre ich in einem Hamsterrad. Immer weiter und weiter und weiter–
"Ich glaube, ich kotze gleich."
Forster sah tatsächlich etwas grün um die Nase herum aus. Er war ein Jahr länger als ich in München, spielte in der Defensive und wurde gestern bereits zu Beginn der zweiten Halbzeit ausgewechselt. Er war gut, aber manchmal doch etwas zu abgelenkt von den ganzen Vorteilen, die sich einem unter den besten Vereinen boten. Dazu gehörten Alkohol und Clubs. Wenn er nicht aufpasste, fürchtete ich bereits, dass sein Vertrag nicht noch einmal verlängert werden würde.
Ich war definitiv kein Heiliger, doch ich achtete etwas behutsamer darauf, wann ich mich an den gewissen Vorteilen ergötzte. Denn auch wenn ich die Ablenkung gebrauchen konnte, war der Fußball nun alles, was ich noch hatte. Meine gesamte Konzentration lag darauf, zu gewinnen. Der Beste zu sein, das Beste zu geben.
Vielleicht war es ein düsterer Versuch, all das, was ich für meinen Platz hier geopfert hatte, wettzumachen. Mich davon zu überzeugen, dass es nicht umsonst war. Dass es kein Fehler gewesen war, dass ich nicht –
Der Pfiff ertönte und befreite uns vom Laufen. Forster ließ sich theatralisch ins Gras sinken, während ich mich locker auslief. Als die Matten ausgerollt wurden und wir mit einigen Dehnübungen das Training beendeten, spürte ich, wie meine müden Muskeln sich dafür bedankten.
Forster war mir auf dem Weg zu den Duschen einige Schritte voraus. Ich konnte es ebenfalls kaum abwarten, aus meinem verschwitzten Thermoshirt zu kommen. Die Temperaturen waren über die letzten Tage weiter abgesackt und wenn ich ehrlich war, befürchtete ich in der nächsten Woche den ersten Schneefall. Die Stadien besaßen zwar Rasenheizungen, im Training war das jedoch nicht der Fall. Eine Partie in der Halle schien ebenfalls nicht in greifbarer Nähe. Nicht, solange wir unsere Zehen noch spürten, wenn wir auf den Rasen traten.
"Jung, hast du eine Sekunde?"
Die Stimme unseres Trainers hielt mich zurück. Es handelte sich ganz klar um eine Fangfrage. Nein zu sagen war Selbstsabotage. Ich könnte einer Vertragsverlängerung genauso gut auch gleich zum Abschied einen Kuss geben.
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weltschmerz | ✓
Romance❝Du bist überall❞, antwortete sie schließlich. ❝Du bist in meinem Kopf, in meinem Herz, in meiner Seele. Und ich weiß nicht, wie ich es ertragen soll, dich nicht bei mir zu haben.❞ ✨ Sophie ist daran gewohnt, auf eigenen Beinen zu stehen. Und sie h...