s o p h i e
"DAS ESSEN RIECHT unglaublich." Maries Kopf erschien im offenen Türrahmen der Küche und ihre Augen richteten sich automatisch auf die Pfanne mit dem Chili sin carne. „Wäre Noah nicht so gut im Bett, würde ich ihn glatt für dich stehen lassen. Die Vorstellung, bald nicht mehr von dir bekocht zu werden, frisst mich beinahe jetzt schon innerlich auf."
Lächelnd griff ich nach der Schale mit Mais, den ich in die Soja-Hack-Mischung gab. „Das ist der einzige Grund, der dich abhält?"
Übertrieben nachdenklich trat sie neben mich an den Herd. „Auf die Schnelle wohl schon. Und du hast auch ein paar extrem überzeugende Argumente."
Ich lachte, denn Marie log wie gedruckt. Solange Noah Altenfeld auf dieser Erde wandelte, würde sie nie auch nur Augen für einen anderen Menschen haben. Ganz zu schweigen davon, dass sie ausschließlich auf Männer stand.
Und doch stimmte ihr Kommentar mich nachdenklich. In weniger als einem Monat würden Dana und Marie ihren Bachelorabschluss in den Händen halten. Während Dana danach vermutlich erstmal hierbleiben würde, weil Levi hier war, hatte Marie bereits damit begonnen, ihre Habseligkeiten in Umzugskartons zu packen. Ich wollte mir einreden, dass mir ihr Auszug nichts ausmachen würde und ich den extra Platz, der ihr leeres Schlafzimmer bedeuten würde, benötigen konnte. Aber die Vorstellung, dass Noah und sie nach ihrem Abschluss nun ebenfalls in München sein würden, bereitete mir einen dumpfen Schmerz in meiner Brust.
Ich sehnte mich danach, meine Sachen ebenfalls zu packen, aus dem Mietvertrag auszutreten und mit gepackten Koffern vor Robins Tür aufzutauchen. Der Gedanke war so irrational und überstürzt, dass er nicht zu mir passte. Besonders nicht nach Robins und meiner Trennung. Ich hatte unglaubliche Angst davor, etwas falsch zu machen. Zu schnell zu handeln. Zu lange in Stille zu verharren. Egal, was ich machte, es fühlte sich an, als würde ich jeden Moment einen großen Fehler begehen.
Du weißt, warum.
Marie holte aus einer der Schubladen unser Besteck hervor. „Vielleicht sollte ich unsere letzten Wochen als Mitbewohnerinnen nutzen und ein paar Kochstunden nehmen. Eine Art Crashkurs, wie man seinem Partner keine Lebensmittelvergiftung zuführt."
„Du kannst kochen", erwiderte ich mit einem skeptischen Blick.
Sie verdrehte die Augen. „Und du kennst Noah. Bis an mein Sterbebett würde ich mir anhören müssen, dass ich schwere Körperverletzung begangen habe."
„Körperverletzung steht schon in deiner inoffiziellen Personalakte", entgegnete ich. „Vielleicht solltest du dich etwas zurückhalten, wenn es um das Leibeswohl anderer Menschen geht."
„Gut, dass deine inoffizielle Mitzählung meiner Straftaten vor Gericht keinen Bestand hat", antwortete sie mit einem süßen Lächeln. „Also hilf mir zu verhindern, dass mein eigener Freund mich aus Trotz hinter Gitter bringt."
Ich bezweifelte diese Tatsache – nicht nur, dass er sie tatsächlich anklagen würde, sondern auch, dass sie für ein Unglück in der Küche tatsächlich eingebunkert werden würde. „Schon gut, schon gut."
Dana erschien in der offenen Tür. „Vielleicht sollte ich mich da einklinken. Es wäre schön, wenn ich Levi mal mit einem Abendessen überraschen könnte, das nicht aus seinen gekochten Resten besteht."
Ich musste mir meinen überraschten Gesichtsausdruck verkneifen, um ihr nicht das Gefühl zu geben, ihre Bitte wäre eine große Sache. Dabei war sie das ganz eindeutig. Bevor Levi und Dana angebandelt hatten, hatte ich bereits einen Verdacht gehabt, dass mit ihrem Essverhalten etwas nicht stimmte. Dass es vermutlich etwas mit ihrer gescheiterten Tanzkarriere zu tun hatte, von der sie uns nie erzählt hatte. Nur durch Zufall hatte ich von ihrer Vergangenheit in Berlin erfahren und ich war mir ziemlich sicher, dass ich davon nie etwas mitbekommen hätte, wäre ich nicht über ein paar Zeitungsartikel gestolpert, die ihren Namen in den Schlagzeilen trugen. Aber dann, als Levi als erster zu ihr als Person wirklich durchgedrungen war, mit all ihren Problemen und Ängsten, hatte alles auf einmal sehr viel mehr Sinn gemacht. Während Dana noch immer nicht sonderlich viel über ihre Probleme mit dem Essen sprach, hatte sie Levi die Erlaubnis dazu gegeben, seine Schwester und mich in die Problematik einzuweihen. Ich war mir nicht sicher, ob Dana wusste, wie viel ihm das bedeutet hatte. Wie oft ich ihr dankbar dafür war, wenn Levi sich besonders hilflos fühlte und meinen Rat suchte.
DU LIEST GERADE
weltschmerz | ✓
Romance❝Du bist überall❞, antwortete sie schließlich. ❝Du bist in meinem Kopf, in meinem Herz, in meiner Seele. Und ich weiß nicht, wie ich es ertragen soll, dich nicht bei mir zu haben.❞ ✨ Sophie ist daran gewohnt, auf eigenen Beinen zu stehen. Und sie h...