0 9 | z e r b r e c h e n

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r o b i n

EINEN MOMENT LANG fürchtete ich, ich würde träumen.

Es gab keine andere Erklärung dafür, dass Sophie hier war. Und Gott, sah sie traumhaft aus. Ein schwarzes Kleid, das sich an ihre Oberschenkel schmiegte und mich ganz sicher um den Verstand bringen würde, würde sie ihren Mantel ablegen. Das kupferrote Haar fiel ihr über die Schultern, bildete einen Kontrast zu dem dunklen Material ihrer Kleidung. Sie sah so verdammt perfekt wie immer aus – nur ihre Doc Martins fehlten und wurden durch Pumps ersetzt.

Ich fragte mich, wo sie gewesen war, bevor sie hier aufgetaucht war. Ob das Outfit für ein Date geplant gewesen war. Ob ein anderer Mann sie so vor mir hatte sehen dürfen.

Es brachte mich beinahe um, dass ich zu diesem Gefühl der Eifersucht, das in mir aufstieg, nicht länger berechtigt war.

"Sophie", sagte ich, perplex und mit der Befürchtung, sie würde jeden Moment verschwinden. "Was machst du hier?"

Ihr Blick wanderte an mir vorbei in den Korridor, aus dem bereits die nächsten Stimmen kamen. "Wir müssen reden."

Ein bitterer Kloß bildete sich bei ihren Worten in meinem Hals. Das letzte Mal, dass wir geredet hatten, war sie vor mir geflüchtet und hatte mir zu verstehen gegeben, dass sie nicht versuchen wollte, das letzte Jahr zu vergessen.

Aber wenn ich ehrlich war, dann wusste ich bereits, dass ich nicht nein sagen würde. Nicht, wenn sie hier vor mir stand und mich an all das erinnerte, was wir fast gewesen wären.

"Okay", erwiderte ich und machte einen Schritt in Richtung der Garage. Sie folgte mir, als ich die schwere Tür aufdrückte und mich in Richtung des SUVs bewegte. Ich verstaute meine Trainingstasche im Kofferraum, während sie bereits auf der Beifahrerseite einstieg.

Mein ganzer Körper spannte. Jetzt, wo das Adrenalin langsam, aber sicher nachließ, konnte ich spüren, wie die Müdigkeit kam. Ich wusste, dass ich eigentlich nach Hause fahren, viele Kohlenhydrate zu mir nehmen und etwas Zeit auf der Faszienrolle verbringen sollte, bevor ich ins Bett fiel. Aber sobald Sophie ins Spiel kam, schien mein gesunder Menschenverstand sich aus dem Staub zu machen.

"Wo willst du hin?", fragte ich, als ich die Autotür hinter mir zuzog. "Ich kenne ein paar Restaurants, die viele vegane Optionen haben."

Sophie sah etwas verunsichert aus, als sie ihren Sicherheitsgurt einrasten ließ. "Können wir zu dir? Es wäre mir lieber, wenn wir unter vier Augen sprechen könnten."

Ihre Antwort ließ mich eine Sekunde lang stocken. Inès, die unbedingt mit mir gesehen werden wollte, zuckte durch meinen Verstand. Die mich selbst nach einem Sieg, wenn ich mich nach Kühlpacks und Ruhe sehnte, darum bat, mein Gesicht zu zeigen.

Ich nickte zustimmend. Meine Wohnung also. Fuck, das würde einige Fragen aufwerfen.

Ohne zu lange darüber nachzudenken, startete ich den Wagen und lenkte ihn aus der Garage heraus. Kurz bevor wir vor der Schranke mit dem Sicherheitspersonal ankamen, warf ich Sophie einen schnellen Blick zu. "Vielleicht solltest du deinen Kopf etwas wegducken, wenn wir aus der Einfahrt fahren."

Ihre dunklen Augen zuckten zu mir, beinahe als wäre sie überrascht, doch sie nickte. Mit eiligen Fingern strich sie sich die langen Haare hinter den Ohren hervor und ließ sie sich in ihr Gesicht fallen. Sie stützte ihren Ellbogen so auf der Seitentür ab, dass ihre Handfläche ihre Züge vor der Menge etwas abschotten würde, beinahe als würde sie versuchen, ihre Augen vor der Sonne zu schützen, die schon vor Stunden untergegangen war. Es war kein zuverlässiger Schutz und einige Kameras der Fans würden sie vermutlich trotzdem klar und deutlich abbilden, doch es war besser als nichts.

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