r o b i n
MEIN HANDY, DAS auf meinem Nachttisch vibrierte, ließ mich von dem Werbevertrag aufsehen, den mein Manager mir heute Morgen in den Briefkasten geschmissen hatte. Mit Klebe-Post-Its hatte er mir die wichtigen Passagen markiert, doch ich las den Vertrag trotzdem noch einmal durch, bevor ich meine Unterschrift auf die gekennzeichneten Linien setzte.
Es war gerade mal halb neun, doch ich fühlte mich, als wäre ich bereits seit zwei Tagen auf den Beinen. Heute Morgen war ich im Kraftraum gewesen und ich spürte jeden meiner Muskeln, sobald ich mich auch nur einen Zentimeter bewegte. Das Ausdauertraining, das am Nachmittag gefolgt war, hatte meine Oberschenkelmuskeln nicht unbedingt entlastet. Ich hatte mir vorgenommen, ein wenig Papierkram durchzugehen, bevor ich ganz sicherlich in einen Tiefschlaf verfiel. Der gedämpfte Ton des Fernsehers aus dem Wohnzimmer suggerierte mir, dass Forster andere Pläne hatte.
Ich griff nach dem Handy, das nicht zu vibrieren aufgehört hatte und warf einen Blick auf das Display. Meine Hoffnung, dass es Sophie war, die anrief, verflüchtigte sich schnell, als ich erkannte, dass es meine Mutter war. Nicht sonderlich ungewöhnlich, aber meine Glieder waren so müde, dass ich einen Moment lang überlegte, ob ich abnehmen sollte. Sobald der Gedanke jedoch meinen Verstand durchzuckte, setzte das schlechte Gewissen ein. Ich war kein besonders guter Sohn. Nicht wenn es um Anrufe, Besuche oder Themen ging, die sich nicht um Fußball drehten. Ich sollte meine Mutter öfter anrufen. Häufiger mit meinem Vater auf den Bolzplatz gehen, auf dem er meine ersten Pässe mit mir gespielt hatte. Ich sollte öfter da sein.
Mein Daumen fuhr über den Bildschirm. „Hallo?"
„Robin? Das ist ja eine Überraschung." Ich verzog das Gesicht. Sie war diejenige, die mich anrief und hielt es trotzdem für ein kleines Wunder, dass ich tatsächlich abnahm. Ich war ein Arschloch. „Ich habe gerade von den Neuigkeiten gehört."
Sie klang so glücklich, dass ich einen Moment nicht realisierte, was sie da sagte. War der neue Werbespot der Rasiermarke bereits im Fernsehen angelaufen?
„Weißt du, Karin hat mir gerade den Link zu dem Artikel auf Promitime geschickt", fuhr sie fort, ohne mich zu Wort kommen zu lassen. „Das ist immer noch ein bisschen surreal, oder nicht? Dass man richtige Artikel über dich schreibt."
Sofort setzte ich mich auf. „Was für ein Artikel?"
Einen Moment lang herrschte Stille. „Der über Sophie und dich. Hast du ihn denn nicht gesehen?"
Ich hatte mich bereits vom Bett aufgerappelt und über meinen Schreibtisch gelehnt, um meinen Laptop aufzuklappen. Der Browser öffnete sich und ich gab ein paar Schlagworte in der Suchleiste ein, nur um von einer ganzen Schar an Artikeln überrumpelt zu werden. Sobald ich die erste Schlagzeile las, entwich mir ein Fluch.
Meine Mutter wies mich nicht zurecht. „Seid ihr denn nicht wieder zusammen?"
Ich stieß einen langen Atemzug aus, während meine Augen über die Zeilen flogen. „Doch", sagte ich schließlich, aber fuck, so hatte ich mir nicht vorgestellt, meinen Eltern davon zu erzählen, dass Sophie und ich uns wieder angenähert hatten. Nicht, wenn meine Mutter letztes Jahr noch in Freudentränen ausgebrochen war, nachdem ich ihr den Ring gezeigt hatte, den ich für Sophie ausgesucht hatte. Ich hatte mir eine vertrautere Situation vorgestellt. Ein Abendessen bei ihnen, bei dem ich nicht allein vor ihrer Tür aufkreuzte. Sie nach München einzuladen und ein Wochenende mit ihnen und Sophie zu verbringen, irgendetwas, das von mir in die Wege geleitet wurde. Nicht über einen Artikel, der Sophie dastehen ließ wie die andere Frau, die der armen Inès ihren Freund geklaut hatte. „Aber es war nicht so, wie es in den Artikeln steht."
Es war nicht Sophie gewesen, die auf mich zugekommen war, während ich in einer Beziehung mit Inès gewesen war – wenn man das überhaupt so nennen konnte. Ich war es gewesen, der sie um eine zweite Chance angefleht hatte. Ich klickte auf den nächsten Artikel, doch es wurde nicht viel besser. Es klang beinahe so, als hätte Sophie versucht mich zu verführen und ich, als unmündiger Mann, der nur mit seinen Kronjuwelen denken konnte, war in ihre Falle getappt.
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weltschmerz | ✓
Romance❝Du bist überall❞, antwortete sie schließlich. ❝Du bist in meinem Kopf, in meinem Herz, in meiner Seele. Und ich weiß nicht, wie ich es ertragen soll, dich nicht bei mir zu haben.❞ ✨ Sophie ist daran gewohnt, auf eigenen Beinen zu stehen. Und sie h...