1 6 | n e u g i e r

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r o b i n

DER SCHNEE WAR geschmolzen, als ich in der folgenden Woche in die Einfahrt unserer Tiefgarage einbog. Mein Physiotherapeut hatte mich ein ganzes Stück früher gehen lassen, nachdem ich ihn davon hatte überzeugen können, dass es meinem inneren Oberschenkelmuskel wieder besser ging, obwohl ich das Training heute Morgen nicht ausgesetzt hatte. Verletzungen wie diese gehörten mittlerweile zu meinem Alltag wie das Zähneputzen – ich konnte mich nicht daran erinnern, wann mir das letzte Mal nicht irgendetwas wehgetan hatte. Während unseres letzten Spiels vor zwei Tagen hatte ein stechender Schmerz sich in meinem rechten Bein ausgebreitet, der durch die kalten Witterungsverhältnisse erst eine Chance gehabt hatte zu entstehen. Eine Menge Eis, Kompressen und das Bein zu schonen hatte jedoch Wunder gewirkt.

Ich nahm meine Sporttasche aus dem Kofferraum und verschwendete keine Zeit, in den Aufzug zu steigen. Eine warme Dusche klang gerade himmlisch. Danach würde ich mir vermutlich einige Reste, die noch im Kühlschrank standen, aufwärmen und Sophie anrufen. Ihre Besichtigungen bezüglich des Ateliers letzte Woche waren nicht ganz so erfolgsbringend gewesen, wie sie es sich erhofft hatte. Ich konnte ihre Frustration verstehen – Sophies Schlafzimmer war vielleicht halb so klein wie meins und mir vorzustellen, ständig in diesen vier Wänden zu stecken, würde mich ebenfalls unruhig machen.

Es juckte mir in den Fingern, selbst Hand anzulegen. Meinen Makler darum bitten, sich nach Studios umzusehen. Ihn zu bitten, nach Studios in München zu suchen. Aber ich wusste, dass Sophie diese Sache allein erledigen wollte. Sie hatte schon immer diesen Drang nach Unabhängigkeit besessen, doch nach unserer Trennung schien es beinahe, als hätte sie Angst davor, zu viel Verantwortung auf mich zu übertragen. Als müsste sie befürchten, dass ich sie jeden Moment im Regen stehen lassen würde.

Ich vermutete, dass eine Trennung das erstmal mit sich brachte. Und ich hoffte, dass es sich wieder ändern würde, wenn ich ihr nur genug Zeit gab, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass sie nicht mehr alles allein schultern musste. Dass ich unter dem Gewicht, das sie mit mir teilte, nicht zerbrechen würde.

Zeit. Sie brauchte Zeit.

Die Aufzugtüren öffneten sich und ich zog meinen Wohnungsschlüssel aus meiner Hosentasche hervor. Im Eingangsbereich erkannte ich Forsters Sneakers, die unordentlich neben dem Schuhregal abgestreift standen, anstatt darin verstaut zu sein. Ich rückte sie an ihren vorhergesehenen Platz, als ich ein Geräusch aus dem Wohnzimmer vernahm, das mich innehalten ließ.

Ein Stöhnen.

Oft genug hatte ich Forster gesehen, nachdem er gefoult worden war und vom Platz humpelte, um zu wissen, dass er derjenige war, der es von sich gegeben hatte.

Mein Verstand wanderte zu heute Morgen zurück, als wir zusammen auf dem Rasenplatz gestanden und einige Spieldurchläufe zum Thema Abwehrpressing durchgegangen waren. Ich hatte nicht bemerkt, dass er nach dem Trainingsende mit einem schmerzverzerrten Gesicht vom Feld gegangen war.

„Forster?", rief ich, während ich bereits in Richtung des Wohnzimmers unterwegs war. „Ist alles in Ordnung?"

Das erste, was mich überkam, als ich im offenen Wohnraum zum Stehen kam, war Verwirrung. Breite Männerschultern mit dem dazugehörigen Körper waren über die Couch gelehnt. Ich wollte mich abwenden, als ich realisierte, dass es sich nicht um ein schmerzerfülltes Stöhnen gehandelt hatte, sondern vielmehr um ein lusterfülltes.

„Sorry, Kumpel", meinte ich und machte einen Schritt zurück, um in meinem Zimmer zu verschwinden und ihm und seiner Begleitung etwas Privatsphäre zu geben, als ich einen Blick auf die Person erhaschte, die unter dem zum Glück noch angezogenen Männerkörper verschwand. Vielleicht war es Neugier, die meine Augen verweilen ließ. Weil Forster in der gesamten Zeit, die wir nun bereits zusammenlebten, kein einziges Mal ein Mädchen mit nach Hause genommen hatte. Dieses hier würde vermutlich etwas ganz Besonderes für ihn sein, wenn er es nun doch getan hatte.

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