Schleierpfote musste eingeschlafen sein, denn als er aufwachte, sickerte fahles Sonnenlicht durch den hohlen Baumstamm. Er schaute sich im Bau um. Jetzt sah alles ganz anders aus, als am Tag zuvor bei Dämmerung. Rotpfote und Bachpfote waren schon weg. Stummelpfote streckte sich gerade und trottete dann aus dem Bau. In der gegenüberliegenden Ecke von Schleierpfote lagen Lawinenpfote und Weißpfote. Daneben lag Wieselpfote in seinem Nest. Neben Schleierpfote schlief Flammenpfote und schnarchte leise vor sich hin. Langsam tappte er aus dem Bau, um die anderen nicht zu wecken. Draußen begrüßte ihn Vogelgezwitscher. Er musste kurz die Augen zusammenkneifen, da ihn die Sonne blendete.
,,Die Blattfrische fängt endlich an", schnurrte Graufell, der sich vor dem Kriegerbau ausgiebig streckte.Der Dornentunnel raschelte und Kieselstein und Spatzenfluss kamen mit drei Mäusen ins Lager. Birkenpelz kam auf die Lichtung geeilt. Als er die Ausbeute sah, fing er laut an zu schnurren.
,,Die Jagd läuft immer besser", miaute Spatzenfluss zufrieden.
Schleierpfote sah der Patrouille hinterher, bis sie verschwunden war. Er hatte eigentlich Hunger, doch nicht sonderlich Lust etwas zu essen. Lieber ging er zu Mondglanz und Steinpfote, die miteinander redeten.
,,Wird Hasenjunges wieder gesund?", fragte Mondglanz gerade besorgt.
,,Ja, ich denke schon. Ich habe ihm eine Salbe aus Brennnessel und Beinwell gegen die Verstauchung gegeben."Plötzlich kamen Streifenjunges und Nebeljunges über die Lichtung gerollt. Die beiden kugelten in einem Knäuel aus Fell quer über die Lichtung. Graufell stolperte über die beiden. Schleierpfote musste ein Schnurren unterdrücken, als der graue Kater versuchte sich aufzufangen und dann unbeholfen auf dem Bauch landete. Sturmfell hinter ihm schnurrte amüsiert.
,,Streifenjunges, komm her", rief Mondglanz wütend über die Lichtung.
Streifenjunges schaute kurz auf und preschte dann zu den drei hin, dicht gefolgt von Nebeljunges.
Als die beiden kurz vor Mondglanz waren, sprang Nebeljunges Streifenjunges an und die beiden rollten auf Schleierpfote zu. Er ging schnell einen Schritt zur Seite.
Mondglanz fing laut an zu schnurren.Streifenjunges kämpfte sich von Nebeljunges frei, doch die kleine Kätzin war schneller und gab ihm einen Tatzenhieb an den Kopf. Streifenjunges drehte sich schlagartig um und biss Nebeljunges in den Schwanz. Die heulte auf und leckte sich schnell den Schwanz ab, bevor sie sich wieder auf Streifenjunges stürzte.
,,Oh, nein, ich wurde besiegt", miaute er mit einem belustigten Unterton in der Stimme.
Nebeljunges hüpfte triumphierend um ihn herum. Dann drehte sie den Kopf zu Schleierpfote.
,,Kannst du uns ein paar Kampfzüge zeigen?", miaute sie unternehmungslustig.,,Ich habe mein Training noch nicht begonnen", miaute Schleierpfote.
Die Jungen machten ein enttäuschtes Gesicht. Er war sich aber auch nicht sicher, ob man Jungen schon Kampfzüge beibringen durfte.
,,Komm jetzt. Es wird Zeit für dein Sonnenhochschläfchen", miaute Mondglanz und schob Streifenjunges mit dem Schwanz vor sich her.
,,Ich möchte aber mit Nebeljunges spielen", protestierte das Junge.
,,Das kannst du nachher", versprach seine Mutter.Als die beiden in der Kinderstube verschwunden waren, drehte sich Schleierpfote zu Steinpfote um.
,,Wird Hasenjunges wirklich wieder gesund?", fragend schaute er sie an.
,,Natürlich! Glaubst du, ich lüge Mondglanz an?"
,,Nein, aber manchmal ist es doch besser, wenn eine Mutter sich nicht unnötig Sorgen macht. Wie geht es eigentlich Sardinenpelz?", fragte er, um schnell das Thema zu wechseln.
,,Naja, sie hat eine Schramme überm Auge und ein Riss im Ohr, aber sonst dürfte es nicht problematisch werden."
Er überlegte kurz, was er sie noch fragen konnte. Im Unterhalten war er wirklich nicht so gut.,,Wieso bist du eigentlich Heilerin geworden?", fragte er deshalb.
,,Wieso bist du keiner geworden?", miaute sie abweichend.
,,Ich wurde nie gefragt."
,,Ich glaube, sie haben dich nicht gefragt, weil es schon eine Heilerschülerin gibt. Ich wollte es unbedingt werden, weil ich Katzen nicht auf so eine kämpferische Weise wehtun wollte, wie es Krieger manchmal tun", miaute sie leise.
,,Wieso sagst du das so? Tust du jetzt auch noch Katzen weh?", wunderte sich Schleierpfote.
,,Ja, zum Beispiel, wenn ich ein Bein wieder ausrenken muss. Oder manche Salben brennen auch gewaltig. Aber da ist alles zum Wohl meiner Clan Gefährten."
,,Gut zu wissen."
DU LIEST GERADE
Warrior Cats - Der verlorene Anführer (Vorgeschichte)
FanfictionDas junge Hauskätzchen Schleier lebt glücklich und zufrieden bei seinen Zweibeinern. Doch aufgrund eines Missverständnisses wird er rausgeschmissen. Zu seinem Glück trifft er einen Kater, der ihn mit zu einer großen Katzengruppe nimmt - dem SonnenCl...