19. Kapitel

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Als die drei Katzen den Zweibeinerort erreichten, stand die Sonne schon hoch am Himmel.
,,Das kam mir dieses Mal ziemlich lang vor", stöhnte Flammenpfote und gähnte.
,,Was machen wir jetzt?", fragte Stummelkralle und schaute ratlos auf den glatten Zweibeinerweg, der still dalag.
,,Ich würde vorschlagen, wie suchen uns erst mal einen Platz, wo wir bleiben können", miaute Schleierpfote und hoffte, dass er nichts Falsches sagte.

,,Aber nichts in der Nähe von Zweibeinern", miaute Flammenpfote und sträubte ihr Fell.
,,Es gibt hier in der Nähe einen alten Schuppen, der steht etwas abseits von den anderen Bauen", miaute Schleierpfote.
Er hatte von anderen Hauskätzchen schon oft Geschichten über den Schuppen mit vielen Mäusen drin gehört.
,,Was ist ein Schuppen?", fragte die orange Kätzin verwirrt.
,,Wahrscheinlich so ein Hauskätzchenwort", neckte Stummelkralle.

Schleierpfote schnurrte und warf ihm ein Blatt ins Gesicht.
,,Lasst uns weitergehen und diesen ,,Schuppen" suchen", miaute Flammenpfote genervt und trat vorsichtig an den Donnerweg.
,,Ok, ok..", miaute Stummelkralle.
Schleierpfote horchte und konnte kein Monster hören.
,,Ich glaube, es ist sicher", miaute der hellbraune Kater vor Schleierpfote.
Schnell lief er über den kleinen glatten Weg rüber. Flammenpfote folgte ihm. Schleierpfote lief als letztes rüber. Der harte Stein war warm von den vielen Monstern, die mit ihren harten runden Pfoten darübergesaust waren. Schnell war er bei den anderen angekommen.

,,Wir hatten Glück, dass kaum welche unterwegs waren", miaute Stummelkralle erleichtert und setzte sich kurz hin.
,,Etwa schon kaputt?!", ärgerte ihn Flammenpfote.
,,Nein, ich wollte nur kurz warten, bis wir weitergehen, um zu überlegen, was wir jetzt machen. Schleierpfote, was schlägst du vor?"
Der junge Kater war etwas überrascht, dass ihn ein Krieger um seine Meinung fragte. Er überlegte kurz.
Wo eine Unterkunft war, wusste er, aber es war noch keine Zeit, um zu rasten. Erst sollten sie ein bisschen den Ort erkunden. Schleierpfote wusste zwar, wo vieles war, aber einen bestimmten Teil des Ortes hatte er nie erkundet, da er lieber in seinem Territorium geblieben ist.

,,Wir sollten erst mal den Zweibeinerort erkunden und nach möglichen Gefahren Ausschau halten", miaute er dann.
Stummelkralle nickte und erhob sich wieder.
,,Dann mal los! Schleierpfote, geh vor! Du kennst dich hier am besten aus."
Schleierpfote schob sich durch das Gebüsch und die anderen folgten dicht hinter ihm. Hinter der grünen Reihe lag ein kleiner Sandweg, wo es stark nach Hund roch. Dahinter erstreckte sich eine große grüne Ebene mit ein paar Bäumen.
,,Ihhh, wie das stinkt", rief Flammenpfote und wich von einem glänzenden grauen Ding zurück.

,,Halt dich von Dingen, die du nicht kennst, lieber fern", miaute Stummelkralle warnend.
,,Als ob ich das nicht wüsste", fauchte Flammenpfote.
Stummelkralle machte ein genervtes Gesicht. Schleierpfote konnte ihn zwar verstehen, doch Flammenpfote war eben einmal sehr selbstsicher und das bewunderte Schleierpfote auch an ihr. Er selber wäre auch gerne so, aber dazu war er viel zu ruhig.
,,Können wir weiter?", unterbrach Flammenpfote seine Gedanken.
,,Ja, aber hier wäre auch ein guter Platz für die Nacht", miaute Stummelkralle. ,,Natürlich nicht nah an den Sandwegen, weil es da am meisten nach Hund riecht. Aber besser als dieser ,,Schuppen" ist es..."

Flammenpfote schnurrte amüsiert und deutete mit dem Schwanz auf zwei Zweibeinerjunge, die sich etwas grellen rundes zuwarfen.
,,Das sieht aber dumm aus", schnurrte Stummelkralle.
,,Vorsicht! Hund!", fauchte Schleierpfote und sprang schnell ins Gebüsch zurück.
Die andern beiden brachten sich mit überraschten Aufschreien auch in Sicherheit.
,,Ich hoffe, er sieht uns nicht", flüsterte Flammepfote und drückte sich platter auf den Boden. ,,Und selbst wenn, dann zerkratze ich ihm seine kleine rosa Nase."
In dem Moment schoben sich zwei schnüffelnde Hundenasen ins Gebüsch.

,,Rennt", kreischte Stummelkralle und schoss raus.
Schleierpfote rannte ihm hinterher, hinter ihm noch Flammenpfote. Der hellbraune Kater schoss einmal quer über die Grünfläche, die Hunde direkt hinter ihnen. Die Zweibeinernester kamen immer näher.
,,Wir schaffen es nicht mehr bis dort", hörte Schleierpfote die orangene Kätzin hinter sich keuchen.
,,Dann ab auf die Bäume", miaute Stummelkralle und änderte rückwärtig die Richtung.

Er steuerte auf eine große Eiche zu und war mit einem Satz oben. Flammenpfote überholte Schleierpfote noch auf den letzten Schwanzlängen und war sofort oben. Der graue Kater sammelte seine letzte Energie und sprang ab. Er strampelte kurz in der Luft, bevor er sich sicher auf einen Ast hochzog. Einen Moment später schlugen schon scharfe Hundezähne dort ein, wo er eben noch gehangen hatte. Schnell sprang er noch einen Ast höher. Neben ihm saß jetzt Flammenpfote, während Stummelkralle von weiter oben auf die Hunde hinabschaute. Die sprangen bellend an dem Stamm der Eiche hoch. Der eine war klein und weiß, der andere sehr kräftig und braun. Schleierpfote schluckte, wenn er daran dachte, was dieser Hund mit Katzen wie ihm machen könnte.

Plötzlich hörte er Zweibeiner bellen. Die Hunde spitzen die Ohren, hörten kurz auf zu bellen und guckten durch die Gegend. Dann fingen sie wieder an am Baum hochzuspringen und zu bellen. Zwei ausgewachsene Zweibeiner kamen über die Wiese geeilt, mit festen Ranken in der Hand. Die legten sie den winselnden Hunden an und zogen sie weg.
,,Das war knapp", keuchte Flammenpfote erleichtert.
,,Das stimmt", miaute Stummelkralle. ,,Lasst uns weitergehen."

Er sprang vom Baum runter und landete im Gras. Schleierpfote und Flammenpfote folgten ihm.
,,Sollen wir zu den ganzen Nestern der Zweibeiner gehen?", fragte Flammenpfote ungläubig.
,,Wenn wir Blatthimmel finden wollen, dann ja", miaute Schleierpfote entschlossen.
,,Dann geh wieder vor", meinte die rote Kätzin.
Schleierpfote sprang vor. Die Baue kamen immer näher, bis sie an die erste hölzerne Mauer kamen.
,,Das ist ein Zaun", miaute er.

,,Ja, ganz toll. Werde ich mir bestimmt merken." Flammenpfote verdrehte die Augen.
Stummelkralle miaute amüsiert: ,,Also ich finde das ganz interessant."
,,Schon klar", murmelte Schleierpfote und ging weiter.
Von allen Richtungen wehten jetzt Gerüche auf sie ein. Von Zweibeinerfressen bis zu anderen Tieren wie Hunden oder Vögeln.
Der graue Kater lief um eine Ecke und sprang auf einen Zaun, um zu schauen, wo sie jetzt weitergehen könnten. Er sprang auf der anderen Seite wieder runter und überquerte die Grünfläche, die anderen folgten ihm langsam. Plötzlich blieb Flammenpfote stehen.

,,Was ist denn das?", miaute sie.
Die beiden Kater drehten sich um. Die Kätzin stand vor einer komischen Figur, die oben spitz war und grelle Farben hatte.
,,Wozu das bloß gut ist?", fragte sich Flammenpfote.
Schleierpfote drehte sich um und sprang weiter und über den nächsten Zaun. Als er um die nächste Ecke lief, standen sie vor einem dicken Baum und dahinter waren nur noch ein paar Zweibeinernester. Schleierpfote kam diese Gegend bekannt vor.
,,Hey, schaut mal, dort hinten ist der Wald", miaute Stummelkralle und deutete auf die Baumreihe hinter den Zweibeinerbauen.

Schleierpfote hörte ihn kaum. Dieser Ort kam ihm bekannt vor. Etwa aus seinem Traum oder...?
,,Schleier, bist du das?"
Der graue Kater drehte sich um. Vor ihm standen Biene und Minka.

Warrior Cats - Der verlorene Anführer (Vorgeschichte)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt